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Locker und kumpelhaft. So kennt man Thomas Tuchel eigentlich nicht.

© REUTERS

Nach erstem kleinen Titel: Paris erlebt einen neuen Thomas Tuchel

Locker und kumpelhaft wirkte der Coach nach dem Gewinn des ersten Titels - ganz anders als in Dortmund. Die großen Herausforderungen warten aber noch.

Thomas Tuchel schnappt sich das Mikrofon und stimmt „Happy“ von Pharell Williams an. Er singt etwas schief, dafür aber mit viel Inbrunst. Der neue Fußballtrainer von Paris Saint-Germain tanzt und dirigiert im Takt seine Spieler, die ihn zuvor im Pressekonferenzraum mit Sekt geduscht hatten. Ein völlig losgelöster Tuchel. Ganz anders als bei Borussia Dortmund, seiner vorigen Trainerstation, wo er sich nie so ausgelassen in der Öffentlichkeit präsentiert hatte.

PSG erlebt eine neuen Tuchel. „Das Spektakel mit Tuchel fand nicht nur auf dem Rasen statt“, schrieb das Magazin „France Football“ nach dem 4:0-Sieg der Pariser am Samstag im südchinesischen Shenzen gegen AS Monaco im französischen Supercup. Gleich im ersten Pflichtspiel kam Tuchel zu seinem ersten kleinen Titel. Er scheint schon nach ein paar Wochen bei seinem neuen Club angekommen zu sein. Die Spieler und er präsentierten sich als Einheit. „Wir haben als eine Mannschaft gespielt. Das war top“, sagte der 44 Jahre alte Coach in der Pressekonferenz auf Französisch.

Tuchel ist "eine großartige Person"

Mittelfeldspieler Marco Verrati rühmt den neuen Coach laut Zeitung „Le Parisien“ als „eine großartige Person. Er ist nah bei den Spielern. Er lacht, das ist die beste Art zu arbeiten“. Frankreichs Sportblatt „L'Équipe“ titelt: „Ein Hauch von Frische“ . Und meint: „Im Moment hat man Lust zu glauben, dass der neue Trainer von PSG spielerisch, aufrichtig, kumpelhaft und lachend ist. Weit weg von dem Bild des autoritären und militärischen Trainers, das manche Medien aus seiner Heimat von ihm gezeichnet haben.“

Am kommenden Wochenende startet Tuchel mit einem Spiel im heimischen Prinzenpark gegen SM Caen in die Meisterschaft. Titel soll Tuchel holen, möglichst den in der Champions League. Die Saisonvorbereitung verlief bis zum eindrucksvollen Sieg über Monaco allerdings holprig. Im Rahmen des International Champions Cup hatte PSG zuletzt in Singapur mit 3:2 gegen Atlético Madrid gewonnen, davor aber gegen Bayern München und den FC Arsenal verloren. Der Sieg über Monaco brachte Erleichterung.

Im Modus. Thomas Tuchel mit seinen Spielern Christopher Nkunku und Lassana Diarra.
Im Modus. Thomas Tuchel mit seinen Spielern Christopher Nkunku und Lassana Diarra.

© AFP

Gewohnt aktiv, wie früher in seinen Bundesligazeiten beim BVB und bei Mainz 05, präsentierte sich Tuchel an der Seitenlinie. In kurzen Hosen, mal hockend auf einer Eisbox, dann dicht an der Außenlinie. Gestenreich dirigierte er sein Team. Mal diskutierte er mit den Unparteiischen. Entspannt lächelte er, als er erkannte, dass seine Mannschaft funktionierte. Der herausragende Argentinier Angel Di Maria mit einem Doppelpack (33. Minute und 90.+2), Christopher Nkunku (40.) und Timothy Weah (67.) erzielten die Treffer.

Mannschaft mit neuem Trainer deutlich aktiver

Superstar Neymar kam bei Paris in der Schlussviertelstunde zum Einsatz. Das chinesische Publikum feierte ihn bei seiner Einwechslung. Das zuvor letzte Spiel für seinen Club, der ihn vor einem Jahr für 222 Millionen Euro vom FC Barcelona geholt hatte, bestritt der Brasilianer vor fünf Monaten. Ein Haarriss im rechten Fuß setzte ihn lange außer Gefecht.

Tuchels Mannschaft, bei der der italienische Routinier Gianluigi Buffon und nicht der deutsche WM-Teilnehmer Kevin Trapp im Tor stand, präsentierte sich deutlich aktiver. Di Maria setzte im Offensivspiel die Akzente und überwand den früheren Wolfsburger Diego Benaglio im Tor der Monegassen mit einem direkt verwandelten Freistoß und beim Abschluss eines Konters in der Nachspielzeit.

Einige Unsicherheiten in der Pariser Verteidigung zeigte Kapitän Thiago Silva, der wie Neymar und Marquinhos nach seinem WM-Urlaub gerade erst wieder zur Mannschaft gestoßen ist. „Das Talent der Mannschaft ist offensichtlich. Wir müssen aber noch einige Dinge zusammenfügen, im Angriff wie in der Abwehr“, sagte Tuchel. (dpa)

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