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Ganz in Schwarz. Bundestrainer Joachim Löw weiß, dass er Ergebnisse liefern muss.

© dpa

Nationalelf vor Spiel gegen Frankreich: Joachim Löw und das Projekt Neustart

Das deutsche Nationalteam hat beim Duell mit Frankreich einiges wiedergutzumachen. Joachim Löw kann auf Rückendeckung von seinen Spielern bauen.

Joachim Löw marschierte in schwarzer Lederjacke lässig Richtung Teamhotel und nahm sich Zeit für die wartenden Fans. Ilkay Gündogan wurde trotz der Sommer-Querelen um die Erdogan-Affäre von den Autogrammjägern am Englischen Garten freundlich begrüßt und zu gemeinsamen Handy-Fotos aufgefordert. Als Real-Star Toni Kroos am Montag beim Neustart der im Sommer entzauberten deutschen Fußball-Weltmeister in München aber gleichfalls Volksnähe demonstrierte, ertönte kurz darauf am schwarzen DFB-Bus mit dem umstrittenen Slogan „Die Mannschaft“ schrillend die Alarmanlage. Aufrütteln muss die Nationalspieler vor dem Nations-League-Duell mit Weltmeister Frankreich am Donnerstag in der Münchner Arena und dem Test gegen Peru drei Tage später in Sinsheim aber niemand mehr. „Wir haben zwei wichtige Spiele vor der Brust. Direkt gegen den Weltmeister, da gilt es ein Zeichen zu setzen, dass mit uns wieder zu rechnen ist“, sagte Marco Reus.

Bundestrainer Löw hatte nach seiner Charmeoffensive für die Fans vor dem Hotel rasch das erste Training für seinen 22-Mann-Kader mit 16 WM-Fahrern angesetzt. Nicht mit dabei war Jonas Hector. Der Kölner Linksverteidiger verzichtet wegen der hohen Belastung mit dem frühen Saisonstart in der Zweiten Liga.

Werner sieht das Nationalteam nun in einer günstigen Position

Löw weiß, dass er positive Ergebnisse liefern muss. Dafür ist er auch abhängig von den Spielern. Timo Werner hielt bei der Ankunft ein Plädoyer für den Bundestrainer. „Ich glaube, dass man ihm sehr viel Unrecht getan hat.“ Löw sei ein „super Trainer“, betonte der Leipziger Angreifer. „Er weiß auch und hat gesehen, was der Fehler war, und das ist ihm hoch anzurechnen, zu sehen, wie viel er auf sich nimmt“, sagte Werner.

Der 22-Jährige will seinen Teil dazu beitragen, „dass Geschehene wieder gutzumachen“. Er sieht die DFB-Auswahl in einer günstigen Position. „Ich glaube, dass wir jetzt nicht mehr die Gejagten sind, sondern die Jäger. Und wir sind nicht mehr unter dem Druck zu sagen, wir müssen jedes Spiel gewinnen, weil wir die beste Mannschaft der Welt sind.“

Der dunkle Russland-Schatten liegt aber unverändert über den ehemaligen Weltmeistern. Auch wenn die WM-Verlierer ausdrücklich betonten, nicht mehr ständig zurückschauen zu wollen. „Wenn wir jetzt hier das nochmal alles thematisieren, das braucht ein bisschen Zeit“, sagte Reus unwillig. „Wir wissen, dass wir Verantwortung haben, etwas zurechtzurücken“, bekräftigte Julian Draxler.

In München forderte Löw gleich volle Konzentration auf die Arbeit. Der Start in die neue Nations League gegen Frankreich sowie weiteren Partien gegen den Weltmeister und gegen die Niederlande im Oktober und November ist für den Bundestrainer Chance und Risiko zugleich. „Den Druck haben wir selbst zu verantworten“, sagte Torwart Manuel Neuer. Ein guter Neustart allein genüge da nicht. „Es wird ein Prozess sein, das wieder gut zu machen. Aber wir freuen uns auf die Spiele“, sagte der Kapitän.

Draxler fordert trotz allem ein selbstbewusstes Auftreten: „Wir sind immer noch Deutschland. Wir haben natürlich einen großen Knicks bekommen. Aber wir müssen uns nicht verstecken vor Nationen wie Frankreich.“ (dpa)

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