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Der letzte Schrei. Leon Bailey will irgendwann in der Premier League spielen. Sollte Bayer die Champions League erreichen, dürfte er aber noch für ein Jahr bleiben.

© Uwe Anspach/AFP

Leon Bailey von Bayer Leverkusen: Die Entdeckung der Saison

Leon Bailey aus Jamaika hat in dieser Saison den Durchbruch geschafft – bei Bayer Leverkusen gelingt ihm derzeit fast alles. Das weckt Begehrlichkeiten.

Leon Baileys erster großer Auftritt in Leverkusen liegt genau ein Jahr zurück. Anfang Februar 2017 stellte Bayer 04 den jungen Fußball-Profi aus Jamaika offiziell vor, den der Bundesligist gerade für gut zwölf Millionen Euro von Genk verpflichtetet hatte. Brillis funkelten an Baileys Ohrläppchen, er trug eine goldene Rolex am Handgelenk und eine ebenfalls goldene Kette um den Hals. Bailey, damals 19 Jahre alt, sprach selbstbewusst von seinen Zielen: „Die Leute bezahlen viel Geld, um Fußball zu sehen. Fußball ist Entertainment. Ich will die Fans unterhalten und glücklich machen, ich will ihnen eine richtig gute Show bieten.“

Es gab im Grunde nur zwei Möglichkeiten. Entweder redete da ein größenwahnsinniger Schnösel. Oder ein Super-Talent mit großer Zukunft. Im Februar 2018 sieht es so aus, als habe Bailey nicht zu viel versprochen, als sei sein Talent noch größer als sein Hang zur Selbstdarstellung. Der inzwischen 20 Jahre alte Stern von der karibischen Sprinterinsel ist die Entdeckung dieser Bundesliga-Saison. Mit acht Toren und sechs Vorlagen ist Bailey, der mit seiner Mannschaft am Samstag Hertha BSC (15.30 Uhr) empfängt, in 18 Bundesliga-Partien Bayers bester Scorer.

Trainer Heiko Herrlich, der selbst früher Stürmer war, sagt, Bailey habe „brutale Qualitäten“ und sei „eine echte Waffe“. Außerdem sei Bailey ein fleißiger Teamplayer, der lernen wolle und immer aufmerksam zuhöre, berichtet Herrlich: „Leon ist unglaublich schnell mit einer hohen Handlungsschnelligkeit. Er erfasst Situationen sehr schnell.“ Bailey kommt seinerseits mit dem 46 Jahre alten Coach, der im vergangenen Sommer in Leverkusen anfing, bestens aus. In der Rückrunde der chaotischen Saison 2016/17 war Bailey sowohl bei Roger Schmidt als auch bei Tayfun Korkut nur Einwechselspieler, bei Herrlich hingegen sofort ein wichtiger Bestandteil der Mannschaft. Und das dankte er dem Trainer.

In vielen Spielen war der schnelle und technisch versierte Offensivmann Siegtorschütze für Herrlichs Mannschaft. Mit einem frechen Treffer beim 4:1 in Hoffenheim, per Hacke erzielt, mit dem Rücken zum Tor stehend, sorgte er im Januar für großes Aufsehen. Aber Bailey taugt auch als Joker. Als er zum Beispiel im Dezember beim 4:4 in Hannover von der Bank kam, erzielte er zwei Tore – und hätte fast ein drittes geschossen.

Im Alter von 13 Jahren kam Bailey nach Europa

Berater des Profis ist sein Stiefvater, der exzentrische Jamaikaner Craig Butler, dem es wie seinem Schützling nicht an Selbstbewusstsein mangelt. „Leon ist ein Super-Talent. Er wird einmal der beste Spieler der Welt sein“, sagte der Jamaikaner unlängst dem „Express“. Bailey habe erst 30 Prozent seiner Fähigkeiten entfaltet.

Schon im Alter von 13 Jahren kam Bailey nach Europa. Erst ging er zur Jugend von RB Salzburg, als 14-Jähriger schloss er sich dem österreichischen Regionalligisten USK Anif an, der inzwischen FC Liefering heißt. In Genk, wo er von 2015 bis Anfang 2017 spielte, war Bailey beliebt beim Publikum. Sein Abschied verlief jedoch nicht ohne Störungen. Eigentlich wollte ihn der belgische Klub wohl erst im Sommer 2017abgeben. Butler soll damit aber nicht mehr einverstanden gewesen sein, da sein anderer Sohn Kyle Butler nicht ins Genker Profi-Team integriert wurde. So kam Bailey früher zu Bayer.

Die Leverkusener Chefs klopfen sich derweil selbst auf die Schultern für den Coup, den sie mit diesem Spielereinkauf gelandet haben. Bailey steht bis 2022 in Leverkusen unter Vertrag – ohne Ausstiegsklausel, wie zu hören ist. Sportchef Rudi Völler hatte die Verpflichtung seiner Zeit im Klub, der sich in einer sportlichen Krise befand, mit viel Einsatz durchboxen müssen. „Es gab viele Diskussionen, Gottseidank haben sich unsere Argumente durchgesetzt“, sagte Völler dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.

Falls Bailey sich weiter so positiv entwickeln sollte, dürfen Völler bald wunderbare Angebote superreicher europäischer Vereine ins Haus flattern. Abgeben wollen sie Bailey zwar vorerst nicht. Solche Gedanken gebe es nicht, sagt Völler. Aber natürlich wird jeder Verein schwach, wenn das Angebot für einen Spieler nur hoch genug im zweistelligen Millionen-Bereich liegt. Realistisch betrachtet stellt sich die Situation so dar: Sollte Bayer in dieser Saison die Champions League erreichen, dürfte Bailey noch für ein Jahr bleiben. Sein Ziel ist es aber, wie er schon paarmal erzählt hat, eines Tages in der Premier League in England zu spielen. Und wenn nichts dazwischen kommt, wird er dort in näherer Zukunft auch landen.

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