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Wie geht's weiter? Auch die Zukunft von Volleyball-Bundestrainer Andrea Giani ist ungewiss.

© Andreas Gora/dpa

Nach verpasster Olympia-Qualifikation: Deutschen Volleyballern steht ein Umbruch bevor

Es ist davon auszugehen, dass nicht nur Georg Grozer aus dem Volleyball-Nationalteam zurücktritt. Auch die Zukunft von Bundestrainer Andrea Giani ist offen.

Er war wenig überraschend auch nach der verpassten Qualifikation für die Olympischen Spiele in Tokio in aller Munde. Trotzdem, oder gerade weil, er selbst nicht sprechen wollte. Georg Grozer verließ das Volleyball-Feld in der Berliner Max-Schmeling-Halle, nach einer tiefen Verbeugung und stehenden Ovationen der 6577 Zuschauer, als geschlagener Mann. Leicht humpelnd – und ein letztes Mal im Trikot der deutschen Nationalmannschaft.

„Danke!“, wollte Kapitän Lukas Kampa nach dem Spiel einfach nur sagen. Es wurde aber viel mehr. „Es war mir eine Ehre und eine Freude, ihn so lange begleiten zu dürfen und ihm die Bälle zuspielen zu dürfen. Natürlich hat er einen großen, großen Anteil an den Medaillen und Erfolgen, die wir zusammen gefeiert haben“, sagte Kampa. Auch deshalb tat es so weh, dass nicht ein weiterer Erfolg, die Olympia-Qualifikation, hinzukam.

Mehrere Spieler lassen ihre Zukunft vorerst offen

„Es ist hart, dass so eine Persönlichkeit geht. Ich meine, natürlich kommt irgendwann der Moment für jeden“, sagte Christian Fromm. „Es tut mir bloß so leid, dass es mit so einem Spiel enden muss.“

Und während der 35 Jahre alte Grozer schon vor dem Turnier keinen Interpretationsspielraum ließ, wie es mit seiner Karriere im Nationaldress aussehen würde, gingen die Spekulationen rund um den Rest des Teams am Freitagabend los. Es ist davon auszugehen, dass der Mannschaft ein Umbruch bevorsteht. Denn gleich mehrere Spieler ließen ihre Zukunft offen.

Neben Grozer haben auch Marcus Böhme, Kampa und Markus Steuerwald das 30. Lebensjahr bereits überschritten – kaum vorstellbar, dass sie bei Olympia 2024 in Paris nochmal dabei wären. „Nun müssen wir den jungen Spielern eine Chance geben. Wir müssen jetzt an die nächsten vier Jahre denken, den Weg zu den nächsten Olympischen Spielen“, sagte Bundestrainer Andrea Giani vieldeutig.

Sein letzter Applaus. Georg Grozer hat seine Nationalmannschaftskarriere beendet.
Sein letzter Applaus. Georg Grozer hat seine Nationalmannschaftskarriere beendet.

© Andreas Gora/dpa

Den 30-jährigen Steuerwald holte Giani überhaupt erst zum Olympia-Qualifikations-Turnier nach zweieinhalb Jahren Abwesenheit zurück ins Team. Die Zukunft auf der Libero-Position gehört Julian Zenger (22) von den BR Volleys. Sowohl Böhme (34) als auch Kampa (33) ließen offen, ob sie zurückkehren werden. Kampa will zumindest kürzertreten.

„Wenn nochmal eine Weltmeisterschaft oder eine Europameisterschaft kommt, will ich das nicht komplett ausschließen. Ich fühle mich noch nicht so alt. Aber das Pensum, dass ich seit 2008 in der Nationalmannschaft mache – ich habe zwei kleine Kinder, meine Frau ist die meiste Zeit alleine –, werde ich so nicht mehr schaffen“, sagte der Zuspieler. Er habe sich allerdings noch keine abschließenden Gedanken gemacht, dafür gäbe es „insgesamt noch zu viele Fragezeichen“.

Unter anderem muss sich auch die Zukunft des Bundestrainers klären. Denn selbst, ob Andrea Giani weitermacht, stand am Freitagabend in den Sternen. Wobei sich Kampa klar dafür aussprach, dass er weitermacht: „Ich hoffe es sehr für den deutschen Volleyball, weil er ein außergewöhnlicher Trainer ist – in seiner ganzen Art und Weise.“ Giani selbst erklärte, dass dies die Entscheidung des Verbandes sei. Dass er allerdings bereits darüber sprach, „die Zeit danach zu planen“, gibt Grund zur Hoffnung.

Kampa macht sich um die nächste Generation keine Sorgen

Für die Zeit danach brachten sich schon bei der Olympia-Qualifikation einige Spieler in Stellung: Simon Hirsch (27) gab als Ersatz Georg Grozers gegen Slowenien eine gute Figur ab, so auch Tobias Krick (21) im Mittelblock neben Marcus Böhme oder Moritz Reichert (24), den Grozer vor dem Turnier schon als kommenden Führungsspieler deklarierte. Sorgen um das, das nach einem bevorstehenden Umbruch kommen könnte, hat Kampa deshalb nicht.

„Das wäre nicht gerecht der Generation gegenüber, die jeden Tag ziemlich hart arbeitet. Ich habe das auch schon zu oft in den vergangenen zehn Jahren gehört, dass sich Leute Sorgen machen, dass Spieler nicht zu ersetzen sind“, sagte Kampa. „Und es kommen auch immer wieder welche, die man noch nicht auf dem Schirm hat.“

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