zum Hauptinhalt

Neues Projekt von Makkabi Deutschland: Bekämpfung von Antisemitismus im Sport

Viele Athleten von Makkabi haben schon einmal Antisemitismus erlebt. Besonders im Fußball haben solche Vorfälle allerdings häufig keine Konsequenzen.

Ein Spieler, der angepöbelt wird, ob er sich „nicht schämt, mit dem Judenstern auf dem Spielfeld aufzulaufen“; eine Mutter und ihr Sohn, die vom Spielfeldrand als „Scheißjuden“ beschimpft werden, und ein Schiedsrichter, der von einem Spielführer mit dem Hitlergruß begrüßt wird.

Antisemitische Vorfälle wie diese begegnen den Athlet*innen des jüdischen Sportverbandes Makkabi Deutschland regelmäßig. Das zeigt auch die Statistik: So ergab jetzt eine Umfrage, dass 39 Prozent aller Sportler*innen des Vereins mindestens einmal von einem antisemitischen Vorfall im Sport betroffen waren. 47 Prozent nahmen in den vergangenen fünf Jahren einen Anstieg an antisemitischen Vorfällen im Sport wahr. Besonders im Fußball werden sie häufig nicht als solche erkannt beziehungsweise geduldet.

Auch Noam Petri musste bereits Antisemitismus auf dem Fußballplatz erfahren. „Im Alter von zehn Jahren bin ich das erste Mal auf einem Fußballplatz antisemitisch beleidigt worden“. Er spielt seit seinem dritten Lebensjahr bei Makkabi und ist mittlerweile Kapitän der U-18-Fußballmannschaft. Häufig griffen die Schiedsrichter nicht ein, erzählt der 17 Jahre Fußballer, und viele wüssten nicht, wie sie mit antisemitischen Beleidigungen umgehen sollten. „Einmal hat eine Mutter laut reingerufen ‚Ihr Juden habt doch den Schiedsrichter bestochen', aber das Spiel wurde nicht abgebrochen, und sie wurde nicht vom Spielfeld verwiesen. Die Schiedsrichter sind teilweise nicht gut genug ausgebildet, um das Ganze zu handeln.“ Bis heute würden antisemitische Äußerungen und körperliche Angriffe kaum bestraft, sagt Petri.

[Wenn Sie aktuelle Nachrichten aus Berlin, Deutschland und der Welt live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können]

Makkabi Deutschland hat nun in Kooperation mit dem Zentralrat der Juden in Deutschland und der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf das Präventionsprojekt „Zusammen1“ ins Leben gerufen. Ziel soll es sein, den organisierten Sport nachhaltig für Antisemitismus zu sensibilisieren und mit Lösungsvorschlägen zu stärken. Beispielsweise durch Schulungen und Bildungsangebote, bei denen auf die Facetten des Antisemitismus aufmerksam gemacht wird.

Meldestelle für antisemitische Vorfälle

„Oftmals denken Menschen leider immer noch, Antisemitismus sei ein Problem der toten Juden. Das ist falsch. Antisemitismus ist auch ein aktuelles Problem, das wir heute haben auf den Sportplätzen, in den Schulen und anderswo“, sagt Projektleiter Luis Engelhardt. Gemeinsam mit der Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus (RIAS) hat „Zusammen1“ außerdem eine Meldestelle für antisemitische Vorfälle im Sport eingerichtet.

„Beim Thema Antisemitismus darf es auch im Fußball keinen Spielraum geben“, bekräftigt Günter Distelrath, Vizepräsident für Integration beim Deutschen Fußball-Bund. Nicht nur gegen die sichtbaren Fälle müsse konsequent vorgegangen werden, sondern auch die Dunkelziffern müssten beleuchtet werden.

Alon Meyer, Präsident von Makkabi Deutschland, beobachtet eine zunehmende Feindlichkeit in den vergangenen Jahren: „Dem, was gerade auf deutschen Fußballplätzen passiert, müssen wir alle entschieden entgegentreten." Die Politik habe sich zu lange aus dem Sport rausgehalten; dabei könnten gerade beim Sport Werte vermittelt werden. „Man kann mithilfe des Sports Brücken bauen so einfach wie nirgendwo anders.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false