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So sieht Protest aus. Manager Michael Preetz und Präsident Werner Gegenbauer.

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Update

Nach Skandalspiel bei Fortuna: Hertha fordert Wiederholungsspiel - DFB ermittelt auch gegen Berliner

Nach dem Skandalspiel von Düsseldorf legen die Berliner offiziell Einspruch ein. Doch der DFB ermittelt auch gegen Hertha. Und Fortuna sagt die Aufstiegsfeier ab.

Es war keine große Überraschung mehr. Am Mittwochabend legte Hertha gegen die Wertung des unter skandalösen Umständen zu Ende gegangenen Relegations-Rückspiels bei Fortuna Düsseldorf Einspruch ein. "Ein regulärer Spielbetrieb war für uns nicht mehr möglich", sagte Manager Michael Preetz auf einer eigens einberufenen Pressekonferenz einige Stunden nach der Rückkehr nach Berlin. Die Mannschaft sei nach dem Platzsturm der Düsseldorfer Fans 90 Sekunden vor Ablauf der siebenminütigen Nachspielzeit nur wieder auf das Spielfeld zurückgekehrt, "um eine weitere Eskalation zu verhindern". Der Verein wolle "in Verantwortung für Hertha BSC" darauf hinwirken, "dass die Spielwertung aufgehoben und ein Wiederholungsspiel angesetzt wird." Schon an diesem Freitag wird ab 13.30 Uhr vor dem DFB-Sportgericht verhandelt.

Parallel hat der Kontrollausschuss des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) Ermittlungen gegen beide Vereine eingeleitet. Darüber hinaus ermittelt der Kontrollausschuss des Verbandes auch gegen die vier Hertha-Spieler Lewan Kobiaschwili, Thomas Kraft, Christian Lell und Andre Mijatovic. Das teilte der DFB am Mittwochabend mit. Kobiaschwili wird vorgeworfen, Schiedsrichter Wolfgang Stark (Ergolding) nach Spielschluss in den Nacken geschlagen zu haben. Seine drei Berliner Teamkollegen sollen den Referee nach Abpfiff der Partie, die mehrmals unterbrochen werden musste, beleidigt haben. Zudem laufen Untersuchungen gegen Düsseldorfs Kapitän Andreas Lambertz. Er soll im Anschluss an die Partie ein Bengalisches Feuer im Innenraum gehalten haben. Beide Klubs und die Spieler werden vom DFB-Kontrollausschuss zu Stellungnahmen aufgefordert. Sobald diese vorliegen und ausgewertet sind, entscheidet das Gremium über den Fortgang der Verfahren.

Nach dem Platzsturm: Bilder von den Aufräumarbeiten in Düsseldorf.

Von Fußball war am Tag nach dem 2:2 von Hertha in Düsseldorf, das den sportlichen Abstieg der Berliner bedeutete, kaum noch die Rede. Zwar feierte die Fortuna daheim die Rückkehr in die Bundesliga, doch der Jubel hatte einen faden Beigeschmack. Schon während des Spiels hatten Anhänger beider Mannschaften durch das Zünden von Pyrotechnik mehrfach für Unterbrechungen gesorgt. Einige mitgereiste Hertha-Fans warfen Bengalos auf den Rasen und sogar in Richtung der eigenen Spieler. "Wir verurteilen das Abbrennen von Feuerwerkskörpern - auch aus unserem Block", sagte Preetz am Mittwoch. Ansonsten wollte sich der Manager zum Verhalten der eigenen Fans nicht weiter äußern. Die hatten noch bis in die Morgenstunden auf der Rückfahrt nach Berlin in einem Sonderzug des Vereinssponsors gewütet und ihn unplanmäßig in Spandau zum Halten gebracht.

Die chaotischen Szenen aus dem Düsseldorfer Stadion in unserer Fotostrecke:

Herthas Anwalt Christoph Schickhardt, der am Abend zuvor gesehen haben wollte, wie "leichenblasse" Berliner Spieler nach der etwa 20-minütigen Unterbrechung mit "Todesangst" auf den Platz in Düsseldorf zurückgekehrt waren, sprach auf der Pressekonferenz am Mittwoch von einer "absolut großen Aussicht" auf einen erfolgreichen Protest. "Das Sportgericht wendet einfach die eigene Satzung an. Und da steht klipp und klar drin, dass ein Spiel, das unter solchen Umständen stattfindet, nicht gewertet wird und zu wiederholen ist", sagte Schickhardt. Sollte Hertha am Freitag Recht bekommen, könnte allerdings Düsseldorf wiederum Berufung einlegen. Die Auf- und Abstiegsfrage wäre damit noch länger ungeklärt.

Fortuna-Manager Wolf Werner hatte betont: „Ich sehe keinen Handlungsbedarf für einen Protest und gehe fest davon aus, dass wir aufgestiegen sind“, sagte er. Unterdessen sagte Fortuna Düsseldorf die für Sonnabend geplante Aufstiegsfeier Bundesliga am Samstag ab. Nach Informationen der Nachrichtenagentur dpa reagierte der Verein damit auf den Einspruch von Hertha BSC. „Wir werden uns dazu offiziell am Donnerstag äußern“, erklärte Fortuna-Sprecher Tom Koster am Mittwochabend. Die Rheinländer hatten eine große Party in der Esprit-Arena vorgesehen.

Nebensache Fußball: Die Bilder von den Relegationsspielen:

Sollte es tatsächlich zu einem Wiederholungsspiel kommen, wäre Hertha vorbereitet. "Wir trainieren ganz normal weiter, bis es eine Entscheidung gibt", sagte Preetz. Allerdings könnten den Berlinern dann einige Spieler fehlen. Änis Ben-Hatira kassierte am Dienstag nicht nur die Gelb-Rote Karte, er gebärdete sich nach seiner Hinausstellung geradezu toll und schlug Schiedsrichter Wolfgang Stark auf den Arm. Noch schlimmer wiegt der Vorwurf gegen Lewan Kobiaschwili (siehe oben). Und Christian Lell hatte zuvor schon mehrfach die Contenance verloren. Erst soll er Düsseldorfs Assani Lukimya auf dem Platz angespuckt und später auch noch den Schiedsrichter beleidigt haben ("Du feiges Schwein, da brauchst du gar nicht mehr anzupfeifen").

Die Reaktionen bei Fortuna Düsseldorf auf die Rückkehr in die Bundesliga nach 15 Jahren fielen zunächst einmal verhalten aus. "Ich weiß gar nicht, ob ich mich nach diesen Bildern am Schluss des Spiels freuen soll", sagte Düsseldorfs Vorstandsvorsitzender Peter Frymuth. Manager Wolf Werner erklärte: "Die Fans sind nach einem geglaubten Abpfiff auf das Spielfeld gelaufen. Wir haben dann aber alles getan, um sie wieder aus dem Innenraum zu bringen. Nach der Fortsetzung des Spiels und dem regulären Abpfiff des Schiedsrichters, sei damit die Wertung seiner Ansicht nach "nicht gefährdet". Warum die Berliner das anders sehen, haben sie am Mittwoch dargelegt. Nun haben die Richter das letzte Wort. Es passt irgendwie zu dieser aus Sicht von Hertha BSC völlig chaotischen Saison. (mit dapd, dpa)

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