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Die Männer von den Freezers. Hamburgs Trainer Serge Aubin (l) und Co-Trainer Stephane Richer während eines Spiels bei den Eisbären im Februar 2016.

© Jörg Carstensen/dpa

Neuer Eisbären-Trainer Serge Aubin: In aller Freundschaft

Serge Aubin trifft in Berlin auf viele alte Bekannte. Bei den Eisbären sind sie von den Qualitäten des guten Bekannten überzeugt.

Stéphane Richer schafft es meist, sich geschickt zu präsentieren. Sonst hätte der Kanadier die vielen Krisen der vergangenen Saison bei den Eisbären womöglich auch nicht überstanden. Die Kunde zu verkaufen, dass Serge Aubin neuer Trainer der Berliner wird, dürfte für den Eisbären-Sportdirektor aber trotzdem eine große Hürde gewesen sein. Denn wer lag schon näher als Aubin? Ein alter Freund und Weggefährte von Richer und zudem ein renommierter Trainer auf der Suche nach einer Anstellung. Doch diese Nähe, der mögliche Verdacht auf Kumpanei, dürfte der Führungsriege der Eisbären nach ihrer auch unter Interimstrainer Richer verkorksten Spielzeit Kopfschmerzen bereitet haben.

Nun also entschieden sie sich für die Variante nach „reiflicher Überlegung“ (Peter John Lee). Der Eisbären-Geschäftsführer lässt verlauten, man habe sich „viel Zeit gelassen für den Prozess der Trainerfindung“. Wenig erstaunliches Ergebnis ist, dass Serge Aubin einen Zwei-Jahres-Vertrag in Berlin bekommt. Lee sagte dem „Tagesspiegel“: „Serge ist eine Führungsfigur und jemand, der sich im modernen Eishockey auskennt und aufgrund seines Alters noch nah an den Spielern dran ist.“ Der könne eben gut erklären, warum ein Profi etwas wie zu machen habe. „Es kommt ja immer mehr auf das Warum und das Wie an. Mach mal, kannst du heute keinem mehr nur sagen“, sagt Lee.

Wie wird das wohl zugegangen sein auf der Geschäftsstelle der Eisbären in den vergangenen Wochen nach dem frühen Aus in den Play-offs der Deutschen Eishockey-Liga (DEL)? Hat Sportdirektor Richer etwa gesagt: „Peter, mach du. Ich will nicht. Wenn ich das mit Serge verkünde, fangen die Fans an zu rebellieren von wegen unserer Zusammenarbeit bei den Hamburg Freezers.“ Oder lag es nur daran, dass Aubin sich mit dem Zürcher SC noch nicht über die Abfindung einig war? Denn in Zürich wurde Aubin im Januar diesen Jahres nach nur vier Monaten im Amt schon entlassen – nachdem sie ihn beim Schweizer Meister der Vorsaison mit viel Brimborium und einem gut dotierten Zweijahresvertrag präsentiert hatten.

Das Scheitern in Zürich muss Aubin nicht unbedingt zur Last gelegt werden. Denn zuvor hat der 44 Jahre alte Kanadier schon gezeigt, dass er etwas kann. Mit Wien wurde er 2017 Meister in der internationalen Liga Österreichs – ohne ein einziges Spiel in den Play-offs zu verlieren. Davor war der einstige Weltklassestürmer, der fast 400 Spiele in der National Hockey-League (NHL) auflief, bei den Hamburg Freezers Trainer. Dort hatte er 2012 auch seine Karriere als Spieler ausklingen lassen und wurde schließlich 2014 vom Co- zum Cheftrainer als Nachfolger des wie er aus Quebec stammenden Benoit Laporte. Mit dem auch aus Quebec stammenden Richer – der war Manager und Co-Trainer – war Aubin dann schließlich bis 2016 bei den Freezers verantwortlich. Dann meldete Eigner Anschutz den Hamburger Klub aus der DEL ab.

Im System Anschutz kennt sich Aubin also aus. Mit Richer und jungen Spielern aus Hamburg, darunter auch der heutige Eisbären-Torwart Maximilian Franzreb, war er 2015 beim Sommercamp des Anschutz-NHL-Klubs Los Angeles Kings. Er traf dort auch Luc Robitaille, der stammt auch aus Quebec und ist Präsident der Los Angeles Kings und zudem Aufsichtsratsvorsitzender der Eisbären.

Mit der Verpflichtung von Serge Aubin sollte es Korrekturen in der strategischen Aufstellung bei den Eisbären geben. Aubin kennt sich aus seiner Zeit in Hamburg gut in der DEL aus, allerdings hatte er in seiner immer noch kurzen Laufbahn als Trainer noch nicht ein Team aufbauen können, das langfristig Erfolg hatte – so wie das RB München in den jüngsten Jahren in der Liga und nun dem neuen Meister Adler Mannheim gelungen ist. Platz neun und das Aus im Viertelfinale waren nicht das, was sie sich bei den Eisbären erwartet hatten und für die Zukunft erwarten.

Serge Aubin kennt sich auf höchstem Niveau aus, im April war er Co-Trainer beim U-18-Nationalteam der Kanadier bei der WM. Der Nachwuchs Kanadas landete beim Turnier in Schweden nur auf Platz vier, was für diese Eishockeynation – ganz vorsichtig formuliert – ein Misserfolg ist. Aber was heißt das schon? Kanada hat seit 2015 im U-18-Bereich keine Medaille gewonnen und bei den Eisbären sind sie überzeugt vom Können des Serge Aubin. Der wisse genau „was er tut“, sagt Freund und Sportdirektor Stéphane Richer. Und, sagt Peter John Lee, es sei ja nicht so gewesen, dass sie nicht auch andere Männer für den Job im Auge gehabt hätten. „Wir haben viele Gespräche geführt.“ Bei Aubin habe es eben etwas länger gedauert. Was „auch ein wenig an Zürich lag“, sagt Lee.

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