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Augen zu und durch. Malaika Mihambo ist Europameisterin im Weitsprung.

©  Martin Rickett/dpa

Malaika Mihambo im Interview: „Der Höhepunkt einer sehr langen Saison“

Die deutsche Weitsprung-Weltmeisterin Malaika Mihambo über ihre Trainingsbedingungen, die Favoritenrolle bei der WM in Doha und Meditationsreisen.

Malaika Mihambo, 25, darf sich seit Sonntag Europa- und Weltmeisterin im Weitsprung nennen. Bei der Leichtathletik-WM in Doha sicherte sie sich souverän den Titel. Zuvor hatten wir mit ihr gesprochen.

Frau Mihambo, wie sieht der perfekte Weitsprung aus?
Der perfekte Sprung ist eine Kombination aus vielen Elementen. Der Anlauf muss schnell sein, die letzten drei Schritte vor dem Sprung sind extrem wichtig. Da muss der Körperschwerpunkt abgesetzt werden. Beim Sprung selbst und der Flugphase muss die Technik passen. Es ist ein ziemlich komplexer Vorgang und es gibt keine Blaupause für den perfekten Sprung. Es ist auch nicht so, dass der Sprung, der optisch perfekt aussieht, automatisch der weiteste ist.

Ihre Sprünge sind meist die weitesten. Sie sind aktuelle Europameisterin, Weltjahresbeste und Sie sind die Top-Favoritin bei den Weltmeisterschaften in Doha. Dabei trainieren Sie fast ausschließlich bei einem kleinen Verein namens LG Kurpfalz.
Das ist richtig. Ich war seit 2016 nicht mehr in einem Trainingslager. Es geht auch so, hier in Deutschland. Wichtig ist, dass man bei der Sache bleibt, konzentriert ist. Dann ist es zumindest im Weitsprung völlig egal, wo man trainiert.

Seit 15 Jahren werden Sie von Ralf Weber trainiert. Wie wichtig ist Ihnen diese Kontinuität? Und können Sie sich vorstellen, irgendwann einmal eine Veränderung diesbezüglich vorzunehmen?
Ich bin sehr zufrieden damit, wie es im Moment läuft. Bis 2020 wird es auch keine Veränderungen geben. Danach muss man mal schauen. Und das hängt nicht nur von mir ab. Schließlich macht mein Trainer das alles ehrenamtlich, er hat eine Familie und will vielleicht mal umdisponieren. Dann müsste ich natürlich schauen, wo ich bleibe. Grundsätzlich achten wir beide aber schon darauf, neuen Input zu bekommen. So habe ich dieses Jahr Sprinttraining bei Valerij Bauer in Mannheim gemacht. Ralf und ich sind sehr offen, was neue Trainingsformen und -inhalte angeht. Eine personelle Kontinuität in der Zusammenarbeit muss nicht automatisch heißen, dass keine Veränderung stattfindet.

Sie und Ihr Trainer arbeiten völlig losgelöst vom Deutschen Leichtathletik-Verband. Hat das damit zu tun, dass Sie der DLV 2017 nach einer Verletzung fallen ließ und vom Olympia- in den Perspektivkader herunterstufte?
Nein, das hat damit nichts zu tun. Gleichwohl war das damals nicht schön für mich. Ich war 2016 bei den Olympischen Spielen in Rio noch Vierte geworden. Es ist kein schönes Zeichen für eine Athletin, wenn sie nach einer Verletzung direkt heruntergestuft wird, auch wenn das Vorgehen den Vorgaben von der Spitzensportförderung entsprach, an die sich die Verbände halten müssen.

Strahlende Siegerin. Malaika Mihambo mit ihrer EM-Goldmedaille in Berlin.
Strahlende Siegerin. Malaika Mihambo mit ihrer EM-Goldmedaille in Berlin.

© Bernd Thissen/dpa

Eine Herunterstufung ist mit finanziellen Einbußen für die ohnehin nicht üppig verdienenden Athleten verbunden. Waren die geringen Verdienstmöglichkeiten für Sie einmal ein Grund, mit dem Leistungssport aufzuhören?
Sicher verdient man in der Leichtathletik im Vergleich zu einigen anderen Sportarten eher wenig. Aber ich hatte das Glück, den Übergang von der Jugend- in die Aktivenklasse nahtlos zu schaffen. Das hat sehr geholfen. Auch bei meinem vierten Platz in Rio war ich erst 22 Jahre alt. Noch vor dem Sieg bei der Europameisterschaft im vergangenen Jahr habe ich mir ein Management gesucht, das sich um Medienanfragen und Sponsoren kümmert. Ich kann und will mich daher nicht über das Finanzielle beklagen. Es hat auch in den Anfangsjahren meiner Karriere immer zum Leben gereicht und natürlich tut es das jetzt umso mehr.

Ihre mentale Stärke ist auffällig. Sie waren bereits mehrmals in Indien zum Meditierten. Kommt Ihre Nervenstärke daher?
Es trägt sicher dazu bei. Ich meditiere immer noch, es ist mein tägliches Ritual. Aber ich praktiziere es nicht so intensiv wie auf meinen Reisen durch Indien. Grundsätzlich hilft es mir, geerdeter und offener zu sein, mich besser konzentrieren zu können. Meditieren verschafft mir Klarheit, ich weiß nun besser, warum ich ticke, wie ich ticke. Diese Klarheit hilft, mit äußeren Umständen besser umgehen zu können, auch im Wettkampf.

Können Sie sich überhaupt über den WM-Wettkampf freuen?
Es ist nun einmal der Höhepunkt einer sehr langen Saison. Warum fragen Sie?

Eben deshalb. Die Weltmeisterschaften sind später als sonst, und Katar als Austragungsort wurde auch von Vielen kritisiert.
Die späte WM ist in Hinblick auf die Olympischen Spiele nicht optimal. Letztendlich werden wir Athleten in solche Entscheidungsprozesse nicht eingebunden. Trotz allem gehe ich mit einem positiven Gefühl in den Wettkampf.

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