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Zwei Schweizer in Berlin. Lucien Favre instruiert Fabian Lustenberger.

© imago sportfotodienst

Lucien Favre über Fabian Lustenberger: Er spürt den Fußball!

Lucien Favre blickt zum Abschied von Fabian Lustenberger auf die gemeinsame Zeit und die Entwicklung des langjährigen Herthaners zurück.

Au revoir, Fabian Lustenberger! Jetzt geht er also zurück in die Schweiz. Nach zwölf Jahren in der Bundesliga, alle beim selben Verein, ist das nicht unglaublich, gerade in dieser schnelllebigen Zeit? Mehr als 300 Pflichtspiele bei einem großen Verein wie Hertha BSC, so etwas schafft man nicht so leicht. Ein größeres Kompliment kann man Fabian kaum machen!

Was mich mit ihm verbindet? Sehr viel! Er war im Sommer 2007, bei meinem Debüt als Bundesliga-Trainer bei Hertha, einer meiner ersten Transfers. Und jetzt kann ich es ja verraten: Eigentlich wollte ich ihn zum FC Zürich holen. Wir hatten dort gerade die zweite Schweizer Meisterschaft hintereinander gewonnen, ich wollte die Mannschaft verjüngen, und Fabian hatte ich schon seit längerem im Blick. Er war damals gerade 19 Jahre jung und für dieses Alter unglaublich clever. Spielintelligenz kannst du nicht lernen, du hast sie oder du hast sie nicht. Fabian hatte sie, und weil wir in Zürich auch großen Wert auf junge Spieler legten, war er sehr interessant für uns.

Dann aber haben sich die Dinge plötzlich in eine ganz andere Richtung entwickelt. Ich bekam völlig überraschend ein Angebot von Hertha und musste mich entscheiden. Das war nicht einfach. Der FC Zürich hat mich geprägt, ich hatte dort eine großartige Zeit, aber die Verlockung der Bundesliga war groß. Da habe ich mir gedacht: Wenn ich nach Berlin gehe, könnte ich Fabian doch gleich mitnehmen.

Ich glaube, ihn hat die Anfrage von Hertha BSC genauso überrascht, wie es bei mir vorher der Fall war. Mit 19 aus Luzern nach Berlin. Aus der Schweizer Super League in die Bundesliga! Das war eine große Herausforderung, und es spricht für Fabian, dass er sie angenommen hat. Er ist ja gleich im ersten Jahr auf 24 Bundesligaspiele gekommen, alles andere als selbstverständlich für einen so jungen Kerl. Schon da hat man gesehen, was ihn auszeichnet. Er spürt den Fußball, er spürt das Spiel. Ich mag Fußballer wie ihn und habe ihn nie aus den Augen verloren. Mittlerweile hat der persönliche Kontakt natürlich nachgelassen, das geht gar nicht anders über einen so langen Zeitraum und die räumliche Distanz. Wir schreiben uns ein-, zweimal im Jahr eine SMS und wenn wir uns bei einem Spiel treffen, ist das immer sehr angenehm.

Lustenberger könnte einen Ex-Herthaner beerben

Seine sportliche Entwicklung, aus dem Mittelfeld zurück in die Abwehr, hat mich nicht weiter überrascht. Viele gute Innenverteidiger haben in ihren jüngeren Jahren in der Offensive gespielt. Im modernen Fußball muss der Innenverteidiger das Spiel eröffnen, und das kann Fabian mit seiner Intelligenz und Übersicht sehr gut.

Ich bin gespannt auf seine Zukunft bei den Young Boys Bern. Fabian kann dort noch ein paar Jahre auf hohem Niveau spielen, in der kommenden Saison sogar in der Champions League. Ich kenne Berns Trainer Gerardo Seoane ganz gut, er hat zu meiner Zeit bei Borussia Mönchengladbach öfter bei uns hospitiert. Ich gehe mal davon aus, dass auch er mit Fabian als Innenverteidiger plant. Kurioserweise würde er dann auf die Position von Steve von Bergen rücken, der nach dieser Saison seine Karriere beendet. Auch Steve ist 2007 mit mir aus der Schweiz zu Hertha gekommen. Da schließt sich gleich noch ein zweiter Kreis.

Lucien Favre sitzt heute bei Borussia Dortmund auf der Bank und arbeitete von 2007 bis 2009 als Trainer bei Hertha BSC.

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