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Höhenflug. Mateusz Przybylko war im Hochsprung in Topform und holte Gold.

© AFP

Leichtathletik-EM in Berlin: Weit und hoch: Mihambo und Przybylko springen zu Gold

Toller Tag im Olympiastadion: Vor vollem Haus holen die deutschen Leichtathleten zwei EM-Titel und insgesamt vier Medaillen.

Die Besucher drängelten sich schon am frühen Abend am Marathontor an den Gittern, um von dort einen Blick ins Olympiastadion zu bekommen. Gedränge gab es auch an den Imbissbuden im Stadionbereich, obwohl für ein kühles Bier knackige fünf Euro veranschlagt waren und die teigige Riesen-Brezel stolze 3,5 Euro kostete. Das waren handfeste Indizien dafür, dass der Samstag rein vom Interesse her der Höhepunkt bei den Leichtathletik-Europameisterschaften in Berlin werden würde. So kam es dann auch: „Wir bedanken uns bei 60 500 Zuschauer“, brüllte der Stadionsprecher feierlich durch sein Mikrofon. Aus Sicht der Veranstalter wäre es auch zu schade gewesen, hätte es gerade an diesem Abend keine Medaillen für die deutschen Athleten gegeben. Bier und Riesen-Brezel sollten schließlich ihr Geld wert sein.

Die deutschen Anhänger sollten aber mit Medaillen entlohnt werden. Hochspringer Mateusz Przybylko und Weitspringerin Malaika Mihambo gewannen Gold, und die beiden Diskuswerferinnen Nadine Müller und Shanice Craft holten die Silber- und die Bronzemedaille.

Es war ein Abend, bei dem die Zuschauer kaum hinterherkamen. So eng getaktet war das Programm. Und häufig waren die deutschen Athleten die Protagonisten. Mateusz Przybylko etwa lieferte einen großartigen Wettkampf ab. Der 26-Jährige stellte mit 2,35 Metern seine persönliche Bestleistung ein. Przybylko leistete sich bis zu dieser Höhe keinen Fehlversuch. Als schließlich auch der Weißrusse Maksim Nedasekau nicht mehr mithalten konnte, jubelten die Zuschauer laut auf. Nicht aus Schadenfreude heraus, sondern weil Przybylko Gold sicher hatte.

Erstmals bei dieser EM war das Olympiastadion ausverkauft

Nicht minder ausgelassen war die Stimmung während der Weitsprung-Konkurrenz der Frauen. Als Malaika Mihambo vorgestellt wurde und der Jubel der vielen Zuschauer ohrenbetäubend laut war, wirkte sie fast erschrocken. Schüchtern winkte sie ins Publikum und auch bei ihren beiden ersten Versuchen machte die 24-Jährige einen gehemmten Eindruck. Beide Male landete sie bei 6,36 Metern in der Grube. Sie schüttelte den Kopf, suchte den Kontakt mit ihrem Trainer und machte dann einen Satz auf 6,75 Meter. Das bedeutete die Führung. Am Ende wurde es dann hochdramatisch. In ihren letzten Versuchen sprangen die Ukrainerin Maryna Bekh und sowie Shara Proctor aus Großbritannien sehr weit. Aber beide Male konnte Mihambo durchatmen. Proctor landete bei 6,70 und Bekh bei 6,73. Wieder war der Jubel groß, wieder hatte Deutschland Gold gewonnen.

Malaika Mihambo bewies Nervenstärke und durfte am Ende jubeln.
Malaika Mihambo bewies Nervenstärke und durfte am Ende jubeln.

© dpa

Und es sollten weitere Medaillen folgen. Die deutschen Diskuswerferinnen Nadine Müller (63 Meter) und Shanice Craft (62,46) gewannen Silber und Bronze. Müller lag mit ihrer Saisonbestleistung lange vorne, ehe die Kroatin Sandra Perkovic mit 67,62 Metern einen raushaute, wie es im Werfersprech heißt.

Aber auch ohne die deutsche Brille war der fünfte Finalabend ein dramaturgisch ansprechender Wettkampftag. So gab es einen packenden 400-Meter-Lauf bei den Frauen. Die Griechin Maria Belibasaki lief ein höllisches Tempo, führte lange, wurde aber auf den letzten Metern von der spurtstarken Polin Justyna Swiety noch abgefangen. Überhaupt war es auch der Abend der Polen. Auch Adam Kszczot setzte sich mit einem nicht weniger atemraubenden Schlussspurt über 800 Meter in 1:44,59 Minuten gegen den Schweden Andreas Kramer (1:45,03) und den lange führenden Pierre-Ambroise Bosse (1:45:30) durch und die polnische 4x400-Meter-Staffel der Frauen holte ebenfalls Gold.

Die schnellste Frau bei der EM war die Britin Dina-Asher Smith. Nach ihrem Erfolg über 100 Meter setzte sie sich am Samstag auch über 200 Meter durch. In der Weltjahresbestzeit von 21,89 Sekunden rannte sie vor der Holländerin Dafne Schippers (22,14) und deren Landsfrau Jamile Samuel (22,14) ins Ziel. Über 5000 Meter der Männer waren die norwegischen Brüder nicht zu schlagen. Jakob (13:17,06 Minuten) und Henrik Ingebrigtsen (13:18,75) liefen vor dem Franzosen Morhad Amdouni (13:19,14) ins Ziel. Deswegen flippten die Zuschauer im Olympiastadion zwar nicht aus, die Brezel schmeckte den deutschen Anhängern aber auch ohne weitere Medaille.

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