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Historisch. Der FC Bayern kassiert in Mönchengladbach die höchste Niederlage seiner Pokalgeschichte.

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Update

Nicht nur 0:5 bei Borussia Mönchengladbach: Wenn der große FC Bayern mal verliert

In der Vergangenheit haben Niederlagen des FC Bayern zuweilen einen Trend bestätigt, oft wurden die Münchner danach aber nur stärker. Ein Rückblick.

Ja, auch die Superduperbayern, die Seriensieger und Nimmersatten können mal so richtig untergehen. Am Mittwochabend in der zweiten Pokalrunde bei Borussia Mönchengladbach kassierte der große FC Bayern mit 0:5 seine höchste Niederlage im DFB-Pokal.

Sportdirektor Hasan Salihamidzic fand den Auftritt „schockierend“ und Thomas Müller sagte: „So ein kollektives Versagen von einer Bayern-Mannschaft in so einem wichtigen Spiel habe ich selber noch nicht erlebt, deswegen ist das erstmal ein bisschen schwierig zu fassen.“

Müller darf sich aber zumindest damit trösten, dass es nicht die erste Bayern-Niederlage in der Vereinsgeschichte war und tatsächlich gab es früher auch mal richtige Klatschen. Aus gegebenen Anlass blicken wir deshalb zurück auf einige ebenso überraschende wie legendäre Niederlagen..

1974/75 – 0:6 bei Kickers Offenbach

Zu Beginn der Saison 1974/75 sind die Bayern Letzter. Nur kurz, dafür heftig: Am ersten Spieltag heißt es 0:6 bei Kickers Offenbach. Das Spiel wird in Frankfurt ausgetragen, weil der Bieberer Berg einen neuen Rasen bekommt. Die Münchner sind zuvor dreimal in Serie Deutscher Meister geworden. In Frankfurt stehen sechs Spieler auf dem Platz, die wenige Wochen zuvor den WM-Titel gewonnen hatten. Bis auf Jupp Kapellmann waren sie alle im Finale dabei.

Doch im Ligaalltag ist Offenbach – mit Otto Rehhagel als Trainer – an diesem schwülen Augustsamstag vor 35 000 Zuschauern im Waldstadion einige Nummern zu groß. Erwin Kostedde (zwei Tore), Winfried Schäfer, Dieter Schwemmle, Sigfried Held und Egon Bihn schenken dem aktuellen Sieger des Europapokals der Landesmeister richtig ein. Auch danach wird es in der Bundesliga nicht die Saison der Bayern, sie werden Zehnter. Dafür holen sie erneut den Europacup.

1991/92 – 2:6 bei B 1903 Kopenhagen

In der Saison 1991/92 ist bei den Bayern nicht nur das Trikot neu (siehe oben). Die Mannschaft befindet sich nach den Abgängen von Stefan Reuter und Jürgen Kohler sowie dem Karriereende von Klaus Augenthaler im Umbruch, die Ansprüche sind daher ungewohnt bescheiden. Sogar Uli Hoeneß spricht einen Satz, für den ihm heute wegen vereinsschädigen Verhaltens der Mitgliedsausweis entzogen werden würde: „Wir starten nicht in die Saison mit dem Ziel, unbedingt Meister zu werden.“ Recht hat er.

Schon das erste Heimspiel geht 1:2 gegen den späteren Absteiger Hansa Rostock verloren. Und das ist erst der Anfang. Im weiteren Verlauf der Saison folgen weitere Heimniederlagen, unter anderem gegen die Stuttgarter Kickers (1:4) und im DFB-Pokal gegen den Zweitligisten Homburg (2:4).

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Tiefpunkt aber ist das Hinspiel in der zweiten Runde des Uefa-Cups bei B 1903 Kopenhagen. Als Nachfolger des entlassenen Jupp Heynckes sitzt inzwischen Sören Lerby auf der Trainerbank. Das Spiel in seiner dänischen Heimat ist sein drittes als Chef, und es endet für ihn mit der dritten Niederlage. Nach einem 1:1 zur Pause heißt es am Ende 2:6.

