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Einmütig gegen Klinsmann: Hertha-Manager Preetz und Investor Windhorst

© dpa/Andreas Gora

Nach dem überraschenden Rücktritt: Herthas Anspruch geht über Klinsmann hinaus

Hertha BSC hat immer noch das Potenzial, sich zu einer großen Marke zu entwickeln. Von einem „Projekt“ sollte da nicht mehr gesprochen werden. Ein Kommentar.

Da saßen sie, da redeten sie. Jeder für sich, anscheinend im Gleichklang. Präsident, Investor und Manager von Hertha BSC stellten sich am Donnerstag der Öffentlichkeit. Hertha: Der Klub, der vor dieser Saison Großes versprach und mit Jürgen Klinsmann öffentlichkeitswirksam nachbesserte, aber in der Fußball-Bundesliga kaum besser wurde als ein Abstiegskandidat. Nun ist Klinsmann geflüchtet, und so steht Hertha doch wieder für die Vermutung, dass so schnell nichts Großes laufen wird. Hertha – gestern Verheißung, heute: nur die alte Marke. Oder?

Dieser Verein hat immer noch das Potenzial, sich zu einer großen Marke zu entwickeln. Werner Gegenbauer, der Präsident, Investor Lars Windhorst und Manager Michael Preetz wollten mit dem gemeinsamen Auftritt nach dem Abtritt des abtrünnigen Klinsmann Stärke demonstrieren: Seht her, wir bleiben auf Kurs, gemeinsam. Auch ohne Klinsmann, den „Projektleiter“, der sich davongemacht hat wie ein beleidigter Schulbub. Den brauchen wir dafür nicht. So gesehen gab es an diesem Tag die blau-weiße Wand, bildlich, aber mehr noch im übertragenen Sinn. Die Dreierkette Präsident-Manager-Investor setzte alles daran, auch alles an sich abprallen zu lassen. Und doch …

Als Investor Windhorst davon sprach, dass er für seine Millionen seinen Klub schon nächste Saison in Europa sehen will – da wurde Manager Preetz unruhig, relativierte, moderierte herunter. Nach dem Motto: Will nicht jeder Meister werden und Champions und Europa League spielen? Ja, Hertha im Prinzip auch. Später. Aber nicht irgendwann. Preetz wird sich Fragen nach dem Wann künftig häufiger anhören müssen – und ganz gewiss von Windhorst. Bisher waren immer wieder die Trainer Schuld, wenn es nicht so lief. Seit 2009 aber ist Preetz der Manager, und in dieser Zeit ist Hertha kaum Gefahr gelaufen, zu einer ernsthaften Größe im deutschen Fußball zu werden.

Windhorst erkennt in Hertha BSC noch immer Potential

Ja, der Abgang von Klinsmann ist mit allen Nebengeräuschen seltsam. Doch in der Ära des jetzigen Managers ist noch kein Trainer im Guten gegangen. Mag es auch nicht ungewöhnlich sein im Profifußball, ein Zeugnis für gutes Management ist es auch nicht. Sagen wir so: Vier teure Spieler in der Winterpause zu holen, macht noch keine gute Mannschaft. Mit dem Geld müssen auch Strukturen fürs Wachstum geschaffen werden.

Lars Windhorst war darum der Gewinner des Auftritts. Der Investor hat Präsident und Manager öffentlich in die Pflicht genommen. Er lässt sich nicht abschütteln, er bleibt hartnäckig dran, vor aller Augen. Das Gute daran ist, dass Windhorst offensichtlich in Hertha unverändert Potenzial sieht. Weil er erkennbar denkt: Wenn ein Fußballklub es schaffen kann, Berlins ganz großer Klub zu werden – dann Hertha. So gut es der Konkurrent Union auch macht, an Hertha werden jetzt trotz Klinsmann, nach Klinsmann, andere Maßstäbe angelegt. Hertha soll mit Berlin, der Hauptstadt, der Weltmetropole, wachsen – dieser Anspruch geht über Klinsmann hinaus.

Die Drei von Hertha sprechen immer noch von einem „Projekt“. Vielleicht sollten sie das nun auch ändern. Denn Projekte haben eine zeitliche Begrenzung. Das passt nicht, wo doch Windhorsts Engagement bei Hertha langfristig sein soll. Was es, nach diesem Tag und diesem Auftritt, auch sein muss. Damit sich die Marke entwickelt.

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