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Trainer und Manager. Israel Gonzalez (links) trägt in dieser Saison die Verantwortung an der Seitenlinie, Marco Baldi jene für den gesamten Klub.

© Camera4+/Imago

Mit Israel Gonzalez als neuem Headcoach: Alba Berlin braucht in der neuen Saison Geduld und Vertrauen

An diesem Donnerstag eröffnet Alba Berlin die neue BBL-Saison. Nach der erfolgreichen Aito-Ära muss ein schwieriger Spagat gelingen. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Julian Graeber

Zum Start wird Israel Gonzalez noch einmal in jenem großen Schatten stehen, in dem er seit seiner Ankunft in Berlin im Sommer 2017 stets gearbeitet hat. Wenn Alba Berlin an diesem Donnerstagabend (20.30 Uhr, Magentasport) vor bis zu 7250 Zuschauern die neue Saison in der Basketball-Bundesliga eröffnet, werden die Blicke noch einmal seinem Vorgänger gelten. Aito Garcia Reneses, Albas Erfolgstrainer der letzten vier Jahre, wird das erste Spiel in der Arena am Ostbahnhof verfolgen.

Der 74 Jahre alte Spanier hat sich einen feierlichen Abschied vor großer Kulisse zweifellos verdient, ohne ihn wäre die Entwicklung der vergangenen Jahre, die in zwei Meisterschaften kulminierte, undenkbar gewesen. Für den neuen Headcoach Gonzalez besteht die Herausforderung nun darin, aus dem großen Schatten zu treten und sich trotz der ähnlichen Basketball-Philosophie von seinem legendären Lehrmeister zu emanzipieren.

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Es gibt einfachere Aufgaben im Sport – und der Erfolg dieser Mission wird zu einem wesentlichen Teil auch von Alba abhängen. Der Klub hat die Übergabe der Amtsgeschäfte lange und minutiös vorbereitet, eine Garantie ist das aber natürlich nicht. Wie jeder Mensch wird auch Gonzalez Fehler machen, es wird Niederlagen geben, Enttäuschungen sind im Laufe einer langen Saison mit vermutlich erneut etwa 80 Spielen in knapp zehn Monaten unvermeidlich. Das verlangt nach Geduld und nach Vertrauen. Hört man den Klubverantwortlichen dieser Tage zu, scheinen sie beides zu haben. Ob dies im Falle von Rückschlägen immer noch so sein wird, muss sich erst noch zeigen.

Einfach wird die Saison sicherlich nicht. Neben Aito sind mit Kapitän Niels Giffey und Peyton Siva auch zwei langjährige Stützen gegangen, dazu mit Simone Fontecchio und Jayson Granger weitere Leistungsträger der vergangenen Saison. Im Geschäft der Euroleague-Größen ist Alba trotz aller Fortschritte eben immer noch eine recht kleine Nummer – zumindest finanziell. Umbrüche sind bei Alba deshalb alljährlich, dieses Mal sind die Veränderungen noch etwas größer. Eine Saisonvorbereitung mit vier verletzten Centern hilft da natürlich auch nicht unbedingt.

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Wo die Mannschaft zum Saisonstart steht, lässt sich daher nur schwer prognostizieren. Wo sie hin soll, ist aber klar: Gonzalez muss seinen eigenen Weg finden, soll dabei weiter junge Spieler fördern, schnellen Basketball zelebrieren lassen und das Publikum begeistern. Im Idealfall mündet das erneut in einen Titelgewinn, doch viel wichtiger ist es, dass sich Verein und Mannschaft die Basketball-Kultur der Aito-Ära erhalten.

Die vielleicht wichtigste Lehre aus dieser Zeit ist jene, dass es nicht in erster Linie um Siege geht, sondern um eine Entwicklung, um eine Philosophie. Erfolge und Titel sind nur die logische Konsequenz dieser Fortschritte. Wenn sich Alba diese Herangehensweise bewahrt, sind die Chancen auf eine erfolgreiche Zukunft groß.

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