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Jung und erfolgreich. Lonzo, LaMelo und LiAngelo Ball (v. l. n. r.) haben viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen.

© ZUMA Press/Imago

Lonzo, LiAngelo und LaMelo Ball: Das große Basketball-Versprechen

Die Ball-Brüder gelten als die kommenden Stars im Basketball. Ihr Vater vergleicht sie schon mit NBA-Größen.

Wer sich in den USA für Basketball interessiert, ist in den vergangenen Wochen nicht an LaVar Ball vorbeigekommen. Dabei ist der 49-Jährige weder Spieler noch Trainer, seine mediale Omnipräsenz hat er seiner Rolle als Vater zu verdanken. Seine drei Söhne Lonzo (19 Jahre alt), LiAngelo (18) und LaMelo (15) gelten als Riesentalente – und LaVar schreckt vor nichts zurück, wenn es darum geht, seine Kinder zu promoten. So tönte er zum Beispiel, Lonzo sei jetzt schon besser als Stephen Curry, der zuletzt zwei Mal in Serie zum wertvollsten Spieler (MVP) der Profiliga NBA gewählt wurde. Kurz darauf forderte Vater Ball die großen Sportartikelfirmen auf, seinen drei Söhnen einen Ausrüstervertrag anzubieten. Als Honorar schwebt dem ausgebildeten Fitnesstrainer eine Milliarde US-Dollar vor, notfalls wäre ihm auch eine Staffelung auf zehn Jahresraten à 100 Millionen recht. Dass LaVar Ball erwähnte, der große Michael Jordan hätte im Spiel Eins-gegen-Eins gegen ihn selbst keine Chance gehabt, ging bei dem Getöse fast schon unter.

Wirklich etwas geleistet haben Lonzo, LiAngelo und LaMelo noch nicht – der Hype um die Ball-Brüder aus einem Vorort von L.A. wächst aber immer weiter. Ab dem heutigen Freitag folgt der nächste Schritt: Lonzo tritt mit der University of California Los Angeles (UCLA) beim Finalturnier der US-Universitäten an, er soll dem Rekordchampion zum ersten Titel seit 1995 verhelfen.

Bislang stehen vor allen Dingen Kalifornien und die globale Basketball-Internetgemeinde Kopf. „Eine derartige Aufregung habe ich noch nie erlebt“, sagt Journalist Eric Sondheimer von der „Los Angeles Times“, der seit 40 Jahren über kalifornischen High-School-Sport berichtet. Sondheimer hat in den vergangenen Monaten etliche Male gesehen, wie Zuschauer stundenlang Schlange standen, um ein Ticket für ein Spiel der Ball-Brüder zu ergattern „In L.A. geht es immer um Entertainment – und in dieser Hinsicht macht den Brüdern niemand etwas vor“, sagt Sondheimer. „Wo bekommt man schon so viel Unterhaltung für neun Dollar Eintritt?“

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Im vergangenen Jahr spielte das Trio noch gemeinsam für die Chino Hills High School und wurde ungeschlagen kalifornischer Meister, dann wechselte Lonzo an die UCLA. Seine Brüder werden ihm folgen, der Vater hat sie sozusagen als Gesamtpaket an die Universität vermittelt. LiAngelo und LaMelo konnten die kalifornische Schulmeisterschaft in dieser Saison zwar nicht verteidigen, trumpften aber auch ohne ihren großen Bruder auf. Die beste Punktausbeute des bulligen LiAngelo steht bei 74 Zählern. Der dürre LaMelo sorgte für Schlagzeilen, als er Anfang Februar in einem Spiel sogar 92 Punkte erzielte. Wohlgemerkt nicht in 48 Spielminuten wie in der NBA oder 40 Spielminuten wie im internationalen Basketball: An der High School beträgt die Spielzeit nur 32 Minuten. Die Highlights der Brüder landen nach jedem Spiel sofort in den sozialen Netzwerken und bei Youtube, wo sich bislang mehr als sechs Millionen Menschen LaMelos 92-Punkte-Explosion ansahen.

LaMelo Ball erzielte in einem Spiel sogar 92 Punkte

„Instagram, Twitter und so weiter tragen natürlich sehr zu ihrer Popularität bei“, sagt Sondheimer, der die Brüder als eher stille und höfliche junge Männer beschreibt. Allerdings wird die Begeisterung nicht von jedermann geteilt: Die Ball-Brüder spielen eine sehr unkonventionelle Art von Basketball – rasend schnell und bisweilen chaotisch. Lange Pässe und wilde Distanzwürfe prägen ihr Spiel, wenn ein Wurf mal weit vorbeigeht, hindert das keinen der Brüder daran, im nächsten Angriff abermals genauso abzuschließen. „LaVar Ball und seine Jungs sind gekommen, um die Welt zu verändern“, jubelte die Zeitung „USA Today“. Fehlwürfe tauchen bei Youtube nun einmal eher selten auf, und wen interessiert es schon, dass LaMelo für seine 92 Punkte 61 Würfe benötigte? Scouts und Experten debattieren darüber, ob die unsaubere Technik der Brüder und ihr Desinteresse an Verteidigungsarbeit reichen, um in der NBA ähnlich aufzutrumpfen. Natürlich hat LaVar Ball, der seine Söhne bis vor Kurzem selbst trainierte, auch für diese Zweifel eine Antwort. „Ein guter Wurf ist der, der in den Korb geht“, sagt er. „Ein guter Schütze ist der, der trifft.“

Lonzo Ball dürfte bald den Sprung in die NBA schaffen.
Lonzo Ball dürfte bald den Sprung in die NBA schaffen.

© AFP

Lonzo hat auf dem College-Level jedenfalls bislang überzeugt. Für UCLA glänzt er eher als Lenker denn als Vollstrecker, mit im Schnitt 7,7 Assists pro Spiel ist er der beste Vorbereiter dieser Saison, das Team aus L.A. stellt die erfolgreichste und spektakulärste Offensive des Landes. Und wenn der Spielfluss einmal zum Erliegen kommt, besinnt sich Lonzo Ball auf die Strategien aus seiner Schulzeit: Ein Spiel gegen die Universität von Oregon entschied er kürzlich mit einem Dreier aus gut acht Meter Entfernung.

Noch ist unklar, wohin ihre Fähigkeiten und der Hype die drei Brüder führen werden. Sicher ist: Lonzo wird das College nach nur einer Saison in Richtung NBA verlassen, LaVar wird weiter reden, reden und reden und für Kontroversen sorgen. Charles Barkley – NBA-Legende, TV-Kommentar und so etwas wie das Sprachrohr der Old-School-Fraktion im US-Basketball – konnte es nicht lassen, auf Vater Balls Vergleich zwischen Lonzo und Stephen Curry zu reagieren. „Natürlich darf jeder stolz auf seinen Sohn sein“, sagte Barkley. „Aber ab einem bestimmten Punkt ist das einfach Schwachsinn.“ LaVar Ball erbot sich im Gegenzug, dem übergewichtigen Barkley eine Schachtel Donuts zu schicken.

Läuft alles nach Plan, dürfte Familie Ball demnächst das nötige Kleingeld haben, um allen Kritikern massenhaft Süßspeisen zukommen zu lassen. Bis die drei Brüder bei NBA-Klubs unterschrieben haben – der Vater möchte sie natürlich bei den L.A. Lakers sehen – und ein Ausrüstervertrag Milliarden abwirft, backt LaVar erst einmal noch kleinere Brötchen. Im Internet vertreibt er Klamotten der familieneigenen Marke „Big Baller Brand“.

T-Shirts gibt es schon ab 50 US-Dollar.

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