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Sie kamen einfach nicht ganz ran. Hier versucht Albas Center Dennis Clifford Fernando San Emeterio entscheidend zu stören.

© Francesc Juan/AFP

Nach der Eurocup-Pleite gegen Valencia: Der Schmerz ist akut bei Alba Berlin

Alba verliert Finale um Finale. Von einem Trauma will der Klub nichts wissen. Ziel ist nun der Gewinn der nationalen Meisterschaft.

Niels Giffey trottete mit versteinerter Miene zur Mittellinie und holte sich das silberne Tablett für den Zweitplatzierten im Eurocup ab. Der Kapitän von Alba Berlin kennt die Prozedur, mittlerweile sogar viel zu gut. Mal wieder mussten sich die Berliner in einem Endspiel geschlagen geben, nun bereits zum vierten Mal in 15 Monaten. Nach der ebenso klaren wie verdienten 63:89-Niederlage im entscheidenden dritten Finale in Valencia am Montagabend konnte auch eine grandiose Respektbekundung die Enttäuschung der Alba-Profis nicht lindern. Während Giffey mit dem Trostpreis zu seinen Kollegen zurückging, sich Luke Sikma nach seinem vielleicht schwächsten Spiel für Alba kurz unter einem Handtuch versteckte und Peyton Siva sowie Joshiko Saibou ausdruckslos ins Leere blickten, feierten die etwa 150 mitgereisten Berliner Fans unter dem Hallendach ihr Team mit „Alba, Alba!“-Rufen – und große Teile der spanischen Anhänger setzten mit ein.

Alba Berlin hat sich in dieser Saison in Europa viel Respekt erarbeitet, besonders in Spanien. Über die Anerkennung der gegnerischen Fans und die starke Saison freuen konnten sich die Berliner Profis so kurz nach dem Ende ihres Traums aber noch nicht. „Darüber können wir in zwei Tagen noch mal sprechen“, sagte Saibou wenige Minuten nach der Siegerehrung. „Jetzt tut es einfach nur weh.“

Lange hatten die Berliner auf den zweiten Europapokaltriumph nach dem Gewinn des Korac-Cups 1995 gehofft. Das Selbstvertrauen war im Saisonverlauf immer weiter gestiegen, durch den Gruppensieg in der Zwischenrunde, das Comeback gegen Malaga im Viertelfinale, das souveräne 2:0 im Halbfinale gegen Andorra. Nach dem dramatischen Sieg im Heimspiel gegen Valencia am Freitag und dem Ausgleich in der Serie hatte sich Alba ein echtes Finale verdient – und dort nach einem starken 11:0-Lauf zu Beginn die vielleicht schlechteste Saisonleistung gezeigt. „In der zweiten Halbzeit haben wir nicht unseren Basketball gespielt“, sagte Saibou. Es sei eine ganz andere Niederlage als in Bamberg, wo Alba das Pokalfinale mit dem letzten Wurf verlor, sei aber genauso schmerzhaft. „Valencia hat nach unserem guten Start richtig stark gespielt und unglaubliche Würfe getroffen. Wir sind einfach nicht mehr ins Spiel zurückgekommen“, sagte der deutsche Nationalspieler. 

Auch Dennis Clifford, der mit zwei Blocks und einem Dunk sehr gut startete, dann aber ebenfalls keinen großen Einfluss mehr auf das Spiel nahm, zollte den Spaniern Respekt. „Sie haben großartigen Basketball gezeigt und das Publikum stand voll hinter ihnen“, sagte der Center. „Man braucht Eier, um in so einer Situation auswärts zurückzukommen.“ Das habe Alba versucht, das Team habe hart gespielt und gekämpft, jedoch vergeblich. „Nachher stellst du dir die Frage, was du hättest besser machen können.“

"Das nächste Ziel ist es, ins BBL-Finale zu kommen"

Eine Antwort fand Clifford unmittelbar nach dem Spiel ebenso wenig wie seine Kollegen. In der Kabine herrschte Totenstille, viele Berliner Profis wischten wie in Trance auf ihren Telefonen herum, während von draußen die ausgelassenen Feierlichkeiten der Spanier zu hören waren.

Anders als seine Spieler nahm Albas Trainer Aito Garcia Reneses die Niederlage äußerlich sehr gefasst auf. Die spanische Trainerlegende hat schon alles gesehen, alles gewonnen und tritt auch in der Enttäuschung als Gentleman auf. Letztlich sah sich Reneses durch die Finalserie gegen Valencia bestätigt. „Ich habe von Anfang an gesagt, dass es für uns toll ist, im Finale zu stehen, und es ist wirklich unglaublich, dass wir ein Spiel gegen Valencia gewinnen konnten“, sagte der Spanier nüchtern. „Wir verbessern uns immer weiter, aber es war eine zu schwere Aufgabe für uns.“

Ähnlich ordnete Manager Marco Baldi die Geschehnisse ein. „In so einem Spiel muss man das Momentum klauen und das ist uns trotz des guten Starts nicht gelungen. Valencia hat den Heimvorteil perfekt genutzt und hat einfach eine sehr hohe Qualität“, sagte Baldi. „Das muss man anerkennen.“ Trotz aller Enttäuschung war dem Manager aber auch der Stolz auf die außerordentliche Leistung anzumerken, schließlich war es erst das zweite Mal, dass eine deutsche Mannschaft ins Finale des zweitwichtigsten europäischen Klubwettbewerbs vorgedrungen ist. „Der Schmerz ist jetzt akut, aber am Ende werden alle wissen, dass wir etwas erreicht haben“, sagte Baldi.

Große Zeit zur Reflexion hat Alba jedoch nicht. Nach einem späten Abendessen flog das Team schon in der Nacht auf Dienstag mit einer Chartermaschine zurück nach Berlin. Denn auch wenn es sich ein bisschen so anfühlt, die Saison ist noch lange nicht zu Ende. Schon am Donnerstag empfangen die Berliner das einen Platz vor ihnen liegende Überraschungsteam Rasta Vechta. „Uns ist uns schon klar, dass es nicht so einfach wird, die Mannschaft für den Endspurt in der Liga wieder aufzurichten“, sagte Baldi.

Die vorherigen drei Finalenttäuschungen hatte Alba allesamt gut verarbeitet, auch wenn sich langsam der Eindruck eines Endspieltraumas aufdrängt. Saibou wollte davon allerdings nichts wissen. „Es gibt nur zwei Möglichkeiten, wie du darauf reagieren kannst: Du kannst rumheulen oder du versuchst es noch mal – und wir haben noch Ziele vor uns.“ Ähnlich sah es auch Siva. Es sei immer hart, ein Finale zu verlieren, aber viele Mannschaften würden es nie auch nur so weit schaffen. „Wir müssen daraus lernen. Das nächste Ziel ist es, ins BBL-Finale zu kommen“, sagte Siva. „Und das dann auch zu gewinnen.“

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