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Rassismusvorwürfe. Frank Möller steht unter Druck.

© Imago/Schupfner

Nach rassistischem Vorfall: Judo-Bund sperrt Frank Möller für fünf Jahre

Der Berliner Judo-Trainer Frank Möller soll einen Nachwuchs-Sportler rassistisch beleidigt und geschlagen haben. Nun reagierte der Verband.

Dunkle Wolken schoben sich am Freitagmittag über das Holländische Viertel in Potsdam. Das passte ganz gut zu den besorgten Mienen einiger Vertreter des Deutschen Judo-Bundes (DJB). Noch vor dem offiziellen Beginn der Mitgliederversammlung des Verbandes an diesem Wochenende tagte der DJB-Rechtsausschuss zu einem heiklen Thema. Es ging um eine Ikone des deutschen Judosports, Frank Möller. Der 49-Jährige ist Vizeweltmeister 1995, Olympia-Dritter 1996 und inzwischen Träger des 6. Dan, ein höchst ehrenvoller Meistergrad im Judo.  

Doch die Ehre ist Frank Möller spätestens nach diesem Freitag vorerst los. „Wir haben uns entschieden, dass Herr Möller für fünf Jahre nicht mehr für den DJB als Trainer oder Betreuer tätig sein wird. Er hat massiv gegen unsere Werte verstoßen“, sagte der Rechtsausschuss-Vorsitzende Joachim Bechtold dem Tagesspiegel. Möller habe die Strafe durch den Verband akzeptiert. „So wie er früher die Entscheidung des Kampfrichters hingenommen hat“, sagte der scheidende DJB-Präsident Peter Frese.

Möller hat den körperlichen Übergriff zugegeben

Die Vorwürfe waren gravierend. Wie die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ („FAZ“) am vergangenen Freitag berichtete, soll Frank Möller in seiner Funktion als Trainer den deutschen Nachwuchs-Judoka Losseni Koné rassistisch beleidigt („Schnauze, Bimbo!“) und geschlagen haben. Zeugen bestätigten den Vorfall, der sich Anfang Oktober im Trainingslager im brandenburgischen Kienbaum zutrug. Das Opfer Koné hatte in dem Artikel mit erstaunlicher Nachsicht auf die ungeheuerlichen Vorgänge reagiert. Er verzichtete auf eine Anzeige gegen Möller. „Ist passiert. Ich bin ja nicht verletzt", wurde er in dem Artikel zitiert.

Doch sein Arbeitgeber, der Landessportbund Berlin, war weniger nachsichtig. Am vergangenen Dienstag teilte der LSB mit, dass Möller von seinen Aufgaben entbunden worden sei. Am Freitag schließlich saßen sich Koné und Möller in Potsdam gegenüber. Möller entschuldigte sich laut dem Rechtsausschuss-Vorsitzenden Bechtold „vielmals bei Koné“ und habe gesagt, dass er gerne das Rad zurückdrehen wollte, wenn er könnte. „Doch das geht nicht“, sagte Bechtold. „Einen Nachwuchs-Judoka als Trainer körperlich anzugehen ist ein absolutes No-Go.“

Möller hatte den körperlichen Übergriff auf den 18 Jahre alten Hamburger zugegeben. Das Wort „Bimbo“ allerdings, so habe Möller in der Vernehmung berichtet, komme in seinem Wortschatz nicht vor. Doch lagen Bechtold Aussagen von mehreren Zeugen vor, wonach Möller genau diesen rassistischen Begriff verwendet habe. Auf der Grundlage vieler Gespräche mit Trainingsschülern von Frank Möller glauben sie beim DJB allerdings nicht, dass Möller aus der rechten Ecke komme oder gar ein Rassist sei, wie sowohl Bechtold als auch Frese betonten. „Die Tür ist für ihn bei uns fünf Jahre zu“, sagte Bechtolt, „aber wir wollen ihn als Trainer nicht verlieren.“       

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