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Den ersten Satz im zweiten Finalspiel konnten die BR Volleys noch für sich entscheiden, aber danach holte Friedrichshafen drei Sätze.

© IMAGO/Nordphoto

Nächste Niederlage gegen Friedrichshafen: Den Volleys droht eine titellose Saison

Nach der Niederlage gegen den VfB stehen die Volleys vor einer beinahe historischen Herausforderung. Niroomand führt das auch auf die Champions League zurück.

Es war ungewöhnlich ruhig um die Spieler der BR Volleys am Mittwochabend und am darauffolgenden Tag. Normalerweise posten sie nach jedem Spiel – unabhängig vom Ergebnis – Bilder und Videos in den sozialen Netzwerken, teilen Eindrücke vom Match und von der Heimreise mit dem Bus.

Doch nach der zweiten Niederlage gegen den VfB Friedrichshafen in der finalen „Best-of-Five“- Serie blieb es still um den Verein. Denn mit dem Spielausgang hatte niemand gerechnet, am wenigsten die Volleys selbst, die nach der ersten Niederlage noch von dem „nötigen Weckruf“ gesprochen und Besserung gelobt hatten.

Aber auch im zweiten Spiel lief es wenig besser für den elfmaligen Deutschen Meister, erneut war er dem Druck nicht gewachsen und zeigte wenig Lockerheit und Spielfreude. Nach dem 1:3 droht ihm zum ersten Mal seit 2015 eine titellose Saison.

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Für die Volleys, die in dieser Spielzeit über einen besonders breit aufgestellten Kader verfügen und auf europäischer Ebene starke Leistungen gegen Spitzenteams wie St. Petersburg oder Trentino gezeigt haben, wäre das eine herbe Enttäuschung. Vor allem, nachdem sie bereits im Pokal überraschend im Halbfinale gegen Friedrichshafen ausgeschieden waren. Ihnen bliebe dann nur der sogenannte Supercup, den sie zum Saisonstart gegen Frankfurt gewonnen hatten.

Den VfB dürfte der Spielausgang überraschend haben

„Die Volleys haben kein Dauerabonnement auf Titel. Auch wir sind eine normale Sportmannschaft, die verliert und gewinnt“, sagt Geschäftsführer Kaweh Niroomand. Er ist sich sicher, dass zumindest Sponsoren und Unterstützer*innen den Verein nicht bestrafen, sollte er tatsächlich „nur“ Vizemeister werden. „Das Projekt BR Volleys wird weitergehen.“

Den VfB, der zum ersten Mal seit vielen Jahren als Underdog in die Playoffs gestartet war, dürfte der Spielausgang einigermaßen überraschend haben. Insbesondere weil der Verein seit Saisonbeginn über keine eigene Halle verfügt und jedes Mal ins 120 Kilometer entfernte Ulm reisen muss.

Das hat auch Auswirkungen auf ihre Fancommunity: Während die Halle in Friedrichshafen bei wichtigen Spielen meist ausverkauft war, mussten sie sich im Spiel gegen Berlin mit rund 2000 Zuschauenden zufriedengeben. Erschwerend kam hinzu, dass Vojin Cacic sich im ersten Spiel einen Riss der Achillessehne zugezogen hatte.

Der VfB Friedrichshafen hat sich in dieser Saison enorm gesteigert.
Der VfB Friedrichshafen hat sich in dieser Saison enorm gesteigert.

© IMAGO/Nordphoto

Umso mehr freute sich Trainer Mark Lebedew über den Erfolg seiner Mannschaft, die in dieser Saison gelernt hat, Rückstände aufzuholen und nicht aufzugeben. „Es war ein harter Kampf und zeitweise hatten wir auch mit uns selbst zu kämpfen“, hieß es auf der Vereinswebsite. „Wir haben es jetzt in der Hand und müssen jetzt auch zugreifen.“

„Alles war zu sehr auf die Champions League fokussiert“

Auch Niroomand sieht das Momentum auf Seite des VfB: „Das, was uns davor ausgezeichnet hat, war, dass wir in den entscheidenden Momenten die Ruhe und Überzeugung hatten.“ Genau das würde der Mannschaft allerdings fehlen, seit sie aus der Champions League ausgeschieden ist. „Das müssen wir auch selbstkritisch betrachten. Alles war zu sehr auf die Champions League fokussiert, weil wir das Gefühl hatten, dieses Jahr dort etwas reißen zu können. Für uns wäre der Einzug ins Halbfinale ein kleiner Traum gewesen wäre.“

Auch Nehemiah Mote führte die Niederlage seines Teams maßgeblich auf den „merkwürdigen Druck“ zurück: „Das hemmt uns und wir spielen dadurch nicht frei.“ Die Mannschaft müsse sich aus dem Loch kämpfen und dafür bräuchte es einen Brustlöser.

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Den zu finden wird allerdings nicht leicht, denn die Volleys stehen unter enormem Druck: Wenn sie den Titel verteidigen wollen, müssen sie alle drei anstehenden Spiele gewinnen – eine fast schon historische Herausforderung, die es in den vergangenen 20 Jahren nur einmal gab, nämlich 2011. Da unterlagen die Volleys auch in den ersten beiden Spielen gegen den VfB. Damals gelang es ihnen nicht, den Titel doch noch zu holen.

Einziger Unterschied: Das entscheidende Spiel fand auswärts statt, insofern können die Volleys zumindest beim Spiel am Samstag (18.30 Uhr/ Spontent) auf den Heimvorteil hoffen. Dort werden sie wahrscheinlich wieder auf Jeffrey Jendryk, der sich im ersten Spiel eine Bänderverletzung zugezogen hat, verzichten müssen.

Insofern wird es auf Georg Klein ankommen, der die Mannschaft ursprünglich nur im Training unterstützen sollte, und nun mit ihnen um den Titel kämpfen muss. Gerade in der Annahme und Abwehr sind die Berliner außerdem auf Ruben Schott angewiesen, der viel Ruhe und Stabilität ins Spiel bringt, zuletzt allerdings nicht ganz fit war.

Vor allem aber wird es darauf ankommen, ob die Volleys endlich die Nervenstärke zeigen, die sie in Europa unter Beweis gestellt haben, in der Bundesliga allerdings vermissen lassen.

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