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Luc Robitaille, 51, gilt als einer der besten Eishockeyspieler aller Zeiten. Heute ist der gebürtige Kanadier auch Geschäftsführer bei den Los Angels Kings, die 2012 und 2014 den Stanley Cup, also die Meisterschaft in der NHL gewonnen haben.

© Bruce Bennett/AFP

Neuer Eisbären-Aufsichtsratschef: Luc Robitaille: "Ich erwarte, dass wir wieder um den Titel spielen"

Luc Robitaille ist eine Eishockey-Legende. Im Interview erzählt er über seine Ideen und Erwartungen an die Eisbären, sowie die Zusammenarbeit mit den Los Angeles Kings.

Luc Robitaille, wie gut kennen Sie eigentlich Berlin?
Sehr gut. Ich war ja schon oft hier. Aber ich glaube noch wichtiger ist es, dass ich mich im Eishockey auskenne.

Ihre Fachkenntnisse sind unbestritten, in Los Angeles hat man Ihnen ja sogar ein Denkmal vor die Arena gesetzt. Und bei den Kings in der National Hockey League sind Sie ein mächtiger Mann. Da überrascht es, dass Sie fortan bei den Eisbären den Posten des Aufsichtsratsvorsitzenden bekleiden.

Mich überrascht es nicht. Wir ändern das System bei der Anschutz-Gruppe, wir lassen die Organisationen der Eishockey-Klubs verschmelzen. Ziel ist es, wieder eine Mannschaft von Meisterschaftskaliber zu haben, wie sie das bei den Eisbären gewohnt waren. Als eine Gruppe sind wir stärker, dann können wir Eisbären-Geschäftsführer Peter John Lee hier helfen, dass er die Erwartungen auch erfüllen kann. Die Berliner Fans sind uns hier über die Jahre treu geblieben, den wollen wir etwas zurückgeben.

Das ist also dann keine Kooperation mehr zwischen den Kings und den Eisbären, sondern ein Vereinigung?

Das ist immer noch eine Kooperation hier. Wissen Sie, Philip Anschutz sind die Eisbären sehr wichtig. In den USA waren die Kings sein erstes Team, in Europa die Eisbären. Er will, dass das hier in Berlin in die richtige Richtung geht. Es ist ein Unterschied, ob ich ein Eishockeyteam führe oder ein Business. Bei einem Eishockeyteam habe ich es mit Menschen und ihren Befindlichkeiten zu tun, mit Fans, die Wünsche haben und mit Spielern, die sich verletzen. Wir in der Führung sind künftig verantwortlich dafür, ob die Eisbären gewinnen oder nicht.

Wie eng ist der Zeitpunkt des Strukturwechsels in Berlin mit der sportlichen Situation verknüpft? Zur Zeit ist das Team Tabellenzehnter und zittert um die Teilnahme an den Play-offs.

Wir sind nicht zufrieden. Wir erwarten, dass wir mit den Eisbären um Titel spielen. Jedes Jahr. Und wir alle in der Verantwortung haben nun gedacht: Das können wir besser machen.

Auf Luc Robitaille (20) kommt künftig noch mehr Arbeit zu - nicht nur in Berlin.
Auf Luc Robitaille (20) kommt künftig noch mehr Arbeit zu - nicht nur in Berlin.

© Jan Schröder

Los Angeles ist ja nicht um die Ecke. Wie oft sehen wir den neuen Aufsichtsratschef denn in Berlin, Ihre Ämter in Los Angeles geben Sie ja nicht auf?

Definitiv werde ich jetzt mehr reisen. Es wird ganz normal Aufsichtsratssitzungen geben, aber das alles werden wir noch herausarbeiten. Die Eisbären werden auch viel zu uns kommen. Da findet Austausch in beide Richtungen statt. Aber es wird auch viel mehr Kommunikation geben. Wir sind ab sofort eine Organisation. Wenn die Eisbären jetzt ein Spiel nicht gewinnen, weiß das nicht nur jeder bei uns in L.A., sondern jeder soll sich auch dessen bewusst sein. Unser Geschäft wird ein Geschäft, es wird von Woche zu Woche Telefonkonferenzen geben.

