zum Hauptinhalt
Abhaker. Oliver Bierhoff will über manche Themen nicht mehr reden.

© Christian Charisius/dpa

Nach Treffen mit Erdogan: Bierhoff erklärt Debatte um Özil und Gündogan für beendet

"Jetzt reicht es dann auch." DFB-Teammanager Oliver Bierhoff hat keine Lust mehr auf die Diskussionen um das Treffen von Mesut Özil und Ilkay Gündogan mit Recep Tayyip Erdogan.

Eigentlich ist Oliver Bierhoff bekannt dafür, vor Kameras und auf Pressekonferenzen stets überaus souverän aufzutreten – und jede Frage routiniert abzuarbeiten. Am Donnerstag gelang dies dem Teammanager der deutschen Nationalmannschaft jedoch nicht. Und es ging dabei erneut um den Umgang des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) mit dem umstrittenen Treffen von Mesut Özil und Ilkay Gündogan mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan.

Bierhoff wies nachdrücklich Vorwürfe in dieser Sache gegen den DFB zurück. Auf die Frage, warum der DFB im Trainingslager in Südtirol nicht alles dafür getan habe, ohne das Thema zur Weltmeisterschaft nach Russland reisen zu können, antwortete er: „Was hätten wir noch mehr machen sollen? Ich bin der Meinung, wir haben sehr viel gemacht – und jetzt reicht es dann auch.“

„Man hat jetzt vieles gesagt. Es ist viel diskutiert worden. Und es wird uns auch weiter begleiten. Was ich den beiden Spielern sage, ist, hakt es ab“, fuhr Bierhoff fort. Der 50-Jährige appellierte vor der WM-Generalprobe am Freitag in Leverkusen gegen Saudi-Arabien an die deutschen Fans. „Bei aller Verärgerung, die wir haben: Wir sind ein Team auch in Deutschland mit unseren Fans.“

Er hoffe darum auf Fairness und auch Verständnis der Zuschauer. „Okay, es ist etwas verkehrt gelaufen, aber jetzt schauen wir nach vorne und stehen zusammen. Ich hoffe insofern natürlich, dass jeder, auch wenn er vielleicht innerlich ein bisschen Unmut hat, sich zurückhält.“

Özil wird in Leverkusen wegen einer Knieprellung nicht spielen. Gündogan könnte dagegen zum Einsatz kommen. Der Verzicht auf Özil sei eine reine Vorsichtsmaßnahme, betonte der DFB.

Özil meidet die Öffentlichkeit

Gündogan hatte sich im Gegensatz zu Özil während des Trainingslagers noch einmal zum Treffen mit Erdogan in London geäußert. Der 29-Jährige hatte sich lediglich intern bei einem Besuch bei Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier geäußert.

Özil lebt irgendwo zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Auf der einen Seite stehen seine Familie, bei der er in Gelsenkirchen in einfachen Verhältnissen groß geworden ist, und der muslimische Glaube. Seine Großeltern waren nach Deutschland umgesiedelt.

Heute genießt der Millionär Özil die Glitzerwelt und zugleich den Schutz des Profifußballs. Er ist in den sozialen Netzwerken der Nationalspieler mit den meisten Followern. Doch in der realen Welt wirkt er schüchtern. Özil spricht nicht viel, auch nicht beim Nationalteam, schon gar nicht mit Journalisten.

Eigentlich will er nur Fußball spielen. Deutlich wurde das schon im Oktober 2010 nach dem 3:0 der DFB-Elf in der EM-Qualifikation gegen die Türkei in Berlin, als ein Fotograf des Bundespresseamtes die Gratulation von Kanzlerin Angela Merkel an den halbnackten Özil in der Kabine festhielt. Das Bild sorgte in der Türkei für Entrüstung.

Özils jüngstes Treffen mit Erdogan stieß wiederum in Deutschland auf viel Kritik. Selbst Merkel hatte sich über Regierungssprecher Steffen Seibert geäußert, die Situation habe Fragen aufgeworfen und zu Missverständnissen eingeladen.

Steinmeier rief dazu auf, Mesut Özil und Ilkay Gündogan eine Brücke zu bauen. „Wenn jemand nach einem Rückweg sucht, soll man helfen“, sagte der Bundespräsident der Wochenzeitung „Die Zeit“. (dpa/Tsp)

Zur Startseite