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Mittendrin: Florian Hübner (rechts) stand gegen Schalke wieder für den 1. FC Union auf dem Platz.

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Update

Nach Unions Niederlage auf Schalke: Florian Hübner – zum ersten Mal erstklassig

Sechs Monate lang hatte Florian Hübner kein Pflichtspiel mehr bestritten. Gegen Schalke war es wieder so weit. Der Verteidiger hofft nun auf mehr.

Florian Hübner war ganz nah dran, musste seinen dezimierten Kollegen aber machtlos zusehen. Während sich der Innenverteidiger des 1. FC Union vor der Nordkurve warm lief, traf Schalke wenige Meter entfernt zur Führung ins Berliner Tor. „Eine Scheiß-Situation“, befand Hübner.

Zwei Minuten später wurde der 28-Jährige für den verletzten Keven Schlotterbeck eingewechselt. Und auch wenn Union am Freitagabend in Gelsenkirchen 1:2 verlor, war Hübner der einzige Berliner, der auch einen Grund zur Freude hatte. „Schön, dass ich wieder auf dem Platz zurück bin“, sagte er.

Florian Hübners letzter Pflichtspieleinsatz war sechs Monate her

Das letzte Pflichtspiel Hübners war ziemlich genau sechs Monate her, und es war ein unvergessliches. Im Relegations-Rückspiel gegen den VfB Stuttgart hatte er mit einer fehlerfreien Leistung zum Aufstieg beigetragen, nun kam er endlich auch für Union in der Bundesliga zum Einsatz.

Ein in der Vorbereitung erlittener Außenbandanriss hatte Hübner lange außer Gefecht gesetzt. Und als er wieder fit war, hatten sich Marvin Friedrich, Schlotterbeck und Neven Subotic in der Innenverteidigung bereits festgespielt. Sein vor einigen Wochen selbst formuliertes Ziel, in diesem Jahr noch zu Pflichtspieleinsätzen zu kommen, erschien nicht sonderlich realistisch.

Für Hübner war das keine leichte Situation. In der vergangenen Saison war er neben Friedrich noch unbestrittene Stammkraft, nun musste er sich erst wieder mühsam heranarbeiten und in Geduld üben. Gegen Borussia Mönchengladbach stand er vor einer Woche erstmals wieder im Kader, Argumente für einen personellen Wechsel gab es angesichts der starken jüngsten Ergebnisse aber nicht. Mehr als Testspiele blieben Hübner daher nicht, um wieder in den Rhythmus zu kommen. „Das ist vom Kopf her nicht einfach“, sagte Hübner. Der Kader sei sehr breit und „das macht uns in dieser Saison auch aus“.

Keven Schlotterbeck fällt lange aus

Nun profitierte er von der Verletzung Schlotterbecks, der schon nach 26 Minuten ausgewechselt werden musste. Das Vertrauen seiner Kollegen hat während seiner langen Verletzungspause aber nicht gelitten. „Wenn Hübi reinkommt, wissen wir alle, was wir von ihm bekommen – und das ist Einsatz pur“, sagte Christopher Lenz.

Und von Neven Subotic gab es ein besonderes Kompliment. Der erfahrene Abwehrspieler, der mit seinem Ballverlust kurz vor Schluss den Schalker Siegtreffer verschuldete, attestierte Hübner eine starke Leistung. „Als Innenverteidiger eingewechselt zu werden, ist das Ekligste. Man muss ein Gefühl für das Spiel bekommen und das bedarf ein bisschen Zeit“, sagte Subotic. „Hübi ist sofort reingekommen, hat uns viel Sicherheit gegeben und wir konnten mit gleicher Qualität weiterspielen.“

Hübner selbst zeigte ebenfalls keine Zeichen von gesteigerter Nervosität. Trotz der mangelnden Spielpraxis fügte er sich ohne Anlaufschwierigkeiten ein. „Das ist natürlich etwas anderes als ein Testspiel, ich habe mich aber gleich gut gefühlt und bin froh, dass ich die 70 Minuten ran durfte“, sagte Hübner.

Am Boden: Nach der Niederlage gegen Schalke waren die Spieler des 1. FC Union enttäuscht.
Am Boden: Nach der Niederlage gegen Schalke waren die Spieler des 1. FC Union enttäuscht.

© Bernd Thissen/dpa

Dass er noch nicht wieder ganz der Alte ist, war allerdings auch zu erkennen. Im Zentrum der Dreierkette leistete er sich zwar keine großen Fehler, gewann aber auch nur zwei seiner zwölf Zweikämpfe. Das ist gerade deshalb erstaunlich, weil Hübner eher zur Kategorie klassischer Innenverteidiger gehört – kopfballstark, giftig in den Zweikämpfen, im Spielaufbau eher auf Fehlervermeidung bedacht.

Darin unterscheidet er sich durchaus von Schlotterbeck, der mit seinem feinen linken Fuß und mutigen Lösungen in Drucksituationen deutlich mehr Impulse im Spiel mit dem Ball setzt. Gerade in einer Dreierkette ist der zentrale Verteidiger auch als Ballverteiler gefragt, und mit seiner Sicherheit erlaubt es Schlotterbeck seinen Nebenmännern, sich weiter außen anzubieten und das Spiel in die Breite zu ziehen.

Doch nun fällt die Freiburger Leihgabe voraussichtlich bis Ende des Jahres aus. In Gelsenkirchen verletzte sich Schlotterbeck bei einem eigenen Foul am Knie. Während der 22-Jährige an der Seitenlinie behandelt wurde, erzielte Schalke in Überzahl das 1:0.

Entwarnung gibt es bei Gikiewicz

Kurz kehrte er danach auf den Platz zurück, trabte im Mittelkreis umher, ließ sich dann aber unter Schmerzen zu Boden sinken. Am Samstag wurde Schlotterbeck in der Charité in Berlin untersucht - und dabei wurde eine Bänderverletzung im rechten Knie diagnostiziert, die konservativ behandelt wird. Entwarnung gab es bei Rafal Gikiewicz: Der angeschlagene Torwart verkündete am Samstag, dass sein Knie in Ordnung sei.

Schlotterbeck hat sich bei Union in den vergangenen Wochen zum Pechvogel entwickelt. Vor zwei Wochen musste er beim Sieg in Mainz aufgrund einer Gehirnerschütterung in der ersten Halbzeit ausgewechselt werden, damals kam Michael Parensen für ihn ins Spiel.

Hübner will seine Chance auf mehr Spielpraxis in jedem Fall nutzen und seine Position in der Verteidiger-Hierarchie weiter verbessern: „Ich werde im Training Gas geben und bereit sein.“

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