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Marie Lang blieb 37 Kämpfe in Folge unbesiegt.

© imago/Stefan Bösl

Nach doppelter Corona-Infektion: Kickboxerin Marie Lang steckt nicht auf

Marie Lang infizierte sich gleich zweimal mit dem Coronavirus und musste im März ihre erste Niederlage einstecken. Den Spaß verliert sie aber noch lange nicht.

Nach ihrer ersten Niederlage beim WM-Kampf der WKU sei sei sehr enttäuscht gewesen, sagt Lang. Bis heute hat sie sich das Video des Wettkampfs nicht angeschaut.
Mit dem Kickboxen begann Marie Lang als sie 16 Jahre alt war. „Ich habe immer gesagt, ich sei sportlich und irgendwann festgestellt, dass ich außerhalb der Schule gar keinen Sport mache“, erinnert sie sich und lacht. Sie und eine Freundin hatten einen Bericht übers Kickboxen gesehen. Wenig später probierten sie es in einem Sportstudio in Langs Heimatstadt Lemgo aus. „Ich fand das gleich total geil und habe angefangen, sechsmal die Woche zu trainieren“, sagt Lang, „aber, dass ich das irgendwann hauptberuflich mache, hätte ich nie geglaubt.“ Im Jahr 2015 wurde die 34 Jahre alte Kickboxerin zum ersten Mal Weltmeisterin des WKU-Verbands. In den darauffolgenden Jahren gelang es ihr ein ums andere Mal, den Titel zu verteidigen.

Asthma als Grund für zweifache Corona-Infektion?

Sage und schreibe 37 Kämpfe lang blieb sie ungeschlagen. Bis zu diesem Jahr, als sie beim WM-Kampf im März gegen die Erfurterin Michaela Michl verlor. Die Vorbereitungen auf die Wettkämpfe liefen alles andere als optimal. Gleich zweimal infizierte die Kickboxerin sich mit dem Coronavirus – das erste Mal im Februar vergangenen Jahres und dann noch einmal Anfang Dezember. Mit den Folgen hatte sie noch Wochen später zu kämpfen. Vor allem die Lungenschmerzen hielten fast zwei Monate nach der Infektion an. „Nicht nur bei Belastungen, sondern generell“, erinnert sich Lang, „da habe ich natürlich schon über meine Karriere nachgedacht und darüber, was ich mache, wenn die Lunge sich nicht hundertprozentig erholt.“

Nach der Quarantäne war sie dann bei einem Lungenarzt, der sie – auch in Hinblick auf den Wettkampf im März – durchcheckte und schließlich seine Erlaubnis gab, wieder mit dem Sport anzufangen. Im Januar begann sie mit dem Wettkampftraining. „Am Anfang habe ich noch gemerkt, dass mir die Luft fehlt“, sagt Lang, „und sobald der Puls hochging, habe ich auch meine Lunge gespürt. Ich konnte nicht hundertprozentig Gas geben.“ Die Beschwerden hätten sich aber irgendwann gelegt. „Da war ich echt glücklich.“

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Zwei Wochen vor dem WM-Kampf gegen Michl wurde sie erneut von einem Lungenarzt untersucht. Der teilte ihr mit, dass ihr Asthma dafür verantwortlich sein könnte, dass Lang sich gleich zweimal mit dem Coronavirus infizierte. „Das fand ich sehr interessant, weil ich mit dem Asthma nie Probleme hatte“, sagt Lang, „aber bei dem Test zeigte sich ganz offensichtlich, dass ich sogar ziemlich stark Asthma habe.“ Besonders überraschte Lang, dass sie in den Wochen vor dem Wettkampf keinerlei gesundheitliche Probleme hatte und sich wieder voll auf den anstehenden Kampf vorbereiten konnte. Erst als sie im Ring stand, setzten die Schmerzen ein. „Der einzige Moment, wo es wieder schlecht war, war beim Kampf selbst“, sagt Lang, „und es konnte mir auch niemand sagen, woran das lag. Das ist beunruhigend.“ Sie ist zwar froh, dass die Spätfolgen sie im Alltag nicht mehr belasten; trotzdem bleibt die Sorge vor dem nächsten Wettkampf bestehen. „Auch die Menschen, die in meiner Ringecke standen, haben mitbekommen, dass ich wieder total schwer geatmet habe und schlecht Luft bekommen habe“, berichtet Lang.

Aufhören will Lang noch lange nicht

Dass die Niederlage ausschließlich an den Coronavirus-Infektionen liegt, glaubt Lang nicht. „Ich habe mir im Kampf den Zeh gebrochen und da kamen viele Sachen dazu.“ Die Spätfolgen und ihre Schmerzen könnten aber zumindest mitverantwortlich für den Ausgang des Kampfes sein. Lang versucht jetzt so gut es geht nach vorne zu schauen. Im Amateurbereich sei es für sie „total schlimm“ gewesen zu verlieren. Dieses Mal sei sie hingegen gefasst gewesen – obwohl es ihre erste Niederlage im Profibereich war. „Ich versuche das abzuhaken und weiterzumachen“, sagt Lang.

Was sie allerdings verwundert, sind die vielen Fragen nach einem möglichen Karriereende. „Für mich ist das wichtigste, Spaß am Sport zu haben. Und erst, wenn ich keinen Spaß mehr habe, höre ich auf.“ Sie fühle sich körperlich „superfit“ und habe nicht den Eindruck, dass ihr Alter sie einschränke. Im Gegenteil: Durch ihre lange Erfahrung komme sie mit vielen Situationen besser klar. Ob es einen Rückkampf gibt, weiß Lang noch nicht. Jetzt muss sie erst einmal abwarten, bis ihr gebrochener Zeh wieder verheilt ist. Und das kann ein paar Wochen dauern. „Ich will das erstmal sacken lassen und abschalten, dann sehe ich weiter.

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