zum Hauptinhalt
Da kann man schon mal applaudieren.13 Meisterschaften gewann Ferguson mit Manchester United.

© Reuters

Manchester United und sein Dauertrainer: Alex Ferguson macht Schluss

Trainer-Legende Sir Alex Ferguson beendet nach 26 Jahren und 34 großen Titeln bei Manchester United seine erfolgreiche Karriere. Nachfolger wird sein schottischer Landsmann David Moyes vom FC Everton.

Alex Fergusons Nachfolger stand schon seit Wochen fest – der Schotte hat sich seinen Landsmann David Moyes, zurzeit noch beim Ligakonkurrenten FC Everton tätig, persönlich ausgesucht. Wirklich überraschend war die offizielle Verkündung am Donnerstagnachmittag dann nicht mehr, doch sie geriet ein wenig zur Farce. Manchester United nannte Moyes auf der Facebook-Seite des Klubs als neuen Trainer, löschte die Nachricht aber wieder hastig, weil Everton den Abschied des 50-Jährigen zu dem Zeitpunkt noch nicht publik gemacht hatte. Ein Mitarbeiter in der Online-Abteilung des englischen Meisters dürfte der Fauxpas teuer zu stehen kommen. Aber man muss auch ein bisschen Verständnis haben – im Gegensatz zu anderen Fußballvereinen hat auf der Dienststelle im Old Trafford wohl niemand Erfahrung mit einem Trainerwechsel.

26 Jahre lange bekleidete Alex Ferguson das Amt bei den Red Devils. Mit dem Wort „Ära“ ist seine Zeit als der alle und alles dominierende Trainer auf der Insel nur ungenügend beschrieben. „Er ist der größte Vereinstrainer, den es je gegeben hat“, sagte Bryan Robson, früherer Kapitän von Manchester United, widerspruchslos. Am Donnerstag, dem Tag nach der Rücktrittsankündigung des 71-Jährigen druckten alle großen Zeitungen Sonderbeilagen, wie es sie zuletzt nach dem Ableben von Margaret Thatcher gegeben hatte.

Seine Langlebigkeit und sein unendlicher Heißhunger auf Erfolg (34 große Titel) hievten den Sohn eines Glasgower Hafenarbeiters in den Status einer Legende. „Er hätte noch ewig weitermachen können, aber er hört aus Liebe zur Familie und gesundheitlichen Gründen auf“, erklärte United-Ikone Sir Bobby Charlton. Im Sommer muss sich Ferguson, der seit 2004 einen Herzschrittmacher trägt, einer Hüftoperation unterziehen. Vom Krankenbett wollte er seinen Verein in den ersten Monaten der Saison nicht führen.

Vor einem Monat, als sich der Gewinn des 20. Ligatitels bereits abzeichnete, offenbarte Ferguson United-Geschäftsführer David Gill, dass es am Ende der laufenden Spielzeit nun tatsächlich genug sein würde. „Als Fan des Vereins war ich erst einmal enttäuscht“, sagte Gill, „aber dann dachte ich, ,gut für ihn‘. Wenn es jemand verdient hat, sich nach so einer erfolgreichen Saison zu verabschieden und den Anfang der Rente selbst zu bestimmen, dann ist das mit Sicherheit Sir Alex.“ Der Schotte tritt nach seinem 1500. Pflichtspiel auf der United-Bank in zehn Tagen als Meister ab, sein Vermächtnis bleibt damit intakt. „Für mich ist es wichtig, den Verein in bestmöglicher Verfassung zu hinterlassen - und ich denke, das tue ich“, teilte Ferguson in einer Presseerklärung mit.

In Fergusons Billardzimmer stehen Büsten von John Wayne und Laurel & Hardy; er regierte, wie alle erfolgreichen Diktatoren, mit einer Mischung aus furchteinflößender Autorität und entwaffnendem Charme. Schiedsrichter und unliebsame Berichterstatter wurden von ihm systematisch drangsaliert. Unzählige Reporter wurden aus nächste Nähe angebrüllt oder aus den Pressekonferenzen verbannt, weil sie falsche oder richtige Geschichten aufgeschrieben hatten. Ferguson verstand jede veröffentlichte Insider-Information als Verrat eines Betriebsgeheimnisses und somit als Hilfestellung für den Gegner, er machte sich regelrecht einen Spaß, Fehlinformationen zu streuen. Noch am vergangenen Sonntag verkündete er im Stadionheft, dass er keineswegs vorhabe, seinem Team den Rücken zu kehren.

Nun hat er es tatsächlich getan, und es fällt schwer, sich eine Premier League ohne den Kaugummi kauenden, wild gestikulierenden Mann im schwarzen Mantel vorzustellen. An der Börse in New York fiel der Kurs der Manchester-United-Aktie am Mittwoch zwischenzeitlich um 4,5 Prozent, „Ich denke nicht, dass (Fergusons Nachfolge) eine unmögliche Aufgabe ist“, musste Geschäftsführer David Gill versichern.

Der Übervater des Erfolgs bleibt dem Klub als Vorstandsmitglied und Botschafter erhalten, aber er wird dem Neuen am Anfang viel Raum und Zeit lassen, um aus seinem Schatten zu treten. United hat schon einmal, nach dem Rückzug von Meistermacher Sir Matt Busby in die Chefetage Anfang der Siebzigerjahre, negative Erfahrungen mit einem zu geschäftigen ehemaligen Trainer gemacht. Ferguson wird den Fehler mit Sicherheit nicht wiederholen. Ob David Moyes, der in elf Jahren beim Liverpooler Verein FC Everton keinen Titel gewann, es seinem monolithischen Vorgänger auch nur ansatzweise gleichmachen kann, wird trotzdem bezweifelt. Von einem Ersatz kann sowieso nicht die Rede sein. Einen Mann wie Alex Ferguson, da sind sich Freund und Feind einig, wird es wohl nie wieder geben.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false