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Ein Jahr zum Lernen. Mick Schumacher ist derzeit in der Formel 2 unterwegs. Dort läuft es allerdings noch nicht rund.

© dpa

Mick Schumacher will in die Formel 1: Die Rückkehr der Roten Göttin

Mick Schumacher ist noch nicht in der Formel 1 angekommen, trotzdem wird er beim Grand Prix in Hockenheim gefeiert.

Von David Joram

Die Formel-1-Fans rätselten, bisweilen staunten sie. In der Mercedes-Garage standen Mercedes-Autoteile, die so gar nicht nach Mercedes aussahen. Die Nase des Weltmeisterautos zum Beispiel, weiß statt silber! Allzu entrüstet war deshalb aber niemand, zumal das Rätsel um die veränderte Lackierung dann schnell gelöst war. Die weißen Silbernen erinnern mit dieser Spezialanfertigung an ihre Motorsportwurzeln. Vor 125 Jahren hat ja alles begonnen, in weiß eben, nicht silber -glänzend. Nostalgie und Tradition sind im Showgeschäft Formel 1 von hohem Wert. Die Branche und ihre Darsteller mühen sich, den Fans ihre Wurzeln so häufig wie nur möglich zu präsentieren. Rennen, Rekorde, Regenschlachten – und ihre Helden natürlich. Alles, was sich gut vermarkten lässt, wird auch vermarktet. Das mobile McLaren-Home im Fahrerlager zieren beispielsweise drei Lauda-Sterne, ein jeder für einen Lauda-Titel stehend.

Der Kampf um die Nostalgie-Wertung ist an diesem heißen Wochenende beim Grand Prix von Deutschland in Hockenheim (Sonntag, 15.10 Uhr/live bei RTL und Sky) besonders spannend. Weil Mercedes in dieser Saison die Performance auf der Strecke vorgibt, muss sich insbesondere das so stolze Ferrari an zurückliegenden Erfolgen erfreuen. Und wo es um zurückliegende Erfolge geht, fällt schnell der Name Schumacher. An diesem Samstag und am Sonntag wird den alten Schumacher-Wagen, das Modell F2004, zu Showzwecken wieder ein Schumacher fahren: Mick Schumacher nämlich, der Sohn des siebenmaligen Weltmeisters, von dem sie sich bei Ferrari eine zweite „Schumania“ erhoffen, mindestens aber ein paar Weltmeistertitel. Schumacher nährt die Hoffnungen mit Aussagen, wie er sie zuletzt Sport1 gab: „Das Ziel ist immer die Formel 1 gewesen, das wird es auch immer sein.“

In Hockenheim darf er schon mal vorfühlen, wie eine Ära riecht. „Das ist der Sound der Vergangenheit, das ist schon etwas Bewegendes“, sagte Hockenheimring-Geschäftsführer Georg Seiler der Deutschen Presse-Agentur. Auch Schumacher findet es nostalgisch. „Der F2004 ist ein Symbol für die großartigen Zeiten der Formel 1 in Deutschland und ich kann mir vorstellen, dass sich einige der Zuschauer in diese Zeiten zurückversetzt fühlen werden“, sagte er. Es werden natürlich nur ein paar Runden der Show zuliebe sein, die Schumacher in der alten Roten Göttin drehen wird. Und doch rückt er damit wieder enger an den Hochgeschwindigkeitszirkel heran.

Keine guten Leistungen in der Formel 2

Denn wo Schumacher ist, wird auch über Schumacher diskutiert. „Er hat in der Formel 3 gute Leistungen gebracht“, sagt Franz Tost am Freitagmittag auf einer Presserunde. Tost gilt als Talententwickler, er ist Teamchef bei Toro Rosso und hat in dieser Funktion einen gewissen Sebastian Vettel 2008 zum „Wunder von Monza“ geführt, Vettels erstem Formel-1-Sieg. Nun traut Tost auch Schumacher viel zu – trotz einiger missratener Auftritte als Neuling in der aktuellen Formel-2-Meisterschaft. „Er war dort in ein paar Zwischenfälle verwickelt, er sollte das als Lernjahr sehen“, sagt Tost, „ich bin überzeugt, dass er es in die Formel 1 schafft“. Neben Tost sitzt Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff und fügt hinzu, dass er Schumacher nicht nur für einen großen Namen, sondern auch für einen großen Charakter halte. Mit dem Namen sei auch viel Druck verbunden, „aber er wird eine gute Entwicklung nehmen, daran habe ich keine Zweifel.“

Ähnlich wie Tost und Wolff klingen viele Formel-1-Experten, wenn man sie nach Schumacher befragt. Ob er mal ein ganz Großer werden kann, ist aber noch mit Zweifeln besetzt. Die Topfahrer seiner Generation heißen Max Verstappen, 21, Charles Leclerc, 21, Landon Norris, 19 oder George Russell, 21. Schumacher, 20, muss sich dagegen erstmal durch die Formel 2 kämpfen. Herausragend sind seine Leistungen in seinem ersten Jahr dort noch nicht. Platz 14 (von 19) nimmt er nach sieben von zwölf Rennen in der Gesamtwertung ein. „Jeder muss diesen Weg gehen und schwere Zeiten durchleben“, sagt Schumacher.

Gute Erinnerungen an den Hockenheimring

Norbert Haug, der frühere Mercedes-Motorsportchef, der einst auch eng mit Michael Schumacher zusammenarbeitete, macht Hoffnung: „Mick hat den notwendigen Speed. Wer seine Aufholjagden in diesem Jahr verfolgt hat, kann daran keine Zweifel haben.“

Erst einmal aber kommt Hockenheim. Unter einem weißen Zelt abseits des Kurses standen am Freitag schon zwei Modelle des F2004 bereit. Sie sahen nicht ganz so frisch poliert wie die weißen Mercedes-Modelle aus, dafür erinnerten sie an große Zeiten, an „Schumania“-Stimmung. Wenigstens weiß Mick Schumacher schon, wie man die erzeugen kann. Im vergangenen Jahr holte er die Formel-3-Europameisterschaft beim Heimspiel in Hockenheim. Auf jenem Kurs, den Vater Michael viermal als Sieger verließ. Viel nostalgischer geht es kaum.

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