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Einer von drei Eisbären aus Ottawa. Julian Talbot (rechts).

© dpa

Die Eisbären und die Ottawa 67's: Als Peter John Lee noch "Mop-Head" hieß

Die Ottawa 67's sind die sportliche Heimat von drei Akteuren der Eisbären: Manager Peter John Lee, Stürmer Julian Talbot und Kotrainer Vince Malette. Eine Spurensuche in Kanada.

Die Wände in Brian Kilreas Büro sind mit Fotos von Eisbären geschmückt. „Ich liebe diese majestätischen Tiere“, sagt der 77-Jährige. Eine Urkunde weist ihn als Paten eines Eisbären aus. Manchmal hat er aber nicht nur die Eisbären in der kanadischen Arktis im Sinn, sondern andere – die Eisbären Berlin. Zu ihnen hat Kilrea, der jahrzehntelang die Ottawa 67’s, ein Team der Eishockey-Juniorenliga in der kanadischen Provinz Ontario trainierte, ein besonderes Verhältnis. Fragt man Peter John Lee, Manager der Eisbären, Kotrainer Vince Malette oder Stürmer Julian Talbot nach „Killer“, wissen sie sofort, wer gemeint ist: Brian Kilrea, er prägte die Karrieren von Lee, Malette und Talbot.

Die Ränge im Civic Centre sind voll. Die Arena liegt am Rideau-Kanal im Zentrum der kanadischen Hauptstadt. Die Ottawa 67’s treten gegen die Peterborough Petes an. Ein roter Teppich wird ausgerollt, eine junge Frau erscheint und singt die Nationalhymne. Selbst zu Juniorenspielen gehört nationale Begeisterung. 8000 Fans beim Nachwuchseishockey, das ist nur in Kanada möglich. „Wir wachsen mit der Idealisierung der National Hockey League auf“, sagt Kilrea. „Jeder Junge hofft, einmal dort spielen zu können. Junioren-Hockey ist das Sprungbrett zur NHL.“

Kilrea hat die 67’s von 1974 bis 2009 in 32 Spielzeiten trainiert, unterbrochen durch zwei Jahre. Auch Lee war nach seiner Zeit als Spieler in Düsseldorf in der Saison 1994/1995 Coach der 67s. Aber er war nicht so erfolgreich wie Kilrea. Als der 2009 den Trainerjob aufgab, hatte er mehr als 2100 Spiele hinter der Spielerbank gestanden, zahlreiche Meistertitel der Ontario Hockey League (OHL) und zweimal den Memorial Cup gewonnen, die wertvollste Trophäe im kanadischen Juniorenhockey. Er gilt als Trainer mit den meisten Siegen. „Ich bin wohl auch der mit den meisten Niederlagen“, sagt er lachend. Seit 2011 arbeitet er als Scout für den Klub. Kilrea ist stolz auf die vielen Spieler, die von den 67’s den Sprung in die NHL geschafft haben. Wenn er durch den Flur vor seinem Büro mit den Teamfotos geht, sprudeln die Namen aus ihm heraus. Natürlich erwähnt Kilrea Peter John Lee, der später für Pittsburgh in der NHL spielte. „Er war in meinem ersten Team und in all den Jahren, die ich Trainer war, der Spieler, der am härtesten arbeitete.“

Kilrea deutet auf einem etwas vergilbten Foto auf einen jungen Mann in der ersten Reihe, der durch seine dunkle Mähne hervorsticht, Peter Lee. „Wir nannten ihn ,Mop-Head’“, sagt Kilrea lachend. Peter John Lee war, erinnert sich Kilrea, der erste, der zum Training aufs Eis kam und der letzte, der es verließ. „Er klebte zwei Pucks zusammen, damit sie schwerer waren, und trainierte mit ihnen.“ 81 Tore in rund 70 Spielen der Saison 1975/76 waren lange Rekord. So wie als Spieler sei Lee jetzt als Manager, meint Kilrea. „Er arbeitet hart und ist einer der Top-Manager in Europa.“

Kilrea stoppt beim Mannschaftsfoto 1999. „Da ist Vince Malette, er war Teil unseres Memorial Cup-Teams.“ Malette war acht Jahre Assistenztrainer. „Die Spieler mochten ihn, auch wenn sie sich manchmal beschwerten, dass das Training zu hart sei. Es ist toll, dass er jetzt in Deutschland trainiert und Erfolg hat“, sagt Kilrea und weist auf den Titelgewinn der Eisbären von 2011 hin.

Im Team von 1999 war auch Joe Talbot, Julians älterer Bruder. 2001 musste Joe bei den 67’s aufhören, ein Jahr später gehörte Julian zum Kader. „Er blieb bei uns vier Jahre und wurde unser führender Torschütze.“ Julian sei zunächst unterschätzt worden, sagt Kilrea. „ Aber er wurde ein wirklicher Teamführer.“ Sichtlich freut sich Kilrea, dass Talbot nun bei den Eisbären immer besser wird. „Er ist smart und schnell, kann beim Penaltykilling eingesetzt werden und einen Vorsprung von einem Tor verteidigen.“ An seine Zeit in Ottawa erinnert sich Julian Talbot jedenfalls gerne zurück. „Die Ottawa 67s sind eine sehr gute Organisation. Meine Zeit dort hat mir sehr geholfen", sagt er.

Mit Lee und Malette hat Kilrea weiter Kontakt. „Wenn sie nach Ottawa kommen, treffen wir uns.“ Oft geht es dabei um Spieler. Gerade wenn Spieler in ein anderes Land wechseln, sei der vorherige Meinungsaustausch wichtig, sagt Kilrea. Beim Wechseln gebe es ja keine Einbahnstraße von Nordamerika nach Europa. „Es gibt ja auch Spieler in Deutschland, die in unserer Juniorenliga spielen möchten.“ Auch Lee spricht mit Hochachtung über das Juniorenteam aus Ottawa: „Die machen dort sehr gute Arbeit und haben schon viele Spieler in die NHL gebracht.“ Die ganze Region sei für die Eisbären interessant. „Vince Malette kennt sich dort bestens aus, und ich denke, dass Julian Talbot nicht der einzige Spieler bleiben wird, der von dort zu uns kommt.“

In der J. Benson Arena werden die Fans ungeduldig. 0:0 steht es nach zwei Dritteln gegen Peterborough. In der 53. Minute landet der Puck endlich im Netz der Petes, die Torsirene erschallt. Erleichtert springen die Fans auf. Nach einem weiteren Tor in der letzten Minute steht der Sieg fest. Das Team ist Spitzenreiter der Ost-Konferenz der OHL und auf Play-off-Kurs. Die Eisbären aus Berlin, am Sonntag als Tabellenführer der Deutschen Eishockey-Liga zu Gast in Mannheim (Beginn 19.05 Uhr, live auf Sky), sind ganz weit weg – und doch nicht. Erst am Mittwoch hat Brian Kilrea Vince Malette in Berlin angerufen und ihm viel Glück für die nächsten Spiele gewünscht.

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