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Starke Liga. Starke Nationalmannschaft, bei den deutschen Eishockeyspielern geht es aufwärts.

© dpa

Mehr Plätze für deutsche Spieler in der DEL: Selbstbeschränkung braucht keine Selbstlügen

Der Deutsche Eishockey-Bund fordert, dass die Liga die Kontingentstellen für ausländische Profis sofort zurückfährt – völlig zu Recht. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Claus Vetter

Es kann für den Deutschen Eishockey-Bund (DEB) nicht schnell genug gehen. Die Kontingente für ausländische Profis in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) sollten ganz fix reduziert werden, fordert Stefan Schaidnagel, Sportdirektor beim DEB. Bislang sind elf Ausländer pro Kader erlaubt, neun dürfen auf dem Spielberichtsbogen stehen – also knapp ein halbes Team und eben oft auf den tragenden Positionen. Erst bis 2026 will die DEL dieses Kontingent auf sechs pro Team reduzieren, schrittweise und damit zu langsam für den DEB.

Die Forderung von Schaidnagel ist nicht neu, aber die Verantwortlichen sollten sie ernst nehmen, wenn sie am Montag in Düsseldorf tagen. Denn die Zeiten haben sich geändert, es gibt viel mehr starke junge deutsche Spieler als noch vor ein paar Jahren und auch gute Spieler hinter den ganz großen Talenten mit Drang in die nordamerikanische Profiliga NHL. Das sind Profis wie die Nürnberger Daniel Fischbuch und Andreas Eder, die auch mühelos eine gute Rolle in der Liga spielen können und mehr: Beim Deutschland-Cup in Krefeld hat ein besseres B-Nationalteam von Bundestrainer Toni Söderholm das am Wochenende gezeigt.

Der offensichtliche Aufwärtstrend bei den deutschen Eishockeyspielern kann nur besser gefördert werden, wenn die Liga noch mehr mitspielt. Es gibt gute Ansätze wie die U-23-Regel – zwei deutsche Spieler unter 23 Jahren müssen seit dieser Saison in jedem Spiel aufgeboten werden.

An sich katalysiert die DEL den Einsatz in Deutschland ausgebildeter Spieler mit Ausländerkontingent. Sie fördert mit einer Selbstbeschränkung, denn das Agreement der Klubs ist ja vor Gericht nicht haltbar. Daher ist es unverständlich, warum sich die Klubs selbst nicht daran halten und ihre eigenen Schranken immer wieder abreißen. Der Weg zum Bürgeramt, um Spieler einzudeutschen, war und ist teilweise für einige Klubs kürzer als der Draht zum eigenen Nachwuchs. Bei den Fischtown Pinguins in Bremerhaven etwa stand vergangene Saison in manchen Spielen nicht ein Profi auf dem Eis, der das Eishockeyspielen in Deutschland erlernt hat.

Die Argumente, die von den – nicht nur vielen nordamerikanischen – Managern der DEL nun kommen werden, sind erwartbar. Deutsche Spieler seien zu teuer, die kleinen Klubs seien strukturell im Nachteil. Deren Wirtschaftlichkeit sei in Gefahr und damit die Existenz. Das ist aber nur die halbe Wahrheit. Ordentliche Nachwuchsarbeit ist nicht verboten, kleine Klubs aus unteren Ligen, wie etwa der EC Bad Tölz, machen sie seit Jahren. Und kaum kaum ein junges deutsches Talent ist teurer als der 30-jährige Kanadier in der zweiten Sturmreihe.

Die Forderungen sollten schnell umgesetzt werden

Wenn Bremerhaven in der DEL nach einer neuen Kontingentreglung nicht mehr um Platz sechs mitspielen kann, weil nicht erstklassig mit dem Nachwuchs gearbeitet wird, dann ist es eben so. Ein Erfolg der deutschen Nationalmannschaft hat mehr Strahlkraft für das Eishockey als ein Liga-Erfolg an der norddeutschen Küste. Aber es ist eben nicht nur Bremerhaven: Die Liga sollte sich von ihren Lügen befreien. Wenn der Kapitän der italienischen Nationalmannschaft als deutscher Spieler in Krefeld außerhalb des Kontingents eingesetzt wird, hilft ihr das genauso wenig wie der kanadischer Stürmer in Berlin, der weder deutsch spricht noch im hiesigen Nachwuchs gespielt hat, aber in der DEL als Deutscher spielt. Vergangene Saison war die Düsseldorfer EG der einzige Klub, der keinen eingedeutschten Spieler im Kader hatte.  

Eine Selbstbeschränkung braucht keine Selbstlügen. Das verhält sich dann in etwa so wie beim dem Kind, das den Eltern sagt, es habe endlich sein Zimmer aufgeräumt, aber in Wirklichkeit nur das Spielzeug unter das Bett geschoben hat. Die DEL sollte vor allem eines machen: Ehrlich sein im Umgang mit dem Thema Kontingent und ganz schnell die Forderungen von Schaidnagel umsetzen.

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