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Einer geht noch. Nationalkeeper Silvio Heinevetter verlässt die Füchse Berlin im Sommer 2020 nach elf Jahren und wechselt dann in die hessische Provinz.

© Andreas Gora/dpa

MT Melsungen ist zu Gast: Füchse Berlin gegen die halbe deutsche Nationalmannschaft

MT Melsungen entwickelt sich zu einer Top-Adresse Handball-Deutschlands. Die Konkurrenz beobachtet das mit Skepsis. Auch Füchse-Manager Bob Hanning.

Eine Karriere als Profisportler ist oft hilfreich für Menschen, die irgendwann nach der aktiven Zeit in den administrativen Bereich eines Vereins wechseln. Diese Erfahrung hat auch Axel Geerken gemacht. Der 47-Jährige, einst ein guter Handball-Torhüter, ist für einige traditionsreiche Bundesligisten aufgelaufen, angefangen in Großwallstadt über Wetzlar und Kiel bis nach Göppingen.

Geerken, Spitzname „Friese“, brachte es sogar auf zehn Länderspiele für Deutschland – und deshalb weiß der Manager der MT Melsungen auch, wie das abläuft, wenn sich die besten Handballer der Nation alle paar Monate zusammenfinden. „Es ist doch klar, dass sich die Jungs auf den Lehrgängen unterhalten, wenn sie abends auf dem Zimmer liegen“, sagt Geerken. Läuft es gut bei dir und deinem Verein? Wie ist das Umfeld, wie die Bezahlung? Und besteht womöglich Interesse an potenziellen Neuzugängen? Auch Geerken hat diese Fragen früher gestellt, vor seiner Zeit als Manager.

Heinevetter wechselt im Sommer nach Melsungen

Mittlerweile sitzt er bei der MT Melsungen gewissermaßen am anderen Ende des Verhandlungstisches. Geerken sagt mit hörbarer Zufriedenheit: „Offenbar sind unser Plan und unser Klub bei den Spielern nicht so schlecht angekommen.“ Im Winter 2019 gestaltet sich die Gemengelage nämlich so, dass die Melsunger – an diesem Donnerstag (19 Uhr, Max-Schmeling-Halle) und am Dienstag im Pokal-Viertelfinale Gegner der Füchse Berlin – fast die halbe deutsche Nationalmannschaft beschäftigen.

Los ging alles mit der Verpflichtung von Rechtsaußen Tobias Reichmann, es folgten Abwehrspezialist Finn Lemke sowie die gefürchteten Rückraumschützen Julius Kühn und Kai Häfner – und im kommenden Sommer reiht sich ein weiteres populäres Gesicht in den Kader der MT ein: Nationalkeeper Silvio Heinevetter verlässt die Füchse Berlin 2020 bekanntlich nach elf Jahren und wechselt dann in das 13 000-Einwohner-Städtchen im Norden Hessens.

Was steckt dahinter? Wie passt das zusammen? Und was machen die Verantwortlichen in Melsungen, dass sie jahrein, jahraus begehrte Nationalspieler an sich binden, an denen auch andere Vereine garantiert interessiert sind? Neben Heinevetter wechselt im Sommer 2020 auch Timo Kastening zur MT, der perspektivisch vielleicht beste Rechtsaußen der Bundesliga.

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„Wir sind in einer neuen Phase des Umbruchs“, sagt Geerken auf die prominenten Zugänge angesprochen. „Einige bewährte Kräfte sind ein bisschen ins Alter gekommen – und deshalb waren wir der Meinung, dass wir etwas verändern müssen“, ergänzt er. Zu jenen besagten Kräften gehört auch Michael Müller von den Füchsen Berlin, der den Verein im Sommer 2019 nach einem Jahrzehnt ebenso verlassen musste wie sein Zwillingsbruder Philipp. Das jedenfalls ist die Darstellung der Melsunger.

Die Konkurrenz beobachtet die Geschehnisse um den Verein seit längerer Zeit mit zunehmender Skepsis. Füchse-Manager Bob Hanning etwa ließ sich zu Beginn der Transferoffensive mit einem Satz zitieren, der in Melsungen vermutlich nicht besonders gut angekommen ist. „Sie gehen ihren Weg, wie sie es denken. Natürlich müssen die viel Geld für Spieler ausgeben, sonst würde ja keiner hingehen.“

Hanning und Geerken können sich nicht leiden

Allerdings ist es auch ein offenes Geheimnis, dass Hanning und Geerken einander nicht besonders leiden können und in der Vergangenheit schon häufiger aneinandergeraten sind. Als Bundestrainer Christian Prokop, Hannings erklärter Wunschkandidat, sein Debüt vermasselte und mit dem deutschen Team bei der EM 2018 in Kroatien in der Hauptrunde scheiterte, war Geerken einer von wenigen Bundesliga-Managern, die öffentlich Kritik an Prokop übten. Auch über die Nachnominierung des Melsunger Abwehrchefs Finn Lemke gab es zwei Versionen.

Geerken wird jedoch kaum leugnen können, dass sein Verein über einen der finanzstärksten Partner aller 18 Bundesligisten verfügt, wenn nicht sogar den finanzstärksten. Das Pharma- und Medizinunternehmen B. Braun Melsungen AG mit einem Jahresumsatz von mehreren Milliarden Euro ist seit Jahrzehnten Sponsor des Vereins, hat seine Zuwendungen zuletzt allerdings kontinuierlich gesteigert.

Barbara Braun-Lüdicke, Tochter des Arztes Bernhard Braun, der das Unternehmen in den Neunzigern zu einem Global Player machte, ist bis heute Vorsitzende des Aufsichtsrats beim Handball-Bundesligisten. Schwer vorstellbar, dass sich ohne die tatkräftige Unterstützung der B. Braun AG so viele Nationalspieler in der hessischen Provinz zusammengefunden hätten.

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