Und was gibt es dann im sportlichen Bereich für einen Austausch? Wechseln Spieler aus Kalifornien nach Berlin?

Das wird passieren, wir haben ja viele Profis, die es nicht in unser NHL-Team schaffen, für die hätten wir dann die Möglichkeit in Berlin. Alle neun Ausländerplätze bei den Eisbären sollen ja qualitativ gut besetzt werden. Andererseits wollen wir, dass Spieler hier in Berlin unterschreiben, weil sie sich bewusst sind, dass sie in einer Organisation mit einem NHL-Team sind, es also einen Weg nach oben gibt.

Die Eisbären werden das Reserveteam der Kings?

Nein, wichtig ist, dass es bei uns keine Einbahnstraßen gibt. Aber ja, es gibt einen Weg bis in die NHL bei uns, das ist richtig. Am Wichtigsten aber ist, dass die Eisbären der bestmögliche Klub werden, sie bekommen eine erstaunliche Unterstützung hier. Sie sind ein besonderer Verein.

Das Denkmal von Los Angeles. Die Statue von Robitaille, im März 2015 errichtet.
Das Denkmal von Los Angeles. Die Statue von Robitaille, im März 2015 errichtet.

© Claus Vetter

Und Sie haben nun einen besonderen Chef, einen der bekanntesten Eishockeyspieler aller Zeiten...

Wir arbeiten zusammen und werden viel reden. Pete ist der Experte in Berlin, Trainer Uwe Krupp und Sportdirektor Stefan Ustorf sind Experten. Aber nun können sie alle mehr Menschen konsultieren, wenn es ein Fragen gibt.

Und wer entscheidet am Ende, welcher Spieler nach Berlin kommt?

Wir alle. Gut, ich gebe am Ende künftig das Okay. Aber das ist nur eine Seite. Wichtig ist mir der Austausch zwischen Los Angeles und Berlin. Wir wollen effizient sein, Eisbären-Angreifer Marcel Noebels zum Beispiel war drei Wochen bei uns in Los Angeles in der Reha. Und nun spielt er wieder – einen Monat früher als erwartet.

Allein mit guter Zusammenarbeit werden Sie nicht den Titel gewinnen, Red Bull München hat da auch einen Geschäftsplan und gibt viel mehr Geld aus für Spieler als die Eisbären. Wie wollen Sie da mithalten?

Keine Frage. Aber das ist nicht unsere Philosophie, da bin ich mir mit Peter einig. Wir haben bei den Kings in kurzer Zeit zwei Mal den Stanley Cup gewonnen, wir wissen, wie man Meister wird. Wie schon gesagt, die Struktur ist wichtig.

Offensichtlich hat diese beim Team der Eisbären in dieser Saison nicht mehr gestimmt.

Das ist Sport. Wir hatten am meisten Verletzungen von allen Teams. Aber das ist keine Entschuldigung. Peter hat uns nun seine Pläne für die kommenden zwei Jahre gezeigt, wir werden mehr auf junge deutsche Spieler setzen. Aber jetzt kommen ja gerade alle Spieler zurück und man weiß nie, was passiert, wenn die Eisbären jetzt in die Play-offs kommen,

Am Freitag beim 4:1 gegen Bremerhaven sah das ja schon besser aus.

Logisch, an dem Tag habe ich ja auch meinen Dienst für die Eisbären angetreten (lacht). Nein, das war sogar schon am Donnerstag.

Also können wir dann für das Spiel am Dienstag in Krefeld mit einem weiteren wichtigen Sieg rechnen?

Das können Sie.

Im Ernst, wie sieht denn der konkrete Plan, wie sehen Ihre Erwartungen aus für Berlin in den nächsten Jahren?

Wir wollen Meister werden. Jedes Jahr. Das ist der Plan.

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