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Durchatmen. Der BVB kann doch noch gewinnen.

© dpa

Nach 2:0 bei Slavia Prag: Borussia Dortmund kann auch kämpfen

Ergebnistechnisch war das Spiel in Prag ein Fortschritt für den BVB. Dass dafür die spielerische Dominanz fehlte, lässt sich verschmerzen. Ein Kommentar.

Von David Joram

Das Neonlicht strahlte Thomas Delaney grell ins Gesicht am Mittwochabend. Der Mittelfeldspieler stand tief im grauen und betonreichen Bauch des Prager Sinobo-Stadions, und neben dem Neonlicht sorgte auch Delaney für etwas Erhellung. Es ging um die Art und Weise, wie Delaneys Klub, der Ballspielverein Borussia Dortmund, seinen 125. Sieg im 250. Europapokalspiel davongetragen hatte. "Das war ein Kampfsieg, ganz klar", sagte Delaney über "ein Spiel mit ein bisschen zu wenig Kontrolle", das lange auf der Kippe gestanden habe. Und dann sagte er noch: "Wir brauchen Kontinuität, Stabilität."

Es war eine grundehrliche Analyse. Eine, die darauf hinweist, dass sie beim BVB in der aktuellen Situation mit etwas weniger zufrieden sein müssen. Die mauen Bundesliga-Auftritte hängen den Dortmundern schon noch in ihren schwarz-gelben Trikots. Das Spiel in Prag war deshalb nur ergebnistechnisch ein Fortschritt, abhanden gekommen ist dem BVB die spielerische Dominanz.

Die Dortmunder überzeugten in Prag nur in seltenen Momenten. Zwei herausragende reichten allerdings, die insbesondere Achraf Hakimi für sich beanspruchen durfte, der zweifache Torschütze. Ansonsten war das BVB-Spiel so unruhig wie die Stimmung in den letzten Tagen rund um den Klub, der so hohe Ziele ausgerufen hat, den Bayern in der Liga aber schon früh in der Saison hinterhechelt. Ein 7:2 des BVB wie es die Münchner am Dienstag in Tottenham abgeliefert haben, ist derzeit zumindest kaum vorstellbar. Noch sucht die Mannschaft von Trainer Lucien Favre nach Sicherheit. Nach "Stabilität" und "Kontinuität", wie es Delaney formulierte.

Die Suche nach Sicherheiten ist legitim, darf bei den selbst auferlegten hohen BVB-Ansprüchen allzu lange dauern aber nicht.

Auch wackelige Siege können Selbstvertrauen geben

In Prag suchte das Team noch. Fahrig, unpräzise, oft unkonzentriert wirkten Kapitän Marco Reus und Kollegen, weshalb Favre ungewöhnlich oft in seiner Coaching-Zone mit den Armen ruderte. Immer wieder wollte er seine teils stark in die Defensive gedrängte Elf im zweiten Durchgang nach vorne schieben. Aber Favres Anweisungen setzten die Spieler kaum um, stattdessen hätte der Coach fast ein Ende mit Schrecken (wieder mal) kommentieren müssen - wenn die Heimelf sorgsamer mit ihren Chancen umgegangen wäre.

Am Ende war das freilich alles egal. Der BVB führt seine Champions-League-Gruppe mit vier Punkten an, vor dem FC Barcelona und Inter Mailand.

Ein bisschen glücklich mag das sein, dafür ist der gelungene Start in den Europapokal umso wichtiger für die schwarz-gelben Befindlichkeiten. Denn nicht selten sind es die wackeligen Siege, die einer Mannschaft wieder das Vertrauen in die eigenen Stärken geben. Dass der BVB mehr als "Kampfsieg" kann, ist schließlich bekannt. Und Mentalität, Siegermentalität nämlich, dürfte den Dortmundern nach dem 2:0-Sieg auch niemand absprechen.

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