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Die Spieler der BR Volleys feiern die deutsche Meisterschaft. Nicht alle von ihnen kehren in der nächsten Saison nach Berlin zurück.

© imago images/Eibner

Nach der Meisterschaft der BR Volleys: Manager Niroomand hat alle Hände voll zu tun

Am Ende einer schwierigen Spielzeit steht der Titel. Der Blick geht aber schon wieder nach vorne, erste Personalentscheidungen stehen fest.

So hart mussten die Volleys wohl noch nie um den Meistertitel kämpfen. Das zeigte sich beim Finalsieg gegen Friedrichshafen, als die Anspannung aus ihren Gesichtern wich und sich ausgelassener Jubel breitmachte. Ihre Euphorie ließen sie sich auch nicht davon nehmen, dass sie ohne Fans und Zuschauer, sondern stattdessen im Bus feiern mussten. Die neunstündige Heimfahrt vom Bodensee wussten sie bestmöglich zu nutzen: Mit Karaoke-Einlagen, kleinen Tänzchen und Bier zelebrierten sie ihre elfte Meisterschaft. 

„Das war eine verfluchte schwierige Saison“, sagt Volleys Manager Kaweh Niroomand. Besonders anstrengend seien die vergangenen Monate für die medizinische Abteilung gewesen. Aber auch die Spieler selbst mussten sich regelmäßig testen, soziale Kontakte vermeiden und vor leeren Zuschauerrängen spielen: „Sie waren fast mehr Mediziner als Volleyballer“, sagt Niroomand. 

Wirtschaftlich war die Saison eine echte Herausforderung, denn durch ausbleibende Zuschauereinnahmen, Verletzungen der Spieler und umfangreiche Hygienekonzepte fielen zusätzliche Kosten an. Die staatlichen Unterstützungsmaßnahmen seien dringend nötig gewesen, sagt Niroomand, und vor allem der Rettungsschirm des Berliner Senats hätte „sehr geholfen“. 

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Ein Hoffnungsschimmer in Zeiten der Geisterspiele war das Pilotprojekt der Volleys Ende März: Im Play-off-Halbfinale gegen Düren durften in der Max-Schmeling-Halle rund 800 Fans zuschauen. Dabei ging es nicht darum, endlich wieder Zuschauereinnahmen zu generieren, sondern eine Perspektive zu schaffen. „Ich habe lange nicht mehr so viele glückliche Gesichter gesehen wie an diesem Abend“, erzählt Niroomand. Das Projekt habe nicht nur für Berlin eine wichtige Bedeutung, sondern für ganz Europa. 

Planungen für die nächste Saison laufen bereits

Auf die Berliner, die in dieser Saison ganz besonders zusammengewachsen sind, kommen nach dem Sommer einige Veränderungen zu. So werden die brasilianischen Spieler Davy Moraes und Renan Michelucci den Kader verlassen und nach Frankreich gehen. „Die beiden sind in einem sehr guten Alter und müssen mehr in der Anfangsaufstellung spielen“, sagt Niroomand, „vielleicht kreuzen sich unsere Wege in der Zukunft.“ 

Außerdem werden Mittelblocker Éder Cabonera und Robin Baghdady, der verletzungsbedingt kaum spielen konnte, in der nächsten Saison nicht mehr dabei sein. Besonders überraschten allerdings zwei weitere Veränderungen: Zum einen wird Zuspieler Pierre Pujol nach Italien gehen. Er hatte sein Team in dieser Saison nicht nur unterstützt, als Sergej Grankin ausgefallen war, sondern Emotionen und Motivation aufs Spielfeld gebracht.

Außerdem wird Libero Julian Zenger, der in dieser Saison immer wieder spektakuläre Rettungsaktionen gezeigt und in der Annahme ganze Arbeit geleistet hatte, die Volleys verlassen. Wohin er geht, ist noch unklar, aber Niroomand hofft, dass Zenger die Möglichkeit bekommt, „neben dem Baggern und Verteidigen auch eine Führungsposition“ zu besetzen. „Das ist bei uns schwierig, weil wir schon drei, vier Alphatiere haben, aber ich würde mich nicht wundern, wenn wir ihn irgendwann hier wiedersehen.“ 

Zukünftig wollen die Volleys sich vor allem in der Champions League steigern. „Bei 24 Teams, von denen neun oder zehn aus Russland, Polen und Italien sind, ist es brutal schwer, aus der Gruppe weiterzukommen“, sagt Niroomand.  Ziel für die nächsten zwei Jahre soll der Sprung unter die besten acht Teams sein – und zwar unter normalen Bedingungen.

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Dabei könnte helfen, dass Schlüsselspieler wie Benjamin Patch, Sergej Grankin, Samuel Tuia und Anton Brehme dem Kader erhalten bleiben und auch Außenangreifer Cody Kessel verkündet hat, in Berlin weitermachen zu wollen. Wie es für Denys Kaliberda, den die Volleys erst im Dezember verpflichtet hatten, weitergeht, wird sich erst noch zeigen. 

Die Pläne, in die polnische Plus-Liga zu wechseln liegen jedenfalls erstmal auf Eis. Nicht nur wegen der Pandemie, sondern auch wegen der der positiven Entwicklungen der deutschen Bundesliga. „Wenn das so weitergeht und neuer Schwung, Attraktivität und Kapital kommen, dann gibt es keinen Grund zu wechseln“, sagte Niroomand. Und wenn dann der Titel auch 2022 wieder nach Berlin geht – umso besser.

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