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Alexandra Popp (li.) jubelt mit der deutschen Bank nach ihrem Treffer gegen Spanien.

© imago images/Heiko Becker

Letztes EM-Gruppenspiel gegen Finnland: Zeit für die Ersatzspielerinnen im deutschen Team

Der Gruppensieg steht fest, der Einzug ins Viertelfinale auch. Gegen Finnland könnte Deutschland daher mit einer B-Elf auflaufen, die eigentlich keine ist.

Sie stürmte geradewegs zur Bank auf ihre Teamkolleginnen zu. Alexandra Popp weiß genau, was bei dieser Fußball-Europameisterschaft zählt und worauf es im weiteren Turnierverlauf ankommen wird. Auf ihre Mitspielerinnen, die sich bei ihrem ersten EM-Tor im Spiel gegen Dänemark so sehr mit ihr gefreut hatten.

Das wollte die 31-Jährige nach ihrem Treffer zum 2:0 gegen Spanien scheinbar zurückgeben. Dabei vergaß sie natürlich auch nicht Lea Schüller, die wegen ihrer Coronainfektion noch immer in Quarantäne weilt, und trug nach Abpfiff Schüllers Trikot mit der Nummer sieben.

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Von dem Kader, der 23 Spielerinnen umfasst, sind bislang nur fünf Spielerinnen noch ohne Turniereinsatz. Die beiden Torhüterinnen Almuth Schult und Ann-Kathrin Berger und die Feldspielerinnen Laura Freigang, Sara Doorsoun und Nicole Anyomi, alle drei bei Eintracht Frankfurt aktiv. Gegen Spanien wurden zum ersten Mal Tabea Waßmuth und Sophia Kleinherne eingewechselt.

Durch die Ausgangslage, dass bereits vor dem letzten Gruppenspiel an diesem Samstag gegen Finnland (21 Uhr, ZDF) der Einzug ins Viertelfinale feststeht, ergibt sich für Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg die Möglichkeit, zumindest den Feldspielerinnen um Freigang ein paar Einsatzminuten zu geben.

Eine B-Elf, die keine ist

Es ist eine häufige Vorgehensweise bei Europa- oder Weltmeisterschaften, eine sogenannte B-Elf spielen zu lassen, sobald die Teilnahme an der K.-o.-Phase feststeht, um Stammspielerinnen zu schonen. Nur dass bei Deutschland von B-Elf eigentlich keine Rede sein kann.

Bereits gegen Dänemark hatten sich die Einwechselspielerinnen Linda Dallmann, Lena Lattwein oder Sydney Lohmann nahtlos eingefügt und sofort funktioniert. Von einem möglichen Leistungsabfall aufgrund der Wechsel keine Spur. „Wir sehen uns da ganz klar als wichtigen Faktor, um die Mannschaft durchgehend zu pushen. Man merkt auch, dass es die Mannschaft erreicht“, sagte Dallmann, die bislang in beiden Gruppenspielen von der Bank kam.

Das könnte das deutsche Team von anderen Nationen unterscheiden. Zumindest gegen Dänemark und Spanien hatte man den Eindruck, dass die Einwechselspielerinnen im Gegensatz zu den Deutschen ihre Zeit brauchten, um ins Spiel zu finden. Zeit, die man nicht hat, wenn man zurückliegt. „Es ist eine große Stärke, weil andere Mannschaften diese Breite im Kader vielleicht nicht haben. Es zeichnet uns als Team aus, dass wir noch mal Akzente setzen können, wenn der Gegner müde wird“, sagte Dallmann.

Durch die quantitative Qualität im Kader könnte Voss-Tecklenburg auch dann neue Spielerinnen beginnen lassen, wenn es die jetzige Ausgangslage nicht gäbe. Davon sah die Bundestrainerin wahrscheinlich bislang nur deshalb ab, um nicht durch zu viel Rotation Unruhe ins Team zu bringen. Das wird sich gegen Finnland nun zwangsläufig ändern.

Mit den beiden gelbgesperrten Lena Oberdorf und Felicitas Rauch, sowie der angeschlagenen Lina Magull, die gegen Spanien bereits zur Halbzeit ausgewechselt werden musste, werden drei Plätze in der Stammformation frei. In der defensiven Zentrale wird könnte Lattwein beginnen, die nach ihren beiden Einwechslungen eine starke Leistung zeigte.

„Es hat sich ein richtiger Teamspirit entwickelt“

Für Linksverteidigerin Rauch kam gegen Spanien Kleinherne bereits nach 60 Minuten rein und war wie Lattwein sofort zur Stelle. Das wird sie nun wahrscheinlich auch gegen Finnland sein müssen, nur dieses Mal von Anfang an. Für Oberdorf könnte Dallmann dieses Mal starten, wobei sie aufgrund ihrer Kreativität, Dynamik und Technik wohl eher weiter vorne spielen und Magull ersetzen wird.

Aus Gründen der Belastungssteuerung könnte Voss-Tecklenburg gegen Finnland dann auch einer Spielerin wie Popp eine Pause gönnen, die nach ihrer Corona-Infektion während der EM-Vorbereitung noch nicht wieder bei ihrer vollen Leistungsfähigkeit ist. Für sie könnte Freigang ihre Chance bekommen, über die Lattwein sagt: „Riesenkompliment an Laura, die bisher noch nicht zum Einsatz kam, aber sich jedes Spiel aufs Neue das Herz aus der Seele schreit.“

Neben der Ausgeglichenheit des deutschen Kaders scheint auch die Chemie innerhalb der Mannschaft zu stimmen. „Es hat sich ein richtiger Teamspirit entwickelt“, sagt Klara Bühl. Und auch Dallmann sieht das so und lobt gleichzeitig die Teampsychologin und ehemalige Nationalspielerin Birgit Prinz, die einen großen Einfluss auf diese Entwicklung habe.

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Mit Finnland trifft Deutschland auf einen Gegner, der es in den ersten beiden Spielen vor allem Dänemark nicht leicht gemacht hat. Das DFB-Team geht als klarer Favorit ins Spiel. Trotzdem dürfte es nicht einfach werden, die kompakte Defensive der Finninnen zu knacken. Auch wenn es für das Team von Nationaltrainerin Anna Signeul um nichts mehr geht, wird es dennoch gewillt sein, sich mit einer guten Leistung aus dem Turnier zu verabschieden.

Doch ebenso motiviert wird das deutsche Team auftreten, allen voran Dallmann: „Es ist nicht schwer, das letzte Spiel zu bestreiten, weil wir Bock haben, die Gruppe zu Null zu beenden und einen draufzusetzen. Wir haben die Chance, die Vorrunde noch mal rundzumachen.“

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