Lerby bleibt nur ein Intermezzo, wird schon nach wenigen Monaten durch Erich Ribbeck ersetzt, der zuvor als Repräsentant für Bayerns Hauptsponsor Opel tätig war.

„Sir“ Erich verhindert zumindest das Schlimmste und führt die Mannschaft am Saisonende immerhin noch auf Platz zehn, nachdem sie zwischenzeitlich sogar gefährlich nah an der Abstiegszone gewandelt ist.

Sechs Männer, eine Mauer. Die Herren Grahammer, Effenberg, Pflügler, Labbadia, Bender und Ziege (v.li.) versuchen das Schlimmste zu verhindern.
Sechs Männer, eine Mauer. Die Herren Grahammer, Effenberg, Pflügler, Labbadia, Bender und Ziege (v.li.) versuchen das Schlimmste zu verhindern.

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1997/98 – 0:1 gegen den 1. FC Kaiserslautern

Zum Auftakt der Saison 1997/98 kommt Aufsteiger Kaiserslautern ins Münchner Olympiastadion – mit Trainer Otto Rehhagel. Der war 15 Monate zuvor bei den Bayern nach einer 0:1-Heimniederlage gegen Hansa Rostock entlassen worden. Seitdem hatten die Münchner zuhause nicht mehr verloren und waren unter Trainer Giovanni Trapattoni 1997 Meister geworden. Gegen die kantigen Pfälzer tun sich die Bayern schwer, in der 80. Minute köpft der Däne Michael Schönberg nach einem Freistoß das 1:0-Siegtor.

„Wir dürfen uns jetzt nicht verrückt machen lassen“, sagt Lothar Matthäus nach dem Spiel. Und Präsident Franz Beckenbauer meint: „Es ist besser, das erste Spiel zu verlieren als das letzte, jetzt wissen sie, wo's langgeht.“ Mit „sie“ meint er die Spieler, doch die werden in der kompletten Saison nie die Tabellenführung übernehmen, auch wenn sie anders als Kaiserslautern das letzte Spiel gewinnen.

Zwar gibt es über die gesamte Saison hinaus einen Zweikampf mit Kaiserslautern, aber in diesem liegt der FCK immer vorne. Vor dem Rückspiel auf dem Betzenberg haben die Bayern vier Punkte Rückstand – danach sind es sogar sieben. Beim 0:2 bleiben sie wieder ohne Tor, und auch wenn Kaiserslautern im späteren Saisonverlauf noch ein bisschen wackelt, ist die Meisterschaft vorentschieden. In Erinnerung bleibt aus Bayern-Sicht vor allem die Wutrede von Trainer Trappatoni („Was erlauben Strunz?“), dabei holt das Team am Ende neben der Vizemeisterschaft immerhin noch den DFB-Pokal.

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2000/01 – 2:4 i. E. beim 1. FC Magdeburg

In der zweiten Pokalrunde müssen die Bayern zum 1. FC Magdeburg, dem einzigen DDR-Europapokalsieger, der damals aber in der Oberliga herumkrebst. Die 26 000 Zuschauer im ausverkauften Ernst-Grube-Stadion werden Zeuge eines typischen Pokalfights, in dem die Brust beim Außenseiter von Minute zu Minute größer wird. Magdeburg setzt sich schließlich im Elfmeterschießen durch. Ottmar Hitzfeld sagt danach: „Ich bin maßlos enttäuscht. Eine normale Leistung hätte gereicht." Der Bayern-Trainer war nicht ganz unschuldig am Ausscheiden, er hatte in Anbetracht des vermeintlichen leichten Gegners personell kräftig rotieren lassen.

