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In den letzten Monaten hat Marcus Eriksson mehr Zeit bei den Physios verbracht als auf dem Parkett.

© Camera4+/Imago

Marcus Eriksson fehlt schon drei Monate: Alba Berlins schwedischer Patient

Marcus Eriksson leidet seit Monaten an einer Entzündung unter dem Fuß. Wann er wieder spielen kann, ist unklar – und diese Ungewissheit macht ihm zu schaffen.

Es gibt Verletzungen, bei denen selbst Zuschauer ohne medizinische Grundkenntnisse sofort wissen, dass es ernst ist. Ein Bänderriss ist im Sport ein klassischer Fall, Knochenbrüche ebenso. „Leichte Fußprobleme“ fallen eigentlich nicht in diese Kategorie schwerer Blessuren. Als Alba Berlin das Fehlen von Marcus Eriksson im Spiel gegen die Riesen Ludwigsburg Ende Januar so begründete, deutete zumindest für die Öffentlichkeit nichts auf eine lange Ausfallzeit hin. Ein paar Tage und der schwedische Dreierspezialist ist wieder fit, das war die Hoffnung.

Mittlerweile sind mehr als drei Monate vergangen und Eriksson verfolgt die Spiele immer noch in Zivil hinter der Bande. So wird es auch am Sonntag (15 Uhr, Magentasport) gegen Heidelberg in der Arena am Ostbahnhof sein. „Ich hatte natürlich erwartet, dass es schneller geht, und es ist hart. Aber ich versuche, positiv zu bleiben“, sagt der 28 Jahre alte Flügelspieler.

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Auch sein Verein hoffte anfangs auf eine schnelle Genesung, doch je mehr Zeit verging, desto pessimistischer wurden die Verantwortlichen. Eine Plantarsehnenentzündung könne eine extrem langwierige Verletzung sein, sagte Sportdirektor Himar Ojeda schon vor einem Monat, und verwies auf den ehemaligen Alba-Kapitän Niels Giffey, der damit 2015/16 knapp fünf Monate ausfiel.

In der vergangenen Woche haben die Berliner ein Update zur Verletztensituation mit Erklärungen ihres Mannschaftsarztes veröffentlicht. „Da die Entzündung unter der Fußsohle liegt, kann man das Bein während des Heilungsprozesses fast gar nicht belasten. Bei Marcus geht die Entzündung mittlerweile zurück. Wir erhöhen die Belastung in ganz kleinen Schritten und schauen, wie die Sehne reagiert“, sagt Moritz Morawski. Einen Zeitplan kann allerdings auch der Mannschaftsarzt nicht vorgeben. „Wie lange dieser Prozess noch dauert, kann man nicht genau vorhersagen.“

Die Ungewissheit ist die größte Belastung

Genau diese Ungewissheit macht Eriksson am meisten zu schaffen. Vor acht Jahren hatte er sich als Spieler des FC Barcelona Kreuzband und Meniskus gerissen, musste operiert werden und verpasste eine gesamte Saison. „Aber da weiß man wenigstens, wie lange man ausfällt“, sagt er. Die aktuelle Situation sei vor allem mental sehr schwierig. Vor Monaten sah es schon einmal so aus, als wäre er auf einem guten Weg zum Comeback, doch dann wurden die Schmerzen wieder größer. „Du wachst jeden Tag auf und horchst in dich rein, wie der Schmerz ist, wie du dich fühlst“, erklärt Eriksson.

Marcus Eriksson ist einer der besten Werfer Europas, doch bisher kann Alba seinen Ausfall gut kompensieren.
Marcus Eriksson ist einer der besten Werfer Europas, doch bisher kann Alba seinen Ausfall gut kompensieren.

© Hübner/Imago

Sein Alltag besteht nun aus Arbeit im Kraftraum mit Athletiktrainer Pepe Silva Moreno und leichten Übungen auf dem Feld mit Individualcoach Carlos Frade. „In den letzten drei Wochen ist es etwas besser geworden und ich kann mehr machen“, sagt Eriksson. „Ballhandling, Werfen, aber nichts mit voller Intensität.“

Ob der Schwede in dieser Saison in den Spielbetrieb zurückkehren wird, lässt sich nicht prognostizieren. „Bei dieser Verletzung kann der Schmerz von einem Tag auf den anderen weg sein, vielleicht aber auch erst in zwei Monaten“, sagt Trainer Israel Gonzalez. Doch selbst ohne Schmerzen wird Eriksson nach dieser langen Pause einige Zeit brauchen, um zurück in Form zu kommen.

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Dennoch geben sie die Hoffnung bei Alba nicht auf. Durch die beeindruckenden Leistungen der vergangenen Monate und die aktuelle Serie von acht Siegen in Folge ist das Fehlen von Topscorer Eriksson (durchschnittlich 13,5 Punkte in seinen zehn BBL-Einsätzen) gar nicht so sehr aufgefallen, doch das könnte sich in der entscheidenden Phase der Saison ändern.

Gerade in den Play-offs, wenn die Gegner noch intensiver verteidigen und die Offensive mal nicht so flüssig läuft wie so oft in den vergangenen Monaten, gibt ein Werfer der Extraklasse der Mannschaft noch mal eine neue Dimension. Ganz nach dem Motto: Die Zeit läuft ab, es gibt keinen guten Wurf, dann schnell auf Eriksson passen, der trifft auch vom Parkplatz. Seine außergewöhnliche Präzision aus der Distanz dürfte er trotz der langen Pause nicht verloren haben, doch erst mal müssen die Schmerzen verschwinden. „Natürlich hoffe ich noch auf ein Comeback in dieser Saison“, sagt Marcus Eriksson. „Man muss Hoffnung haben.“

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