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Bekannte Namen: In Berlin gingen Eliud Kipchoge und Kenenisa Bekele zuletzt 2017 gegeneinander an den Start.

© Wolfgang Kumm/dpa

Nach dem knapp verpassten Marathon-Weltrekord: Die Hoffnung auf das Duell Bekele gegen Kipchoge

Um Haaresbreite verfehlte Kenenisa Bekele in Berlin die Bestzeit des Marathon-Königs Eliud Kipchoge. Bald könnten sich beide Laufheroen direkt gegenüberstehen.

Etwas mehr als zwei Stunden reichen Kenenisa Bekele problemlos, um per pedes 42,195 Kilometer zurückzulegen. Etwas mehr als zwei Stunden reichen dem phänomenalen Sieger der 46. Ausgabe des Berlin-Marathons jedoch offensichtlich nicht, um sich vollständig in den Genießermodus zu versetzen.

Auch mit etwas Abstand zu seinem grandiosen Lauf haderte Bekele auf der Pressekonferenz nach dem Rennen immer noch mit den verflixten zwei Sekunden, die ihm am Sonntag zur Einstellung des Weltrekords gefehlt hatten. „Ich bin sehr glücklich, aber natürlich auch ein bisschen enttäuscht“, sagte der Mann, der gerade erst einen spektakulären Sieg gelandet hatte und dabei in 2:01:41 Stunden den zweitschnellsten Marathon aller Zeiten gelaufen war.

Bereits nach seinem furiosen Schlussspurt, der am Ende doch nicht für das Nonplusultra reichen sollte, stand Bekele weniger die Freude über den Sieg als vielmehr die Enttäuschung über die verpasste Weltbestzeit ins Gesicht geschrieben. Den Blick richtete er deshalb lieber nach vorne: „Ich weiß, dass ich noch schneller laufen kann“, sagte Bekele.

Seine Vorbereitung war nicht optimal verlaufen, der 37-Jährige hatte sich gerade erst von einer Verletzung erholt und konnte sich in seiner äthiopischen Heimat keine drei Monate lang für den ersten Marathon seit über einem Jahr rüsten. Auch während des Rennens in Berlin hatte ihm der Oberschenkel gezwickt. So hatte es zwischenzeitlich danach ausgesehen, als müsste Bekele seine jüngeren Landsleute ziehen lassen. Doch die alternde Lauflegende schlug mit einem beeindruckenden Finish zurück. „Ich wollte zeigen, dass meine Karriere noch nicht vorbei ist“, sagte Bekele, der sich zuletzt Zweifel an seiner Form und Einstellung anhören musste.

Wenig Vorbereitungszeit, Wehwehchen während des Rennens, dazu die nasskalten äußeren Verhältnisse – dass Bekele trotz suboptimaler Bedingungen nur das Quäntchen von zwei Sekunden zum Weltrekord fehlten, sorgte für mächtig Wirbel in der Laufwelt. Die sehnt sich nun nach einem direkten Duell zwischen Bekele und Eliud Kipchoge, der im Vorjahr die immer noch gültige Weltrekordzeit von 2:01:39 Stunden in den Berliner Asphalt gebrannt hatte. Viermal gingen Bekele und Kipchoge bislang gegeneinander über die Marathon-Distanz an den Start, viermal siegte Kipchoge.

Tokio statt Berlin

Für den diesjährigen Marathon hatte der 34-Jährige jedoch abgesagt. Kipchoge versucht sich zurzeit an der Aufgabe, die 42,195 Kilometer als erster Mensch in weniger als zwei Stunden zu laufen. Mitte Oktober wird er dafür im Wiener Prater unterwegs sein – jedoch nicht in einem offiziellen Rennen, sondern unter Laborbedingungen, sodass eine neue Bestzeit nicht als neuer Weltrekord anerkannt werden würde.

Für das nächste Jahr dürften die Chancen auf ein direktes Duell der beiden Laufheroen jedoch nicht so schlecht stehen. Es wird dann allerdings kaum Ende September in Berlin stattfinden, sondern bereits Anfang August bei den Olympischen Spielen in Tokio. Dort herrschen zwar weniger rekordfreundliche Bedingungen – aufgrund der erwarteten Hitze soll das Rennen bereits um sechs Uhr morgens Ortszeit gestartet werden –, doch das Prestige dürfte den Ausschlag geben.

Olympische Bekanntschaft: Bei den Spielen in Peking holte Kenenisa Bekele (rechts) über 5000 Meter Gold vor Eliud Kipchoge.
Olympische Bekanntschaft: Bei den Spielen in Peking holte Kenenisa Bekele (rechts) über 5000 Meter Gold vor Eliud Kipchoge.

© Rungroj Yongrit/dpa

„Die Olympischen Spiele sind immer ein großer Konkurrent“, weiß auch Mark Milde, der Renndirektor des Berlin-Marathons. Dabei haben jedoch auch die nationalen Verbände ein großes Wort mitzureden. Bekele etwa durfte 2016 bei den Spielen in Rio de Janeiro nicht starten, weil ihn der äthiopische Verband aufgrund vorheriger Verletzungsprobleme und der großen Konkurrenz im eigenen Land nicht nominierte. Auch deshalb gibt sich Bekele, der auf der Bahn bereits drei olympische Goldmedaillen eingesammelt hat, noch etwas reserviert: „Es ist mein Ziel, auch im Marathon an den Olympischen Spielen teilzunehmen“, sagt er. „Aber das entscheide nicht nur ich.“

Mark Milde kennt die Lage. „Wir werden sehen, wer hingeht, und freuen uns, alle anderen hier zu empfangen“, sagt er. Eliud Kipchoge etwa verzichtete 2016 auf einen Start in Berlin und holte sich stattdessen Gold in Rio. In Berlin siegte damals: Kenenisa Bekele.

Leonard Brandbeck

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