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Im Laufe der Saison gibt es weitere Rückschläge. In der Zwischenrunde der Champions League unterliegen die Bayern bei Olympique Lyon 0:3, danach schimpft Präsident Franz Beckerbauer: „Das ist nicht Fußball, das ist Uwe-Seeler-Traditionsmannschaft, Altherren- Fußball.“ So richtig flüssig läuft es danach auch in der Bundesliga nicht, im Frühjahr setzt es Heimniederlagen gegen Bremen und Schalke. Doch S04 wird am Ende nur Meister der Herzen, der Titel geht wieder nach München. Und nicht nur das: Die Bayern holen auch noch die Champions League – nach Elfmeterschießen gegen den FC Valencia. Von den Spielern, die knapp sieben Monate zuvor in Magdeburg in der Startelf standen, spielen in diesem Endspiel nur drei von Beginn an.

2011/12 – 2:5 gegen Borussia Dortmund

2012 werden die Bayern letztmals nicht Deutscher Meister. Jupp Heynckes hat damals die Münchner zum dritten Mal als Trainer übernommen. Mit ihm kommt Manuel Neuer als neue Nummer eins. Bis zum 19. Bundesliga-Spieltag läuft alles nach Plan, die Bayern sind Tabellenführer. Doch dann übernimmt Borussia Dortmund die Spitze und gibt sie nicht mehr ab. Der BVB gewinnt beide Saisonspiele 1:0, fast noch bitterer aber ist das 2:5 im Pokalfinale am 12. Mai im Berliner Olympiastadion. „Wir haben defensiv eine katastrophale Leistung gebracht. Aber wir haben ein großes Ziel am nächsten Samstag vor Augen“, sagt Heynckes nach dem Spiel.

Da treffen die Bayern in der Champions League im „Finale dahoam“ auf den FC Chelsea. Doch auch hier gibt es kein Happy End, im Elfmeterschießen triumphieren die Londoner. Die Saison für die Bayern endet für ihre Verhältnisse im Desaster – sie werden dreimal Zweiter. Ein Jahr später allerdings rächen sie sich mit dem Triple aus Meisterschaft, Pokal und Champions League. Im europäischen Finale wird dabei Dortmund 2:1 besiegt.

Miese Stimmung. Die Spieler des FC Bayern konnten gegen Kiel das Schlimmste nicht verhindern.
Miese Stimmung. Die Spieler des FC Bayern konnten gegen Kiel das Schlimmste nicht verhindern.

© Bergmann/Imago

2020/21 - 5:6 nach Elfmeterschießen bei Holstein Kiel

Besondere Spiele erfordern besondere Trikots. Das trifft auch auf das Pokalaus des FC Bayern bei Holstein Kiel in der vergangenen Saison zu. Wenn auch nicht unbedingt so, wie sich die Münchner sich das im Voraus gedacht haben.

Im Zweitrundenspiel in Kiel liefen die Bayern zum ersten (und einzigen) Mal in Sondertrikots auf, die Pharrell Williams designt hat und die nun für einen guten Zweck verkauft werden. Ihr Aussehen orientiert sich an einem historischen Vorbild: an den Bayern-Trikots der Jahre 1991 bis 1993. „Sie waren und sind bis heute ausdrucksstarke, visuelle Statements einer großartigen Design-Epoche”, sagt Jürgen Rank, der Chefdesigner des Bayern-Ausrüsters Adidas.

Bei genauerem Hinsehen aber war die Wahl ausgerechnet dieses Trikots nicht unbedingt die glücklichste. Mit und in ihm haben die Münchner in zwei Jahren keinen einzigen Titel gewonnen, was aus heutiger Sicht fast schon surreal erscheint. Immerhin zogen sie es nach dem verlorenen Elfmeterschießen – das Ausgleichstor des Zweitligisten zum 2:2 war zuvor tief in der Nachspielzeit gefallen – auch nicht mehr an und holten später ihren neunten Meistertitel in Folge.

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