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Ratlos. Füchse-Trainer Velimir Petkovic geht mit seinen Spielern hart ins Gericht.

© Soeren Stache/dpa

Update

Nach Blamage gegen Nordhorn: Füchse Berlin entlassen Trainer Velimir Petkovic

Nur einen Tag nach dem blamablen 30:32 gegen Nordhorn in der Bundesliga haben sich die Füchse von Trainer Petkovic getrennt. Es übernimmt Michael Roth.

Velimir Petkovic hatte es irgendwie schon vermutet. Das zumindest sagte er der „BZ“ am Freitagnachmittag. Am Abend zuvor hatte der Trainer der Füchse Berlin eine Blamage erlebt, mit der nun wirklich niemand gerechnet hatte. Niemand, niemand, niemand. Der Europapokalteilnehmer empfing in der Handball-Bundesliga vor eigenem Publikum den Tabellenletzten aus Nordhorn. Der Aufsteiger hatte bis dahin nur einen einzigen Saisonsieg gefeiert und die letzten 16 Spiele allesamt verloren, darunter auch die Hinspielniederlage gegen die Füchse mit zehn Toren Unterschied. Auch wenn für die Berliner die vergangenen beiden Spiele ebenfalls unerwartet verloren gegangen waren – das Aufeinandertreffen mit dem Tabellenletzten sollte da doch gerade zur rechten Zeit kommen, um zurück in die Erfolgsspur zu gelangen, sich Selbstvertrauen zu holen, die Fans zu versöhnen. Doch es wurde stattdessen die Blamage mit der nächsten Pleite. Gegen den Tabellenletzten!

Velimir Petkovic hatte es also schon vermutet, dass es jetzt seiner Person an den Kragen gehen würde, die Saisonziele der ambitionierten Füchse scheinen in der Bundesliga durch die achte Niederlage ja nun wirklich ernsthaft in Gefahr zu geraten. Und so kam Sportvorstand Stefan Kretzschmar, seit Jahresbeginn in Amt und Würden, dann vor dem Training auch tatsächlich auf ihn zu und beendete die Zusammenarbeit. Später meldete sich per Telefon auch noch Geschäftsführer Bob Hanning, der für den Deutschen Handball-Bund an diesem Morgen in Kairo die WM der Frauen 2025 und die der Männer 2027 nach Deutschland holte.

Petkovic ist enttäuscht von seinen Spielern

Als kurzfristigen Ersatz setzen die Berliner nun Michael Roth auf ihre Trainerbank. Zur neuen Saison ist ohnehin geplant, dass der 26 Jahre alte Jaron Siewert von Zweitligist Tusem Essen zu seinem Heimatverein nach Berlin zurückkehrt und die Mannschaft übernimmt. Übergangslösung Roth trainierte von 2010 bis 2018 die MT Melsungen und war zuletzt in Australien tätig.

Das Ende mit Petkovic hatte sich angedeutet. Einzelne Spieler waren schon lange unzufrieden mit der Arbeit des 63 Jahre alten Bosniers. Petkovic ist alte Schule – für Spieler, die bei den Füchsen bereits unter dem ehemaligen Bundestrainer Dagur Sigurdsson gearbeitet hatten, bedeutete seine Verpflichtung nicht unbedingt Fortschritt. Auf moderne Techniken wie das Videostudium wurde bei den Füchsen zuletzt nur noch wenig gesetzt.

„Das ist sicherlich einer der schwierigsten Tage seit meinem Amtsantritt“, ließ sich Stefan Kretzschmar in der Vereinsmitteilung zu dem Rauswurf zitieren. Er sehe nun die Mannschaft in der Hauptverantwortung und in der Pflicht. Petkovic zeigte sich indes enttäuscht von seinen Spielern – „was sagt diese Niederlage gegen Nordhorn über eine Mannschaft aus, die einen Trainer braucht gegen ein Team, das vorher nur zwei Punkte hatte?“, fragte er in der „BZ“. Oftmals hatte die in dieser Saison von vielen Verletzungen geplagte Mannschaft Moral bewiesen und mehr, hatte sogar den großen THW Kiel niedergerungen. Doch diesen einen letzten Dienst hatten die Spieler ihrem Trainer nun versagt. „Da gab es einige Spieler, die denken, sie seien in der Jugend oder in der Schule und können machen, was sie wollen“, hatte Petkovic direkt nach dem Spiel gesagt.

Am Sonntag geht es für die Spieler nun an der Seite von Michael Roth weiter. Gemeinsam wollen sie zurück in die Erfolgsspur, sich Selbstvertrauen holen, die Fans versöhnen. Dieses Vorhaben ist im Europapokal gegen den spanischen Vertreter Logroño aber nun ungleich schwerer. (Tsp)

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