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Katalonien hat gesprochen. So wie viele Barça-Anhänger würde auch der ehemalige Trainer Pep Guardiola eine Abspaltung von Spanien begrüßen.

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Nach der Regionalwahl in Katalonien: FC Barcelona: Ein Klub ohne Liga

Für den FC Barcelona hätte die Unabhängigkeit Kataloniens unerwünschte Folgen - eine katalanische Liga mit wenig attraktiven Gegnern.

In der Kurve, dort wo die lautesten Fans des FC Barcelona für gewöhnlich sitzen, haben sie ein Banner aufgehängt. Catalonia is not spain. Katalonien ist nicht Spanien.

Geht es nach den politischen Kräften um Artur Mas, Präsident der katalanischen Verwaltung, ist der Satz bald schon Realität. Nachdem die Separatisten am Sonntag die absolute Mehrheit der Sitze im Parlament gewannen, kündigte Mas an, die Unabhängigkeitsbewegung weiter vorantreiben zu wollen. Mit großer Wahrscheinlichkeit eine gute Nachricht für viele Menschen, die regelmäßig ins Camp Nou gehen. Unter den Fans des FC Barcelona finden sich zahlreiche Befürworter einer Abspaltung der Region von Spanien.

Politisch waren sie schon immer beim bedeutendsten Klub Kataloniens. Während der Diktatur stellte das Stadion einen der wenigen Räume dar, in denen die Menschen die von Franco verbotene Regionalsprache Katalanisch sprechen konnten, ohne Angst erwischt zu werden. In der Anonymität der Masse verloren sich die Worte. Erfolge gegen den von Franco geliebten Rivalen Real Madrid wurden zu Siegen gegen die Unterdrückung stilisiert.

Der Klub äußerte sich nach der Wahl nicht. Lange vor dem Heimspiel am Dienstag in der Champions League gegen Bayer Leverkusen (20.45 Uhr, live bei Sky) hatte Präsident Josep Maria Bartomeu erklärt, der FC Barcelona sei im Wahlkampf neutral.

Pep Guardiola stand auf der Kandidatenliste der Partei CDC

Das stimmt so nicht. Der Verein stellte sein Stadion für Kundgebungen der Unabhängigkeitsbewegung zur Verfügung, einige Fußballer sprachen offen über ihre politische Meinung. Gerard Piqué, oder der langjährige Kapitän Xavi, der seine Karriere nun in Katar ausklingen lässt, unterstützen die Separatisten.

Der prominenteste Befürworter ist ein ehemaliger Trainer: Pep Guardiola. Der ließ sich sogar auf den letzten Platz der Kandidatenliste der Partei CDC setzen. Die Geste hatte nur symbolischen Wert, Guardiola hegt natürlich (noch) keine politischen Ambitionen, den Ausgang der Wahl begrüßte er aber. „Katalonien hat gesprochen. Mehr als achtzig Prozent Wahlbeteiligung, das ist Wahnsinn“, sagte der Trainer des FC Bayern vor dem Spiel gegen Dinamo Zagreb (siehe Kasten).

Was Guardiola hinzufügte, wird in seiner Heimat wohl geteilte Meinungen hervorrufen. „Ob der FC Barcelona in der Primera Division spielt oder nicht, ist das geringste Problem.“ Die Leute hätten für ein besseres Leben gewählt und nicht dafür, in welcher Liga der Klub in Zukunft antritt.

Es droht eine katalanische Liga mit Spielen gegen Espanyol, Girona, Llagostra oder Sabadell

Da mag Guardiola Recht haben, aber das Thema der Ligazugehörigkeit könnte noch ist ein heikles werden. Dann nämlich, wenn Katalonien sich tatsächlich abspaltet. Für diesen Fall hat Javier Tebas, der spanische Liga-Chef, schon angekündigt, „dass die katalanischen Teams nicht mehr in der spanischen Liga spielen werden“. Eine Sondergenehmigung, wie sie die Mannschaften aus dem angrenzenden Andorra besitzen, schloss er aus. Eine Primera Division ohne Espanyol Barcelona ist sicher noch zu verschmerzen, aber ohne den FC Barcelona? „Das wäre nicht gut für Barcelona und es wäre nicht gut für die spanische Liga“, sagt Guardiola. Allein durch den Wegfall des Clasicos gegen Real Madrid wäre die Primera Division ihrer größten Attraktion beraubt – ein sportliches wie wirtschaftliches Desaster. Aus diesem Grund glauben die entscheiden Kräfte im Klub, werde Tebas noch einlenken. Und wenn nicht?

Im schlimmsten Fall droht dem aktuellen Champions-League-Sieger eine katalanische Liga mit Spielen gegen Espanyol, Girona, Llagostra oder Sabadell. Für Weltklassefußballer alles andere als reizvolle Aufgaben. Höhepunkt wie Europapokal-Spiele unter der Woche wären auch fraglich, weil Katalonien als neu gegründeter Staat nicht automatisch Mitglied im europäischen Verband Uefa werden würde. Gegen diese Vorstellung erscheint der wochenlange Ausfall von Lionel Messi wegen einer Knieverletzung und die aktuell holprige Form wie eine Lappalie.

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