zum Hauptinhalt
Jürgen Klopp hat bis zum Schluss alles für den BVB gegeben.

© dpa

Letztes Spiel als BVB-Trainer: Jürgen Klopp: Bloß nicht sentimental werden!

Ein finaler Sieg mit Borussia Dortmund bleibt Jürgen Klopp verwehrt. Nach sieben Jahren endet die Amtszeit des BVB-Trainers mit einer Niederlage. In den 90 Minuten von Berlin zeigt Klopp noch mal seine verschiedenen Gesichter.

Am Ende ist es ein bisschen wie mit Franz Beckenbauer 1990 in Rom. Jürgen Klopp wandelt scheinbar gedankenverloren über den Platz, als einziger Dortmunder, der Rest hat sich vor der Ersatzbank versammelt. Für ein paar Sekunden ruht der sonst so Ruhelose in sich, dann holen ihn die Fans zurück ins Jetzt. Laut und lang singen sie ihm ein Lied, der Text reduziert sich auf den Namen des Mannes, der da unten Abschied nimmt. Klopp hebt den Kopf und winkt kurz Richtung Marathontor, dann dreht er ab. Bloß nicht sentimental werden nach diesem letzten Spiel als Trainer von Borussia Dortmund.

Es war ein seltsamer Abend mit einem seltsamen Jürgen Klopp. Das heißt: Eigentlich war er nur für ein paar Minuten Jürgen Klopp. Um kurz vor halb neun, nach einer Rangelei direkt vor dem Kreidekäfig namens Coach Zone. Der Wolfsburger Ivan Perisic kabbelt sich mit Erik Durm. Nichts Besonderes, aber Klopp springt hoch und fährt die Faust aus wie eine Säge – so ungefähr wie früher Boris Becker, wenn er einen wichtigen Punkt gemacht hatte.
Dortmund führt zu diesem Zeitpunkt noch 1:0, aber das Spiel ändert gerade seinen Charakter, weg von der anfänglichen Dortmunder Dominanz. Vielleicht spürt Klopp, dass etwas in der Luft liegt, und die Anspannung muss nun mal raus.

Es ist in der Tat die entscheidende Phase, in der das Spiel kippt und Klopp wieder Klopp ist. Als Sebastian Kehl den Wolfsburger Daniel Caligiuri zu Fall bringt und Schiedsrichter Felix Brych auf Freistoß entscheidet, führt der ganz und gar nicht mehr zurückhaltende Dortmunder Trainer ein erstes intensives Gespräch mit seinem natürlichen Lieblingsfeind, dem vierten Offiziellen, der diesmal Robert Hartmann heißt. Klopp ahnt wohl, was kommt, und setzt sich auf die Bank, zum ersten Mal in diesem Spiel. Aus dem Freistoß resultiert der Ausgleich und ein zweites, noch intensiveres Gespräch mit Robert Hartmann, in typischem Klopp-Stil Stirn an Stirn.

Um 21:53 pfeift Brych ab und schickt Klopp in eine geheimnisvolle Zukunft

Hartmann gönnt Klopp eine Minute zum Abkühlen, bis er selbst noch einmal das Gespräch mit ihm sucht und ihn dabei mutmaßlich darüber informiert, dass ein auf der Tribüne verfolgtes Abschiedsspiel durchaus eine Option sei. Klopp fällt zurück in eine äußerliche Lethargie. Das zweite Wolfsburger Führungstor nimmt er eher ratlos denn verzweifelt zur Kenntnis, das dritte erträgt er als einziger Dortmunder aufrecht stehend, mit der Würde eines stolzen Offiziers.

Erst mit dem Halbzeitpfiff ist wieder etwas von der ihm sonst eigenen Hyperaktivität zu spüren. Klopp springt auf und spurtet als erster in die Kabine. Er schickt eine Mannschaft zurück auf den Rasen, die sich bemüht, aber das ist zu wenig an diesem Abend. Klopp klatscht ab und zu in die Hände. Zweimal noch wird er bei Robert Hartmann vorstellig, eher routiniert denn aufbrausend. Seine auffälligste Szene hat er, als das zwischenzeitliche Dortmunder Aufbäumen schon wieder vorbei ist. Ein missratener Abstoß von Mitch Langerak fliegt ins Seitenaus und landet direkt vor Klopp. Der stoppt elegant und chippt den Ball zurück auf den Rasen, weiter, weiter! Hilft alles nichts. Klopp fügt sich in das Unvermeidliche, die letzten Minuten verbringt er sitzend auf der Bank. Um 21:53 pfeift Brych ab und schickt Klopp in eine geheimnisvolle Zukunft.

Zur Startseite