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Zwei, die von vielen als Vorbilder gesehen werden: Rosi Mittermaier und Christian Neureuther sind beide Mitglieder Hall of Fame des deutschen Sports.

© Imago/Zeppo

Neue Kriterien für die Hall of Fame: Wer ist heute ein sportliches Vorbild?

Die Sporthilfe versucht sich an einer Definition von Vorbildern, auch um Ablehnungen für die Hall of Fame wie die von Täve Schur künftig besser begründen zu können.

Ein Olympiasieger ist noch lange kein Vorbild, nur weil ihm eine goldene Medaille um den Hals baumelt. Ein Verlierer kann dagegen eins sein, wenn sein Verhalten etwas Nachahmenswertes hat. Die Debatte um Vorbilder im Sport ist in diesem Jahr noch einmal durch Täve Schur befeuert worden. Der Radsportler ist das vielleicht größte Idol des DDR-Sports. In die Hall of Fame des deutschen Sports, eingerichtet von der Stiftung Deutsche Sporthilfe, hat er es im Gegensatz zu vielen anderen jedoch nicht geschafft. Was folgt nun daraus?

Die Sporthilfe will die Debatte um wahre Vorbilder weitertreiben. Zur Selbstvergewisserung lud sie am Donnerstag, im fünfzigsten Jahr nach ihrer Gründung und im zehnten nach Einrichtung der Hall of Fame, zum Forum „Werte des Sports“. Geradezu beglückt war die Sporthilfe, dass sich der Bundespräsident trotz der politischen Lage eineinhalb Stunden Zeit für sie nahm. Frank-Walter Steinmeier brachte in seinem Vortrag auch ein sportliches Heldenbild mit: „Es sind diejenigen, die sich weigern, zu verbotenen Substanzen zu greifen und das auch dann, wenn sie ahnen, dass sie gegen Konkurrenten antreten, die sich um dieses Ethos nicht scheren.“

Verfehlungen ja, aber sie müssen reflektiert werden

Eine „klare Haltung zum Fairplay, gegen Sportbetrug und Doping“ ist schon mal eins von mehreren Kriterien, die die Sporthilfe als „Leitbild Sportpersönlichkeit“ für die Hall of Fame entwickelt hat. Die herausragende sportliche Leistung ist das unumstrittenste Kriterium, eine „klare Haltung zur freiheitlichen demokratischen Grundordnung“ wohl auch ein selbstverständliches. Doch dann wird es spannend. Die „klare Haltung zur eigenen Vergangenheit“ und die „Reflektion zu in der Vergangenheit gemachten Verfehlungen/Entscheidungen“ als Kriterien vier und fünf haben letztlich auch Täve Schur die Aufnahme in die Hall of Fame gekostet. Schur hatte eigentlich schon genügend Unterstützer beisammen, doch dann rühmte er in einem Interview, dass der DDR-Sport beispielhaft den Aufbau der Gesundheit vorangetrieben habe. Das ist angesichts von Hunderten von Opfern des DDR-Staatsdopings, die bis heute unter gesundheitlichen und seelischen Schäden leiden und deren Kinder teilweise ebenfalls betroffen sind, ein einseitiges Geschichtsbild. Man könnte es auch zynisch nennen.

Ein Scheitern, auch ein menschliches, schließe die Aufnahme in die Hall of Fame nicht aus, wie Sporthilfe-Vorstandsvorsitzender Michael Ilgner sagte. Es dürfe sehr wohl Verfehlungen geben, „sofern diese korrigiert und in einer angemessenen Weise reflektiert und verarbeitet werden“. Das ist nun der Maßstab für die nächsten Kandidatinnen und Kandidaten der Hall of Fame und das, was die Sporthilfe und ihre Partner unter Vorbildern verstehen.

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