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Der neu eingesetzte Vorstandsvorsitzende Günter Brombosch und der neu eingesetzte Vorstand Steffen Friede im Gericht.

© Matthias Koch/imago

Update

Machtkampf um Tennis Borussia: Gericht erklärt Entmachtung von Redlich für rechtmäßig

Jens Redlich scheitert mit dem Versuch, sich bei TeBe per Eilantrag ins Amt zurückzuklagen. Er akzeptiert das Urteil. Der neue Vorstand darf weiter amtieren.

Als die Verhandlung zum letzten Mal unterbrochen war, stand Jens Redlich auf dem Gang des Amtsgerichts Charlottenburg. Er hatte einige Getreue um sich gesammelt und trug seine gute Laune offensiv zur Schau. Dabei war zu diesem Zeitpunkt längst klar, dass es für den früheren Vorstandvorsitzenden und starken Mann beim Fußball-Oberligisten Tennis Borussia keinen Grund zu guter Laune gab. Im Gegenteil: Es war abzusehen, dass der 38-Jährige und sein früherer Vorstandskollege Andreas Voigt dieses Verfahren verlieren würden.

So kam es auch. Jens Redlich ist mit seinem Versuch gescheitert, sich bei Tennis Borussia per Eilantrag ins Amt zurückzuklagen. Die Vorsitzende Richterin begründete das mit einem fehlenden Rechtsverhältnis zwischen Redlich und dem Verein. Deshalb gebe es weder einen Anspruch auf eine Einstweilige Verfügung noch einen Verfügungsgrund. Genau dieses Urteil hatten viele TeBe-Anhänger erhofft. Als die neue Vereinsführung und ihre Anwälte nach der Verhandlung aus dem Gericht traten, wurden sie mit Applaus empfangen.

Redlich war Ende Juli als Vorstandsvorsitzender des früheren Bundesligisten entmachtet worden. Nachdem er im November 2018, quasi im Affekt, schriftlich seinen Rücktritt erklärt hatte, kamen die Aufsichtsräte Franziska Hoffmann und Christian Gaebler seinem Wunsch nach der Saison 2018/19 nach und bestellten Günter Brombosch und Steffen Friede zu neuen Vorständen. Redlich hatte seinen Rücktritt zwar zwei Tage später widerrufen, die Richterin machte aber gleich zu Beginn der Verhandlung deutlich, „dass es einen Rücktritt vom Rücktritt nicht gibt“. Zu Redlichs und Voigts Rechtsanwalt sagte sie: „Diesen Knackpunkt kriegen Sie nicht weggebügelt.“

Die Verhandlung am Mittwoch war der Höhepunkt eines lange schwelenden Machtkampfs. Entsprechend groß war das öffentliche Interesse – deutlich größer jedenfalls, als es das Gericht erwartet hatte. Der Saal, in dem die Verhandlung stattfand, verfügte lediglich über 20 Sitzplätze. Einige Besucher durften das Geschehen im Stehen verfolgen, auch die Tür zum Gang blieb offen. „Keine Randale!“, sagte ein Gerichtsmitarbeiter beim Einlass, und die Richterin mahnte, „dass Sie möglichst ruhig sind und ihre Emotionen erst später zeigen“.

Das taten sie, und trotzdem war der Hinweis angesichts der Verwerfungen der vergangenen Monate berechtigt. Auch der Richterin war nicht entgangen, „dass im Verein vieles im Argen ist“. Die Verhandlung könne eine Mitgliederversammlung daher nicht ersetzen, sagte sie. Das ist auch die Ansicht des neuen Vorstands, der Anfang dieser Woche für den 1. Oktober zu einer Mitgliederversammlung eingeladen hat.

Redlich: "Wir akzeptieren das Urteil"

Ob Redlich, mit seinem Unternehmen Crunch Fit weiterhin Hauptsponsor des Klubs, bei der Neuwahl der Aufsichtsrats- und Ältestenratsmitglieder versuchen wird, sich die Macht zurückzuerobern, das wird sich zeigen. Auch der juristische Weg steht ihm weiter offen. Seine Aussagen nach der Verhandlung deuten aber eher nicht darauf hin, dass er diesen Weg beschreiten will: „Fakt ist: Wir akzeptieren das Urteil“, sagte Redlich. „Mir bleibt nichts anderes, als dem neuen Vorstand alles Gute zu wünschen.“ Günter Brombosch, sein Nachfolger als Vorstandsvorsitzender, sagte mit Blick auf mögliche weitere juristische Schritte Redlichs: „Die überzeugende Begründung der Richterin sollte ihn zum Nachdenken bringen.“

Der gestürzte Vorstandsvorsitzende Jens Redlich, der gestürzte Finanz-Vorstand Andreas Voigt und Rechtsanwalt Dr. Becker im Gerichtssaal.
Der gestürzte Vorstandsvorsitzende Jens Redlich, der gestürzte Finanz-Vorstand Andreas Voigt und Rechtsanwalt Dr. Becker im Gerichtssaal.

© Matthias Koch/imago

Redlich, in Jogginghose und Turnschuhen erschienen, verfolgte das Geschehen weitgehend regungslos. Die Auseinandersetzungen lieferten sich dafür die Anwälte beider Seiten. So brachte Redlichs Anwalt als Grund für die Einstweilige Verfügung vor: „Die Finanzen des Vereins geraten derzeit in einen höchst ungeordneten Rahmen. Der Verein versinkt bald in der Bedeutungslosigkeit.“ Brombosch empfand diesen Vorwurf angesichts seiner jahrzehntelangen Tätigkeit als Hochschuldozent für Haushaltsrecht als „eine Unverschämtheit“. Von einem solchen Szenario sei der Klub ein ganzes Stück entfernt: „Ich hege keine Ängste.“

Die neue Führung ist noch dabei, sich einen genauen Überblick über die finanzielle Situation zu verschaffen, schließlich, so Brombosch, habe man „die Geschäftsstelle in einem sehr bemerkenswerten Zustand vorgefunden“. Dem früheren Geschäftsführer Voigt wird vorgeworfen, Unterlagen entwendet zu haben, die Kriminalpolizei hat die Ermittlungen aufgenommen. Auch deshalb fehlt dem Klub der Sponsoringvertrag mit Crunch Fit. Redlich behauptet, er habe bereits die vertraglich vereinbarte Summe für die komplette Saison gezahlt. Ob dies stimmt, „wissen wir nicht“, sagte Brombosch. Sein Vorstandskollege Steffen Friede erklärte: „Wir gehen davon aus, dass Jens mit seinen Verpflichtungen weitermacht.“

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