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Here I am. Serge Aubin präsentierte sich am Montag der Berliner Öffentlichkeit.

© Paul Zinken/dpa

Neuer Trainer der Eisbären Berlin: Serge Aubin bringt eine Vision mit

Bei seiner Vorstellung spricht der neue Eishockey-Coach der Eisbären viel von Leidenschaft. Wie sein Team künftig spielen soll, verrät er auch.

Von David Joram

Serge Aubin tat, was man eben so macht als neuer Angestellter eines Klubs. Er gab Ziele vor, präsentierte Philosophien und Visionen. Zudem gab Aubin, 44, bekannt, dass ihn die Vergangenheit überhaupt nicht interessiere. „Ich weiß nicht, was war“, sagte Aubin am Montagmittag, als ihn die Eisbären Berlin als ihren neuen Eishockey-Trainer der breiten Öffentlichkeit vorstellten. „Ich will wirklich nach vorn schauen. Mit Stéphane habe ich noch nicht über die vergangene Saison gesprochen“, bekräftigte er noch. Links und rechts neben Aubin saßen Peter John Lee, der Geschäftsführer, und besagter Stéphane Richer, der Sportdirektor. Beide quittierten die Ausführungen mit freundlichen Blicken.

Dass ihren neuen Coach die alte Saison weniger interessiert, dürfte ihnen gefallen haben, es war schließlich eine mit wesentlich mehr Tiefen als Höhen. Im Viertelfinale der Play-offs scheiterten die Berliner letztlich am späteren Vizemeister München. Es war das halbwegs versöhnliche Ende eines Jahres, das insgesamt wenig Freude bereitet hatte. Viel zu häufig waren die Eisbären ihren Gegnern auf dem Eis hinterhergefahren, gegen Mannheim setzte es in der eigenen Arena sogar eine Rekordniederlage – 0:7! Mit der Verpflichtung Aubins, der auf Interimscoach Richer folgt, soll vieles wieder besser werden als zuletzt.

Die ersten Worte Aubins im Eisbärenfell, das in diesem Fall aus einem hemdsärmeligen Klub-Jersey bestand, klangen kämpferisch. „Wollen wir mit den Besten mithalten?“, fragte der Kanadier rhetorisch, um prompt die Antwort zu geben: „Ja, natürlich!“ Er erwarte nicht, dass dies einfach werde, die Liga sei stark, führte Aubin aus, „aber ich werde alles dafür tun, dass das Team bereit ist“. Häufiger benutzte er in seinen auf Englisch gehaltenen Antworten das Wort „passion“, Leidenschaft. Die spürt Aubin offenbar nicht nur in der Stadt, was Eishockey betrifft, sondern will sie auch von seinen Spielern einfordern. „Ich habe eine klare Vision davon, wie die Mannschaft spielen soll: Wir wollen einen Stil spielen, der schnell und dynamisch ist, und die Leidenschaft repräsentieren, die unsere Fans für das Spiel haben“, sagte er. Richer signalisierte Zustimmung. „Wir wollen mit Mannheim und München mitspielen.“

Ob die Berliner mit dem gut betuchten Meister und dem ähnlich kapitalkräftigen Vizemeister mithalten werden, hängt nicht zuletzt von der Kaderplanung ab. Neun Abgänge stehen schon fest. „Es könnte sein, dass noch weitere Spieler gehen werden“, kündigte Richer an, wenngleich noch nichts entschieden sei. Was Neuzugänge betrifft, sucht der Klub Spieler, „die gut zu uns passen“ (Richer). Auf der im Eishockey extrem wichtigen Torwartposition soll Marvin Cüpper, 25, und Maximilian Franzreb, 22, noch ein Goalie mit mehr Erfahrung vorgezogen werden. Dabei dürfte es sich um Dänemarks WM-Spieler Sebastian Dahm, 32, handeln. Der bisherige Keeper Kevin Poulin hätte dann wohl keine Zukunft mehr bei den Eisbären.

Meister in Wien, zuletzt in Zürich

Verschiebungen könnte es auch im Trainerteam geben. Aubin will in den kommenden Tagen Gespräche mit der aktuellen Besetzung führen und dann entscheiden, wie und mit wem er weiterarbeiten will – Ausgang offen. „Wichtig war, dass wir erst mal den Trainer haben“, erklärte Richer.

In der Deutschen Eishockey-Liga kennt sich Aubin bereits aus. Von 2014 bis 2016 arbeitete er als Chefcoach für die Hamburg Freezers. Zuletzt trainierte Aubin die ZSC Lions in Zürich, die ihn im Januar entließen. 2017 hatte er mit den Vienna Capitals die österreichische Meisterschaft gewonnen.

„DEL-Erfahrung war uns wichtig“, sagt Richer, der in Aubin einen Trainer mit vielen Qualitäten sieht. Jedenfalls habe man nach einem Kandidaten mit starken Führungsqualitäten, Präsenz und einer guten Kommunikation gesucht. Außerdem müsse er mit den jungen Eisbären-Spielern arbeiten können. „Ich weiß, dass sie talentiert sind und will eine enge Beziehung aufbauen, um sie auf das nächste Level zu heben“, versprach Aubin, der schon zu Spielerzeiten als harter Arbeiter galt. „Mein Talent war überschaubar. Ich lebte von meinem Willen“, sagte er mal. Immerhin über 400 NHL-Spiele hat ihm dieser beschert. Nun wollen auch die Eisbären von Aubins Leidenschaft profitieren – und nach vorn blicken.

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