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Novak Djokovic sammelt wieder fleißig Pokale.

© AFP

Masters-Series im Tennis: Novak Djokovic schafft in Cincinnati Historisches

Alle Neune: Durch seinen Sieg in Cincinnati ist Novak Djokovic der erste Tennisspieler, der alle Turniere der Masters-Series mindestens einmal gewonnen hat.

Die Trophäe gehört zu den merkwürdigsten, die es im internationalen Tennis zu gewinnen gibt. Was als einzigartiges Werk der Töpferkunst gepriesen wird, erinnert verdächtig an eine Mischung aus einer Nachttischlampe und einer Blumenvase, wie sie nicht einmal der real existierende Sozialismus schöner hätte hervorbringen können. Und so blickte Novak Djokovic auch ein bisschen verlegen in Richtung des Pokals, den er für seinen Sieg beim Cincinnati Masters am Sonntag erhalten hatte.

6:4 und 6:4 hatte sich der 31-jährige im Traumfinale gegen Roger Federer verdient durchgesetzt und damit erstmals den Titel in Cincinnati gewonnen. Historisch war sein Triumph aber vor allem deshalb, weil Djokovic damit der erste Spieler in der 28-jährigen Geschichte der Masters-Turniere ist, der bei jedem der neun aktuellen Events wenigstens einmal siegreich gewesen ist.

„Wie sich jeder denken kann, ist das ein ganz spezieller Moment für mich, hier mit der Trophäe zu stehen“, sagte Djokovic bei der Siegerehrung und blickte einmal mehr verstohlen in Richtung des seltsamen Pokals. „Ich habe einige schwere Zeiten durchgemacht. Es war eine Achterbahnfahrt in meiner Karriere mit Verletzungen, der Auszeit, die ich genommen habe, und der Operation zu Beginn des Jahres. Es wirkt ein bisschen unwirklich, wieder auf diesem Level zu sein“, fügte der Serbe mit leicht zittriger Stimme hinzu.

Tatsächlich hat Djokovic wieder zu alter Stärke gefunden, was vor allem damit zusammenhängen dürfte, dass er wieder Spaß am Tennis gefunden hat. Zwischenzeitlich hatte er seinen kompletten Trainer- und Betreuerstab entlassen, inzwischen hat er viele seiner alten Weggefährten wieder zurückgeholt.

Djokovic geht nun auch als Topfavorit bei den US Open an den Start

Dennoch war es ein langer Weg zurück an die Spitze, viel schwieriger als der von Roger Federer nach dessen halbjähriger Verletzungspause. Der Schweizer hatte 2017 gleich bei seinem Comeback die Australian Open gewinnen können, Djokovic hingegen brauchte einen deutlich längeren Anlauf. In Wimbledon nutzte er die Gunst der Stunde, setzte sich in einem Halbfinale für die Ewigkeit gegen Rafael Nadal durch und holte anschließend den Titel. Es war sein erster nach über einem Jahr Pause.

Aufgrund seiner Verletzung war der Serbe zwischenzeitlich aus den Top 20 der Weltrangliste gerutscht, mittlerweile ist er wieder die Nummer sechs. Bei den US Open, die in einer Woche in New York beginnen, dürfte der Titel nur über ihn führen. Auch seine Gegner haben längst gemerkt, dass Djokovic die Lust an seinem Job zurückgewonnen hat. „Das ist eine unglaubliche Leistung und ich hoffe, er ist richtig stolz auf sich“, sagte Roger Federer nach dem Endspiel am Sonntag.

Djokovic ist seinen Dauerrivalen Federer und Nadal nun ausnahmsweise einmal in einer Statistik voraus. Die komplette Titelsammlung bei den Masters-Events fehlt den beiden anderen Ausnahmespielern nämlich noch. Insgesamt hat Djokovic auf der Tennis-Tour jetzt alle wichtigen Turniere wenigstens einmal gewinnen können. Dazu zählen neben den Turnieren der Masters-Series zudem die vier Grand Slams. Auch Davis-Cup-Sieger war Djokovic bereits. Einzig Olympia-Gold fehlt ihm noch. In zwei Jahren bekommt er die nächste Chance darauf. Gut möglich, dass er das Tennis bis dahin wieder ähnlich dominiert, wie in seinen besten Zeiten zwischen 2011 und 2016.

„Noch vor einiger Zeit hätte ich das für völlig unmöglich gehalten“, sagte Djokovic am Sonntagabend und reckte schließlich den Siegerpokal von Cincinnati stolz in die Höhe. Er dürfte ein besonderer Hingucker in Djokovics Trophäensammlung sein. Allein, aber nicht nur, wegen seines ungewöhnlichen Designs. (mit dpa)

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