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Nach Kruses spätem Treffer gab es kein Halten mehr.

© REUTERS/John Macdougall

Update

Mit Tor in der Nachspielzeit: 1. FC Union Berlin qualifiziert sich für den Europapokal

Durch ein Tor von Max Kruse in der Nachspielzeit schafft es der 1.FC Union in die Conference League. Das sorgt für pure Ekstase nach dem Schlusspfiff.

Der 1. FC Union riskierte alles. Sechs Offensivspieler standen am Samstagnachmittag um 17.20 Uhr im Stadion An der Alten Försterei auf dem Rasen, doch es sah wirklich nicht mehr nach dem erlösenden Siegtreffer aus. Rasenballsport Leipzig hatte Chance um Chance, scheiterte aber mehrfach am famosen Andreas Luthe.

Die Nachspielzeit war fast abgelaufen, da setzte sich der eingewechselte Sheraldo Becker auf der rechten Seite doch noch durch, flankte in die Mitte und fand Max Kruse, der Union nach Europa köpfte. Der Rest war Ekstase – auf dem Rasen und bei den 2000 Fans, die erstmals seit sieben Monaten wieder ein Spiel auf der Tribüne verfolgen durften.

Durch den 2:1 (0:0)-Sieg spielt Union 20 Jahre nach der Premiere wieder international und tritt in der kommenden Saison in der neuen Conference League an. „Weltklasse, dass wir uns in der letzten Minute des letzten Spiels belohnen für eine herausragende Saison, besser kann man die Geschichte nicht schreiben“, sagte Kruse nach dem Spiel.

Was in grenzenlosem Jubel endete, hatte sehr ruhig begonnen. Ganz so diszipliniert wie in der Vergangenheit waren die Berliner Fans zwar nicht, doch in Anbetracht ihrer siebenmonatigen Abstinenz war es in der Anfangsphase erstaunlich ruhig.

Wie seit Jahren üblich protestierten sie in den ersten 15 Minuten schweigend gegen das österreichisch-sächsische Fußballunternehmen, sangen danach aber umso lauter. „Eisern Union, Eisern Union!“, schallte es von Haupt- und Gegentribüne über den Rasen – und nach solch einer langen Zeit der Tristesse in leeren Stadien war das eine Wohltat für die Ohren.

Das Spiel hatte kaum angefangen, da gab es schon die erste schlechte Nachricht. Lars Stindl brachte Borussia Mönchengladbach bei Werder Bremen in Führung und verdrängte Union damit in der Livetabelle vom Europapokalplatz. Die Berliner legten aber ebenfalls mit einer guten Aktion los. Kruse sah bei einem Konter, dass sich Leipzigs etatmäßiger Ersatztorwart Josep Riera Martinez weit vor seinem Kasten befand, und schoss aus 35 Metern. Es fehlten etwa zwei Meter zum Traumstart.

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In der Folge entwickelte sich ein ereignisarmes Spiel. So war es noch besser, dass Fans im Stadion waren und für Stimmung sorgten. Leipzig hatte im letzten Spiel unter Trainer Julian Nagelsmann viel Ballbesitz, aber wenig Zug zum Tor. Die Berliner spielten gradliniger, riskierten aber ebenfalls nicht sonderlich viel.

Trimmel bringt eine Ecke gefährlich rein

In der ersten halben Stunde gab es abgesehen von Kruses frechem Abschluss nur einen halbwegs gefährlichen Eckball von Christopher Trimmel und eine Chance für Leipzig. Die resultierte aber in erster Linie aus einem Missverständnis zwischen Marvin Friedrich und Torwart Luthe, das Christian Gentner gerade noch bereinigte.

Die erste richtig gute Möglichkeit hatte dann aber Union durch einen starken Konter. Über Kruse und Christopher Lenz kam der Ball zu Petar Musa, der den linken Außenpfosten traf. Das Spiel nahm langsam Fahrt auf.

Gentner verzog volley aus aussichtsreicher Position, auf der anderen Seite wurde ein Schuss von Justin Kluivert geblockt und kurz vor dem Pausenpfiff hatte Union viel Glück. Innerhalb weniger Sekunden scheiterten Emil Forsberg, Hee-Chan Hwang und Marcel Sabitzer an Luthe, einem Abwehrbein oder fehlender Präzision.

Nach dem Seitenwechsel wechselte Nagelsmann früh doppelt und die Hereinnahme von Christopher Nkunku machte sich umgehend bezahlt. Nach einem Missverständnis zwischen Marcus Ingvartsen und Lenz passte Nkunku in die Tiefe zu Kluivert. Der Niederländer hatte keine Mühe, den etwas voreilig aus seinem Tor stürmenden Luthe zu umkurven und den Ball ins leere Tor zu schieben.

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Da nahezu zeitgleich Gladbach in Bremen erhöhte, rückte die Conference League in weite Ferne. Union brauchte nun unbedingt einen Sieg und Fischer reagierte. Mit Taiwo Awoniyi, Cedric Teuchert und Keita Endo brachte er drei frische Offensivspieler. Für den umjubelten Ausgleich sorgten dann aber zwei Verteidiger. Nach einer Ecke von Trimmel drosch Friedrich den Ball volley in die Maschen. „Das Spiel hat noch mal alles gezeigt, was uns über das Jahr ausgezeichnet hat“, sagte Luthe. „Wir hören niemals auf, selbst wenn der Gegner überlegen ist.“

Auch die Fans, die zuvor ein paar Minuten deutlich ruhiger gewesen waren, glaubten nun wieder an Europa. Fischer ging volles Risiko und wechselte Marius Bülter und Becker ein. „Natürlich waren wir im Bilde, wie es auf anderen Plätzen steht und haben schrittweise mehr Risiko genommen, bis wir dann All-In gegangen sind“, sagte Fischer.

Chancen gab es erst mal allerdings nur für Leipzig und Luthe hielt sein Team mehrfach am Leben. In der Nachspielzeit traf Leipzigs Nkunku den Pfosten, im Gegenzug gelang Kruse der Lucky Punch. „Wir waren stehend K.o., hatten Krämpfe, waren müde. Aber der Wille war so groß und mit einer Aktion kannst du das Spiel gewinnen“, sagte Trimmel.

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