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Rückkehr nach London. Frank Lampard wird beim FC Chelsea Nachfolger von Maurizio Sarri.

© Tony O'Brien/Reuters

Neuer Trainer in der Premier League: Der FC Chelsea geht mit Frank Lampard ins Risiko

Vereinslegende Frank Lampard übernimmt zur neuen Saison das Traineramt beim FC Chelsea. Dabei hat er als Coach bisher nur Zweitliga-Erfahrung.

Wenn Fußballfans in England den Trainer des Gegners besingen, und das in einem guten Sinne, dann muss etwas Besonderes vor sich gehen. In der letzten Saison geschah dies Ende Oktober beim Pokalspiel zwischen dem FC Chelsea und Derby County, als Frank Lampard zum ersten Mal seit seinem Abschied 2014 in das Stadion zurückkehrte, in dem sie ihn als Legende verehren. Durch einen Sieg gegen Manchester United hatte Lampard in seiner ersten Trainersaison mit Derby County das Achtelfinale des League Cups erreicht. Der Gegner war natürlich der FC Chelsea.

Daran, dass Frank Lampard bis heute eine der größten Vereinsikonen ist, wird an diesem Abend kein Zweifel gelassen. Ein großes Banner, das Lampard in jubelnder Pose im Trikot des FC Chelsea zeigt, wird über dem Mathew Harding Stand heraufgezogen. Daneben ein Spruchband mit den Worten: „Forever a Blue, Forever a Legend“. Den Wechsel zu Manchester City scheinen ihm die Fans verziehen zu haben.

Nun kehrt er zurück- dieses Mal allerdings will er länger bleiben. Der FC Chelsea hat offiziell bekannt gegeben, dass Frank Lampard zur neuen Saison das Traineramt beim Europa-League-Sieger übernimmt. Der Verein veröffentlichte dazu heute ein Foto mit der Überschrift: „Er ist zu Hause“.

Er soll der Wunschkandidat der Vereinsverantwortlichen gewesen sein und beerbt Maurizio Sarri als Cheftrainer, der ab sofort Juventus Turin trainiert. Trotz einer eigentlich erfolgreichen Saison mit den Blues und dem Gewinn der Europa League hatte er sowohl bei den Fans, als auch bei den englischen Medien immer einen schweren Stand. Zumindest um die Sympathien der Fans dürfte sich „Super-Frankie“ keine Sorgen machen müssen.

Lampards Erfahrungen als Spieler werden wichtig sein

Doch der 41 Jahre alte Engländer will nicht nur an seinen Erfolgen als Spieler gemessen werden. Er will sich als Trainer beweisen: "Jeder weiß, wie sehr ich diesen Klub liebe, und kennt unsere gemeinsame Geschichte", sagte Lampard, „aber mein Blick konzentriert sich nur auf den neuen Job und die Saisonvorbereitung.“

Dass er das Zeug dazu hat, deutete er bereits eindrucksvoll während seiner ersten Station beim Zweitligisten Derby County an. Er konnte den Spielern sofort seine Ideen vermitteln und führte den Verein in seinem ersten Jahr als Trainer in die Aufstiegs-Play-offs.

Nicht anzuzweifeln sind Lampards fußballerischer Sachverstand und seine Führungsqualitäten. In 640 Spielen, die er für Chelsea auf dem Platz stand, hat er nahezu alles erlebt, dreimal die Premier League und einmal die Champions-League gewonnen. Durch seinen Erfahrungsschatz wird das Team in jedem Fall profitieren können. Gerade den extrem talentierten jungen Spielern in Chelseas Kader kann dies zu Gute kommen.

Trotzdem ist seine Berufung zu diesem Zeitpunkt nicht ohne Risiko. Nach nur einer Saison im Trainergeschäft müssen Fragen gestellt werden wie: Kann ein junger Trainer mit wenig Erfahrung sofort Erfolg mit einem so großen Verein wie Chelsea haben? Kann er sich den Respekt der Stars und Diven im Kader erarbeiten, die teilweise nicht viel jünger sind als er?

Wie geduldig kann die Vereinsführung sein?

Klar ist, dass Frank Lampard in London ganz andere Verhältnisse als bei seiner ersten Trainerstation vorfinden wird. Er kennt sie nur zu gut. Die Aufmerksamkeit ist höher, es steht mehr Geld zur Verfügung, die Erwartungen sind größer. Die Fans wünschen sich, ihre Mannschaft wieder in der Champions-League zu sehen, doch die Konkurrenz in England ist so groß wie nie. Zudem hat der Klub mit Eden Hazard seinen besten Spieler an Real Madrid abgegeben.

Die Frage wird also sein, wie viel Geduld Mäzen Roman Abramowitsch und der FC Chelsea aufbringen, falls es nicht auf Anhieb klappt mit dem Gewinnen. In Deutschland dürfte Niko Kovac dieses Jahr erlebt haben, wie sich eine große Erwartungshaltung des Umfelds auf die Arbeit eines jungen Trainers auswirken kann und wie schnell der Trainer in Frage gestellt wird.

Dass Frank Lampards Trainerlaufbahn früher oder später zum FC Chelsea führen würde, war abzusehen. Dass es jetzt doch sehr früh ist, macht es für ihn sicherlich schwieriger. Eines ist aber klar: Frank Lampard ist herausfordernden Situationen gewachsen. Und er wird extrem hart arbeiten um am Ende etwas zu erreichen, was nicht viele vor ihm geschafft haben: Sowohl als Trainer als auch als Spieler den Legendenstatus bei einem großen Verein zu erreichen.

Sebastian Behrens

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