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Berlin statt Philadelphia. Marcel Noebels wollte sich in der NHL durchsetzen, schaffte aber nie den Sprung ins Profi-Team der Philadelphia Flyers, dessen Kleidung er auf dem Foto trägt. Nun hofft der 22-Jährige auf einen Neustart bei den Eisbären.

© Nick Laham/AFP

Neuer Stürmer bei den Eisbären Berlin: Marcel Noebels träumt jetzt Traum B

Zu klein für die National Hockey League (NHL), groß genug für die Deutsche Eishockey-Liga (DEL): Den Weg des neuen Eisbären-Stürmers Marcel Noebels gehen viele deutsche Eishockeyspieler.

So also sieht Freude bei Marcel Noebels aus. Geschäftliche Freude. „Natürlich freue ich mich, hier zu sein“, sagt er, der neue Angreifer der Eisbären. Mit schmalen Lippen. Ohne zu lächeln. Verständlich. Kein junger ambitionierter Eishockey-Teenager geht in die USA, um dort nur blaue Flecken zu sammeln. Schon gar nicht, wenn sich ein NHL-Klub wie die Philadelphia Flyers die Rechte an einem gesichert hat und er in einer der Organisationen eines Klubs der besten Eishockey- Liga der Welt spielen darf. Da ist das Ziel NHL. Noebels hat es verpasst, nach vier Jahren in unteren Ligen, zuletzt in der zweitbesten Nordamerikas, der AHL.

Traum A ist ausgeträumt. Dafür kommt nun Traum B ins Spiel bei Marcel Noebels. Die Eisbären. Für drei Jahre hat er in Berlin unterschrieben. Zurück in die Deutsche Eishockey-Liga (DEL). Der Weg vieler deutscher Profis. Noebels Nationalmannschaftskollegen Philip Gogulla, Marcel Müller oder Felix Schütz sind ihn auch gegangen. Und aus den älteren Jahrgängen der Nachwuchsnationalmannschaften spielt inzwischen fast die Hälfte in Nordamerika – und nur wenige schaffen es wie Leon Draisaitl mit 18 Jahren schon in die NHL. Aber der ist eben ein Riesentalent.

Entpuppt sich für die Zwergen unter den Riesentalenten das große Karriereziel als nicht realistisch, dann sind Klubs aus Köln, Mannheim oder Berlin die ersten Adressen für die Gescheiterten. Das sieht Noebels auch so: „Die Eisbären haben eine gute Organisation, das habe ich überall gehört.“ Selbst bei den Flyers, wo er mit dem nach Philadelphia gewechselten langjährigen Eisbären-Torwart Rob Zepp im September im Trainingslager war.

Sein Debüt soll Noebels schon am Freitag beim Spiel in Köln geben

Der Wechsel nach Berlin ist für Noebels nicht unproblematisch: Er stammt aus Tönisvorst, unweit von Krefeld. Und für die Pinguine hat er 2009/2010 schon eine Saison in der DEL gespielt. Er sagt: „In Krefeld kann ich mich wohl nicht mehr in die Stadt trauen.“ Aber trotzdem: „Lieber Berlin als Krefeld.“ Und nun schmunzelt Noebels: Nächste Woche komme er ja nach Krefeld, mit den Eisbären.

Sein Debüt für die Berliner wird Noebels schon am Freitag beim Spiel in Köln geben. Als Linksaußen in einer Reihe mit den Partnern Petr Pohl und Antti Miettinen – der erfahrene Finne hat im Gegensatz zu Noebels seinen NHL-Traum gelebt. Vielleicht kann er sich da noch etwas abschauen, der kräftige, große Bursche. Bei den Eisbären hoffe er, wieder das spielen zu können, was er könne. „Ich habe die Scheibe ein bisschen länger am Blatt und spiele lieber einen guten Pass anstatt sie einfach an der roten Linie ins Drittel zu hauen.“ Er sei ein „Power Forward“. Doch diese Qualitäten seien zuletzt bei seinem AHL-Team nicht mehr gefragt gewesen. Die Adirondack Phantoms wollten Noebels in die East Coast Hockey League (ECHL) abschieben. Da wäre er von der NHL noch weiter entfernt gewesen als in Berlin, das auch ein bisschen Rückkehr ist für ihn: Ein Jahr hat Noebels in der Schülermannschaft für die Eisbären gespielt, nachdem er mit 14 Jahren bereits sein Elternhaus verlassen hatte. Er kennt das Sportforum, den Geruch nach Eishockey im betagten Wellblechpalast.

Über Mannheim und Krefeld hat er später den Sprung in die USA gewagt. Es habe sich gelohnt, sagt er mit 22 Jahren. Aber man müsse die richtigen Schlüsse ziehen. So ein Spielertyp wie er sei dort nicht gefragt. Er wolle sich neu orientieren in Berlin. „Und ich will mich weiterentwickeln, denn ich will ja hier kein Rentner werden.“ Ein bisschen von Traum A ist also doch da, bei Marcel Noebels.

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