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Für manche zu groß, für viele aber einfach zu schön. Das Berliner Olympiastadion bietet Fans und Verantwortlichen von Hertha BSC Stoff für kontroverse Diskussionen.

© dpa

Mitgliederversammlung bei Hertha BSC: Hitzige Diskussionen um das Olympiastadion

Bei der Mitgliederversammlung von Hertha BSC drehen sich die emotionalsten Debatten um das Berliner Olympiastadion. So wurde die Tagesordnung über den Haufen geworfen.

Beim allgemeinen Eintrudeln der Mitglieder zur abendlichen Mitgliederversammlung wurde allerlei Liedgut des Vereins über die Deckenboxen zum Besten gegeben. Etwa der auf Hertha BSC leicht abgewandelte Gassenhauer Drafi Deutschers, wonach Marmor, Stein und Eisen bricht, nur eben die Liebe zum Klub nicht. Es sollte eine ungewollt ulkige Einstimmung auf das sein, was kommen sollte. Ihren Verein lieben sie zwar weiter, die Mitglieder, aber ihre Liebe zu und ihr Vertrauen in die Vereinsführung wurde auf die Probe gestellt.

Das Innenleben des City Cube am Messedamm hatte sich in eine kleine Stadionlandschaft verwandelt, mit blau-beschalten Zuschauerrängen von drei Seiten. Kaum eine Debatte ist so hitzig geführt worden, wie die um eine neue Spielstätte für den Bundesligisten. Ende März hatte die Vereinsführung um Präsident Werner Gegenbauer zwei mögliche Standorte für einen Stadionneubau vorgestellt: den Olympiapark und den Brandenburg Park in Ludwigsfelde. Dass sich jüngst der Berliner Senat als Eigentümer der bisherigen Spielstätte einmischte, und als dritte Option einen erneuten Umbau der WM-Final-Arena von 2006 ins Spiel brachte, befeuerte die Diskussion zusätzlich.

„Der Aufbau stammt noch vom Kirchentag“, sagte Gegenbauer zur Begrüßung der rund 1600 anwesenden Mitglieder. Doch so fromm und harmonisch sollte diese Versammlung nicht ablaufen. Kaum, dass die Tagesordnung verlesen war, wurde sie von der Mehrheit der Anwesenden über den Haufen geworfen.

Das Präsidium hatte einen Beschluss zum Stadion vorbereitet

Hintergrund waren zwei Anträge, die das Stadionthema betreffen. Und so wurde der Versammlungsleiter gezwungen, den heiklen Tagesordnungspunkt von Position zehn auf Punkt drei vorzuziehen. Also wurde es gleich nach der Totenehrung verstorbener Mitglieder laut und hitzig.

Insbesondere der Antrag, der darauf abzielt, einen möglichen Standort Ludwigsfelde auszuschließen, (der Tagesspiegel hatte als erstes Medium darüber berichtet), wurde emotional diskutiert. Zumal der Versammlungsleiter allen entgegnete, dass laut Vereinssatzung die Mitgliederversammlung für Entscheidungen über ein neues Stadion „unzuständig ist“ und beide Anträge daher „unzulässig sind“.

Da das Thema am Dienstagabend erkennbar emotional diskutiert werden würde, hatten Präsidium und Aufsichtsrat Stunden zuvor einen Beschluss vorbereitet. Demnach würde der Verein für den Fall eine bindende Mitgliederbefragung durchführen, wenn sich der Berliner Standort Olympiapark nicht realisieren ließe. Ludwigsfelde sei eher ein Mittel zum Zweck, ließ der Vereinspräsident durchblicken, um also Druck auf den Senat auszuüben. „Wir werden uns aber nicht Alternativen aus der Hand schlagen lassen“, sagte Gegenbauer.

Die Mitgliederversammlung soll das letzte Wort haben

Er wiederholte seine Aussage vom März, dass keine Entscheidung gegen den Willen der Mitglieder getroffen werde. Man sei ja nicht „taub und blind“, sagte Gegenbauer. Insofern bat er die Anwesenden, ihm zu folgen. Sollten die Mitglieder kein Vertrauen mehr in ihn und das Präsidium haben, bliebe die Möglichkeit, das Gremium abzuwählen. Am Ende einigte man sich auf eine „eindeutige Empfehlung“ der Mitgliederversammlung, mit einer künftigen Spielstätte nicht nach Brandenburg zu gehen, sondern in Berlin zu verblieben. Gleichfalls wurde für die kommende Mitgliederversammlung im Herbst angeregt, die Satzung dahingehend zu verändern, sodass tatsächlich die Mitgliederversammlung in dieser wesentlichen Frage das letzte Wort hat.

Damit war die Luft so ziemlich raus aus der Veranstaltung. Das zahlenmäßig ausgedünnte Auditorium lauschte den Berichten der unterschiedlichen Gremien, und hier insbesondere den Ausführungen zu den Vorhaben rund um das 125-jährige Vereinsjubiläum in der letzten Juli-Woche.

Michael Preetz sprach in seiner Funktion als Sport-Geschäftsführer über das Abschneiden der Profimannschaft in der abgelaufenen Bundesliga-Spielzeit auf Platz sechs, der Hertha letztlich dank des Dortmunder Pokalsiegs direkt in die Gruppenphase der Europa League führt. Für Hertha sei das ein herausragender Erfolg: „Wir freuen uns auf Europa“, rief Preetz in den Saal, „aber wir haben auch Respekt.“

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