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Hat jetzt das Sagen. Stéphane Richer, Sportdirektor der Eisbären Berlin, ist nun auch als Trainer in der Verantwortung.

© Arne Immanuel Bänsch/dpa

Neuer Trainer: Stéphane Richer soll es bei den Eisbären richten

Die Eisbären Berlin wollen unter dem neuen Cheftrainer endlich wieder wie ein Spitzenteam auftreten. Das bedeutet aber auch: Die Zeit der Ausreden ist vorbei.

Stéphane Richer bewegte sich gemächlichen Schrittes zu seinem Zweitarbeitsplatz. Der Sportdirektor der Eisbären Berlin ist nach der Entlassung von Clement Jodoin neuerdings auch Cheftrainer der Berliner. Am Donnerstagvormittag leitete er seine erste Einheit im Wellblechpalast zu Hohenschönhausen. Dafür musste er ein bisschen im Kleiderschrank wühlen, seinen alten Trainingsanzug hatte er aber schließlich doch gefunden. „Nur die Schlittschuhe sind neu“, erzählte er nach den 90 Minuten auf dem Eis.

Zwar saß die Trainingskluft ein wenig knapp an einigen sensiblen Stellen; sie ist auch nicht so elegant wie die Anzüge, die Richer sonst in der Chefetage trägt. Je länger das Training dauerte, desto selbstverständlicher wurde es allerdings für den 52-Jährigen. „Ich habe das eben im Blut“, witzelte Richer hinterher.

Noch am Vorabend hatten sich die Eisbären nach den zuletzt schwachen Leistungen – gerade vor eigenem Publikum mit vier Niederlagen in Folge – von Jodoin getrennt. „Wir haben einfach zu viele Spiele verloren und die Art und Weise, wie man verliert, ist dabei entscheidend“, sagte Nationalspieler Marcel Noebels. Persönlich tue es ihm sehr leid, weil Jodoin ein wirklich „feiner Mensch“ gewesen sei, „aber der Trainer ist nun mal meistens derjenige, der den Kopf hinhalten muss.“

Nun soll es also Richer richten, der 2017 in Berlin als Co-Trainer begann und während seiner Stationen in Mannheim und Hamburg auch schon Chefcoach war. Die Eisbären haben sich damit für die naheliegendste Lösung entschieden – und auch für die billigste, zumal die Assistenten Gerry Fleming und Steffen Ziesche weiter fester Bestandteil des Teams sind.

Wie lange Richer in Doppelfunktion agieren wird, ließ er noch offen: „Es gibt keinen Zeitdruck in der Trainerfrage. Natürlich prüfen wir alle Optionen, wir sind aber nicht in Panik.“ Der Fokus liege nun auf der Mannschaft, die wieder Spiele gewinnen und ihre Konstanz finden müsse.

Noebels: "Jetzt trainieren wir unter dem oberen Boss"

Am Donnerstag war beim Training schon einmal mehr Zug zu erkennen. Es ging deutlich aggressiver und schneller zu Werke als zuletzt unter Jodoin. „Ich habe aber nur Kleinigkeiten verändert“, sagte Richer. Dazu gehört zum Beispiel, die Sturmreihen umzustellen. Wie das dann genau gegen die Augsburger Panther am Freitagabend im Heimspiel in der Arena am Ostbahnhof aussehen könnte (Beginn: 19.30 Uhr), wird Richer allerdings erst kurzfristig entscheiden.

Die Spieler jedenfalls wissen, was von ihnen gefordert wird. „Wir müssen jetzt unsere Leistung abrufen, es ist noch nicht zu spät und wir wollen noch nach oben. Klar ist aber, dass es keine Ausreden mehr gibt“, sagte Noebels.

Angesichts von zehn Punkten Rückstand auf Rang vier ist nach 29 von 52 Hauptrundenspielen tatsächlich ausreichend Zeit, um das erklärte Ziel für die erste Saisonphase noch zu erreichen. Dem Spiel gegen die derzeit viertplatzierten Augsburger kommt da natürlich eine besondere Bedeutung zu – erst recht vor eigenem Publikum. „Wir wollen endlich mal unseren Heimfluch brechen“, sagte Noebels.

Zuletzt hatte es fast den Eindruck, als würden die Eisbären ihre Halle leer spielen wollen. Die kommenden Partien rund um Weihnachten und den Jahreswechsel sind allerdings schon so gut wie ausverkauft. Umso wichtiger ist es, dass die Berliner dann überzeugen. Immerhin steht hinter allem ja der Eigentümer aus Los Angeles, der gerade schon genug Frust mit seinem NHL-Team schiebt, den LA Kings.

Marcel Noebels weiß: „Jetzt trainieren wir unter dem oberen Boss, danach kommt nur noch Peter John Lee und dann schon einer aus L.A.“ Soweit wollen es die Berliner sicherlich nicht kommen lassen. Sollte es jetzt endlich besser laufen, hätten sich die Spieler allerdings selbst entlarvt. Bleibt es hingegen weiter durchwachsen, müsste sich Stéphane Richer viele unangenehme Fragen gefallen lassen – und das in Funktion als Trainer und Sportdirektor gleich doppelt.

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