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Dietzsch

© dpa

Leichtathletik: Alt und erfolgreich

Die 39-jährige Franka Dietzsch holt erneut den Diskustitel. Sprinter Tobias Unger und 400-Meter-Läufer Ingo Schultz enttäuschen.

Erfurt - Es sollte der Höhenflug dieser deutschen Meisterschaft werden, doch er war schon nach einem Versuch zu Ende. Eike Onnen lief auf 2,10 Meter zu, riss die Latte deutlich und kreuzte gleich seine beiden Arme: Aufgabe. Der Hochspringer aus Hannover leidet an einer Rückenverletzung und wollte nichts riskieren. Damit fiel eine besondere Vorstellung aus, denn Onnen hatte sich mit seinen Auftritten und vor allen seinen im Mai übersprungenen 2,34 Meter zu einem Unterhaltungskünstler entwickelt. „Ich wollte einfach auf die WM Rücksicht nehmen“, sagte der 24-Jährige.

Da ging es ihm wie vielen anderen Athleten im Erfurter Steigerwaldstadion. Herausragende Leistungen gab es jedenfalls nur wenige und außerdem so gut wie keine Überraschungserfolge. Die Meisterschaft war für viele nur ein Pflichttermin auf dem Weg zu den Weltmeisterschaften Ende August in Osaka. Eike Onnen hat auch noch sein Trainingslager abgesagt, in das er in dieser Woche reisen wollte. Nach seinen zuletzt überragenden Leistungen muss er sich schon Vergleiche mit Carlo Thränhardt anhören, der mit 2,37 Meter den deutschen Rekord hält. In Erfurt sollte Onnen erst einmal als Nachfolger des Berliners Martin Buß präsentieren. Buß war 2001 Weltmeister geworden, im Steigerwaldstadion wurde er offiziell vom Deutschen Leichtathletik-Verband verabschiedet. Den Hochsprung gewann der Chemnitzer Benjamin Lauckner mit 2,26 Metern.

Auch das Zuschauerinteresse hielt sich in Grenzen. Am Samstag kamen 9200 Besucher ins Stadion, am Sonntag waren es immerhin 12 100. Der leitende Bundestrainer Jürgen Mallow hatte sich dennoch Mut machende Aussagen zurechtgelegt: „Wir haben im Vergleich zum vergangenen Jahr zwanzig Prozent Athleten mehr unter den besten 20 der Weltjahresbestenliste.“ Gezählt hat Mallow außerdem mehr deutsche Medaillenkandidaten für die WM in Osaka.

Zu ihnen gehört zum Beispiel Franka Dietzsch. Im nächsten Jahr wird die Diskuswerferin aus Neubrandenburg 40. Aber erfolgreich ist sie noch immer. „Mein Trainer sagt immer zu mir: Franka, wenn du gesund bist, kann dich kaum einer schlagen. Im Moment bin ich gesund.“ In Erfurt gewann sie mit 62,83 Metern ihren zehnten deutschen Meistertitel. Keine herausragende Weite, das erklärte sie mit den vielen Wettkämpfen der vergangenen Wochen und auch ein wenig mit fehlender Spannung.

Für Osaka hat sich die WM-Titelverteidigerin erst einmal eine Medaille vorgenommen. „Weltmeisterin zu werden, wäre zu hoch gegriffen“, sagte sie. Zumal ihr das schwülwarme Klima in Osaka nicht behage. „Da würde ich am liebsten gleich wieder nach Hause fahren.“ Ans Ende der WM denkt sie schon, aber nicht ans Ende ihrer Karriere. „Die WM 2009 in Berlin wäre doch ein super Abschluss“, sagt sie. „Obwohl: Was kommt danach eigentlich?“ Friedhard Teuffel

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