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Saurer Apfel. Im Juni unterschrieb Ahlmann die Athletenvereinbarung.

© Pedersen/dpa

Neuer Anlauf beim CHIO in Aachen: Christian Ahlmann startet wieder für Deutschland

Springreiter Ahlmann hat in den sauren Apfel gebissen und die Athletenvereinbarung unterschrieben. Sein Fall schlug in den letzten Jahren hohe Wellen.

Otto Becker wirkt in diesen Tagen ziemlich froh. Und das aus gutem Grund. Der Bundestrainer der Springreiter kann beim CHIO in Aachen, der am Dienstag offiziell eröffnet wurde, sein bestes Team an den Start schicken. Daniel Deußer reitet mit – und auch Christian Ahlmann hatte Anfang Juli seine Zusage gegeben. „Es war immer das Bestreben, dass die beiden wieder dabei sind. Aus menschlicher und sportlicher Sicht waren sie immer absolute Teamplayer und Leistungsträger“, sagt Becker, der seine beiden Spitzenleute auch zur EM im August nach Rotterdam mitnehmen will.

Zuletzt ritten Deußer und Ahlmann 2016 bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro für ihr Land und gewannen Bronze im Nationenpreis. Es scheint, dass die Aussicht, auch bei den Sommerspielen in Tokio 2020 dabei zu sein, Ahlmann und Deußer dazu brachte, in den für sie sehr sauren Apfel zu beißen: Sie unterzeichneten die Athletenvereinbarung, die jeder Kadersportler anerkennen muss. So wollen es die Regeln des IOC, DOSB und der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN). „Es hat eine Weile gedauert, aber wir haben gute Gespräche geführt“, sagt Ahlmann.

Wie Becker berichtet, begann der Austausch mit den Reitern bereits beim CHIO 2018: Man habe die Reiter aufgefordert, die Punkte aufzuschreiben, die sie störten. „Und die haben wir dann abgearbeitet“, erklärt Becker. Entgegen kam die FN den Springreitern dort, wo sie es konnte. So hagelt es für das Jahr 2019 nicht gleich Geldstrafen, wenn etwa bei einer Stallkontrolle kleinere Nachlässigkeiten festgestellt werden.

Der zentrale Punkt der Athletenvereinbarung ist allerdings nicht verhandelbar: Sportler aller olympischen Disziplinen erklären sich mit Unterzeichnung der Athletenvereinbarung einverstanden, dass sie sich im Streitfall der Sportgerichtbarkeit unterwerfen und auf einen Gang vor öffentliche Gerichte verzichten. „Für beide Reiter ist das ein emotionales Thema“, sagt Becker. Denn beide fühlten sich schon einmal ungerecht behandelt vom Verband, es ging um Doping-Verstöße beziehungsweise die weniger schwere verbotene Medikation, eine Unterscheidung, die nur im Reitsport existiert.

Ahlmann gewann zuletzt beim Springturnier in Paris

Ahlmanns Fall schlug besonders hohe Wellen, denn er ereignete sich 2008 bei den Olympischen Reiterspielen in Hongkong. Damals wurde bei seinem Pferd Cöster und bei den Rössern vier anderer Reiter der Stoff Capsaicin festgestellt. Dieses Mittel wird bei Muskelverspannungen angewendet, ist aber auch dazu geeignet, die Beine der Springpferde empfindlicher zu machen, damit es sie beim Sprung höher ziehen. Alle fünf Reiter wurden vom Weltverband Fei wegen verbotener Medikation zu vier Monaten Sperre verurteilt.

Die FN, die damals mit den öffentlich-rechtlichen Sendern über einen neuen TV-Vertrag verhandelte, fand das nicht hart genug, zog vor den Sportgerichtshof Cas und erreichte, dass Ahlmann wegen Dopings acht Monate gesperrt und für zwei Jahre aus dem Nationalkader ausgeschlossen wurde. Inzwischen hat die FN ihre Regeln geändert und akzeptiert Fei-Urteile.

All das soll nun vergessen sein, Ahlmann und Deußer gehören neben Marcus Ehning, Simone Blum und Maurice Tebbel zu der deutschen Equipe, die am Donnerstagabend im Aachener Reitstadion (20.15 Uhr/WDR) versuchen wird, ihren Titel zu verteidigen. Deußer bestritt nach seiner Athletenvereinbarung schon zwei Nationenpreise und blieb jeweils ohne Fehler. Auch Ahlmann ist in Form: er gewann vor elf Tagen den Großen Preis beim internationalen Springturnier in Paris.

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