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Jaaaaa! Der Sieg gegen Portugal soll nur der Anfang eines langen Turnierweges sein.

© Christian Charisius/dpa

Mitreißendes 4:2 des deutschen Teams: Der Sieg gegen Portugal hat das Zeug, etwas zu entfachen

Die Qualifikation für das EM-Achtelfinale ist jetzt nur noch schwer zu verspielen – weil die Deutschen mit Schwung und Überzeugung spielten. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Stefan Hermanns

Der Fußball hat offenbar ein Faible für Analogien, und am Samstagabend in München hat er dieses Faible geradezu exzessiv ausgelebt. Ein wichtiges Spiel in München, der Schiedsrichter heißt Taylor, die deutsche Nationalmannschaft gerät 0:1 in Rückstand und gewinnt am Ende doch noch.

So war das 1974 im WM-Endspiel. Und so war das auch am Samstagabend gegen Portugal, das für die Deutschen bei negativem Verlauf auch zu einer Art Endspiel hätte werden können. Zu einem Spiel, mit dem die Träume von einer erfolgreichen Europameisterschaft bereits an ihr Ende hätten gelangen können.

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Letztlich siegte das Team von Bundestrainer Joachim Löw mit 4:2. So wie im Juni 2006 gegen Costa Rica, im Eröffnungsspiel der Weltmeisterschaft im eigenen Land, ebenfalls in München. Und das wäre ja jetzt wirklich mal eine schöne Analogie: dass der Sieg gegen die Portugiesen am Ende der Ära Löw auch noch mal so etwas wird wie ein neuer Anfang. Spät, aber nicht zu spät.

Der Verlauf eines Turniers ist immer auch von Stimmungen abhängig. Die Stimmung um die deutsche Mannschaft war nach dem 0:1 gegen die Franzosen unter der Woche eher niedergeschlagen. Aber der Sieg gegen Portugal, immerhin der Titelverteidiger, hat das Zeug, etwas zu entfachen. Weil der Nationalmannschaft entgegen den allgemeinen Erwartungen ein mitreißendes Spiel gelungen ist; weil sie mit Schwung und Überzeugung spielte, wie es schon lange nicht mehr zu sehen war.

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Natürlich wird es nun nicht automatisch wieder so werden wie vor 15 Jahren beim späteren Sommermärchen, als das ganze Land ins Tanzen geriet. Dafür sind die Voraussetzungen andere. Zum einen durch die Pandemie, die das Tanzen generell nicht erlaubt. Zum anderen, weil der Zauber des Neuen nach 15 Jahren Löw natürlich längst verflogen ist.

Parallelen zum WM-Vorrundenaus 2018 in Russland?

Der Bundestrainer wurde nach dem Sieg gegen die Portugiesen gefragt, ob das jetzt eine Initialzündung für seine Mannschaft sein könne. „Weiß ich nicht“, antwortete Löw. „Das hat mit einer Initialzündung nichts zu tun.“

Vor drei Jahren bei der Weltmeisterschaft in Russland hatten viele ähnlich gedacht, nachdem der Nationalmannschaft im zweiten Spiel des Turniers gegen Schweden ebenfalls ein hochemotionaler Sieg gelungen war: durch ein Tor in letzter Minute. Am Ende stand trotzdem das Vorrundenaus, durch eine so nicht zu erwartende Niederlage gegen Südkorea.

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Bei der EM jetzt ist die Qualifikation für das Achtelfinale nur noch schwer zu verspielen. Ein Selbstläufer aber wird der weitere Weg durch das Turnier nicht, auch nicht mit dem frischen Schwung durch den Sieg gegen die Portugiesen. Doch der Erfolg kann eine positive Wirkung entfalten.

Die Nationalmannschaft hat erste Widerstände überwunden, sie hat kämpfen müssen und sich behauptet. Diese Erfahrung kann sich durchaus als Vorteil erweisen. Nach den ersten beiden Runden der EM haben sich andere Länder in die Rolle des Turnierfavoriten gespielt, Teams wie Italien, Holland oder Belgien, die mit einer gewissen Leichtigkeit ihre Aufgaben erfüllt haben.

Aber die Erfahrung zeigt, dass das nicht zwingendetwas bedeuten muss. „Die Mannschaften, bei denen es in den ersten beiden Spielen rund und perfekt lief, haben in den seltensten Fällen ein Turnier gewonnen“, hat Joachim Löw am Samstagabend gesagt. Italien sollte also gewarnt sein.

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