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Derzeit machen die Fans noch im Olympiastadion Stimmung.

© dpa

Neues Stadion für Hertha BSC: Berlin ist nicht genug

Herthas Fans scheitern mit dem Plan, den Standort für ein neues Stadion festzusetzen – der Verein reagiert erleichtert.

Werner Gegenbauer, 67, machte oben auf dem Podium ein Gesicht wie nach einem 3:0-Sieg Herthas gegen Irgendwen. Was nicht viel zu bedeuten hat, denn Herthas Vereinspräsident macht nach einem 0:4 der Mannschaft eigentlich kein anderes Gesicht. Insofern war es vielleicht nur konsequent, wie der starke Mann von Berlins größtem Klub die wichtigste Entscheidung des Montagabends quittierte – ungerührt. Seit Gegenbauer vor mehreren Monaten angekündigt hat, Hertha BSC werde 2025 in einem eigenem, reinem Fußballstadion spielen, das nicht zwingend innerhalb der Stadtgrenze liegen müsse, wird über dieses Thema zum Teil hoch emotional diskutiert.

Der Großteil der Mitglieder hatte sich immer wieder massiv gegen einen möglichen Spielort außerhalb Berlins ausgesprochen – am heftigsten auf der Mitgliederversammlung des Vereins vor einem halben Jahr, als die Mehrheit der damals anwesenden Mitglieder den ausgeguckten Standort Brandenburg Park in Ludwigsfelde ausschließen wollte. Diese Option brachte der Verein allerdings nur für den Fall ins Spiel, dass sich ein bevorzugter Plan, ein Neubau auf dem Gelände des Olympiaparks in unmittelbarer Nähe der jetzigen Spielstätte, nicht realisieren ließe.

Der Berliner Senat, Eigner des Olympiastadions, brachte selbst einen Umbau der bisherigen Spielstätte ins Gespräch. Gegenbauer wertete das Begehren der Mitglieder seinerseits als Misstrauensvotum. Herthas Präsident wiederholte auf der Mitgliederversammlung im Mai seine Aussage vom März 2017, dass in der Stadionangelegenheit keine Entscheidung gegen den Willen der Mitglieder getroffen werde. Man sei ja nicht „taub und blind“, sagte Gegenbauer. Das aber war einem Teil der Mitgliederschaft nicht genug, sie hatten für die Mitgliederversammlung am Montag nun den Antrag gestellt, den Spielort Berlin als verbindlich für alle Hertha-Mannschaften in der Vereinssatzung festschreiben zu lassen.

Doch dieser Antrag verfehlte die für eine Satzungsänderung erforderliche Dreiviertel-Mehrheit. Statt der erforderlichen 75 Prozent stimmten nur rund 60 Prozent der anwesenden Mitglieder (776 Stimmen) für den Antrag, und knapp 40 Prozent (509 Stimmen) dagegen. Demnach folgten viele Mitglieder am Montagabend dem von Gegenbauer vorgetragenen „Wunsch des Präsidiums“, auf eine Satzungsänderung zu verzichten. Entscheidend für den dann doch etwas überraschenden Ausgang dürften die Ausführungen von Präsidiums-Mitglied und Rechtsanwalt Ingmar Pering gewesen sein, der darauf hinwies, dass eine Satzungsänderung möglicherweise gar nicht für das Bundesliga–Team gelten könnte. Die Profiabteilung ist seit 2001 aus dem e.V. ausgegliedert und daher nicht zwangläufig an die Satzung des Vereins gebunden. „Die Satzung regelt die Angelegenheiten des e.V.“, sagte Pering, „die Spielorte der KG regelt sie nicht.“

Gegenbauer sagte hinterher, dass das Präsidium auch mit einem anderen Ergebnis hätte leben können, aber so sei es einfacher. Wirklich? Das sieht wohl nur in der Theorie so aus. Natürlich ist Hertha die Brandenburg-Option nicht aus der Hand geschlagen worden im Ringen mit dem Senat um eine Berliner Lösung. Aber der Senat hat eben auch vernommen, dass Ludwigsfelde nicht mehr ist als eine Alternativlösung – eine Drohkulisse, die niemand ernsthaft möchte.

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