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Halber Sieg. Die Borussen feiern nach dem Spiel mit ihren Fans, ein wenig jedenfalls.

© John MacDougall/AFP

BVB gegen Barcelona endet 0:0: Dortmund feiert sich, ist aber keinen Schritt weiter

In Dortmund werden die Lobeshymnen nach dem 0:0 in der Champions League gegen den FC Barcelona laut gesungen. Dabei ist alles wie immer. Ein Kommentar.

Von David Joram

Zunächst ein paar Fakten, denn Fakten sind wichtig. Und wenn sie mit Zahlen belegt werden können, ist das umso besser. Daher auch ein paar Zahlen, immerhin gilt Fußball als Ergebnissport. Am Dienstagabend gab es also dieses Resultat in der Champions League: Borussia Dortmund 0, FC Barcelona 0. Und vor zweieinhalb Wochen dieses in der Bundesliga: 1. FC Union Berlin 3, Borussia Dortmund 1.

Wer wissen möchte, wie dieses begeisternde 0:0 der Dortmunder im ersten Champions-League-Spiel der neuen Saison gegen den FC Barcelona einzuordnen wäre, sollte die 1:3-Niederlage des BVB beim 1. FC Union in Berlin nicht ignorieren.

Für was der BVB in dieser Runde und auf welchem Parkett zu gebrauchen ist (und zu was nicht), hat das dankbare Duell gegen Barcelona schließlich wenig Erhellendes geliefert.

Bekannt geworden ist lediglich, was davor schon bekannt war: Dass die Dortmunder auch gegen außergewöhnliche Mannschaften zu außergewöhnlichen Leistungen fähig sind. Dass sie gegen jeder Gegner dieser Welt ihr Spiel durchdrücken können. Und tatsächlich wusste man auch, wie intelligent BVB-Trainer Lucien Favre eine Mannschaft einstellen kann, damit sie selbst einer Offensivmaschine wie dem FC Barcelona widersteht. Aber folgt daraus schon etwas?

Über das Spiel selbst dürften sich die meisten Fußballanalytiker natürlich einig werden. Denn ja, die Dortmunder haben ihren Fans ein mitreißendes Spiel geliefert, sie sind spielerisch wie taktisch anspruchsvoll aufgetreten, haben Chancen, sehr gute wie gute, in ausreichender Zahl produziert – und ja, sie hätten diese Partie eigentlich gewinnen müssen.

Nur hat der BVB die gleichen Eigenschaften, die gleichen tollen Spiele (zum Beispiel ein 4:0 gegen Atlético Madrid) und die gleich aufregende Spielweise schon im letzten Jahr präsentiert.

In diesem Jahr soll bekanntlich alles besser werden

Es stimmt schon, dass die Qualität in der Breite durch Spieler wie Thorgan Hazard oder Julian Brandt erhöht worden ist und Mats Hummels defensiv einen Mehrwert bietet; im Wesentlichen zelebrieren die Dortmunder aber jene hohe (Fußball-)Kunst, für die sie schon zu Beginn der vergangenen Saison abgefeiert wurden. Der Ausgang ist bekannt – null Titel.

In diesem Jahr soll bekanntlich alles besser werden, auch wenn die Dortmunder in ihr System kaum Innovationen eingebaut haben. Das offizielle Saisonziel ist die Meisterschaft. Und auch in der Champions League plant der BVB trotz der schweren Gruppe mit Slavia Prag, Inter Mailand und eben Barcelona mit einem Einzug ins Achtelfinale. Das Material dafür hat der Verein beisammen, doch der Beweis neu gewonnener Stabilität steht noch aus.

Wenn edle Gäste wie der FC Barcelona zum heimischen Festbankett erscheinen, sitzt der Dortmunder Anzug tadellos. Nur könnte der Ausgang dieser Saison davon abhängen, wie sauber es der Klub durch die schmutzigen Kellerpartys schafft. Die nächsten Spiele bei Eintracht Frankfurt oder Slavia Prag dürften Trainer Lucien Favre deshalb etwas mehr Aufschluss geben als das 0:0 gegen Barcelona. Anders formuliert: Die Möglichkeiten des BVB liegen auch in dieser Saison irgendwo zwischen Köpenick und Katalonien.

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