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Einsame Spitze. Kathrin Switzer am Ostermontag beim Zieleinlauf mit der Startnummer 261 - wie 50 Jahre vorher.

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Laufpionierin Kathrine Switzer: Frauen beim Marathon: Es begann mit einem Straßenkampf

Kathrine Switzer war die offiziell erste Marathonläuferin. 50 Jahre nach ihrer Premiere ist sie noch einmal in Boston gelaufen.

Um ans Ziel zu kommen, musste sie nicht nur 42,195 Kilometer zurücklegen, sondern auch einen kleinen Straßenkampf überstehen. Kathrine Switzer war gerade losgelaufen, als erste Frau mit einer Startnummer bei einem Marathon, als auf einmal der Renndirektor des Boston-Marathons auf sie zustürzte. „Get the hell out of my race“ – verschwinde aus meinem Rennen – brüllte er und versuchte, sie von der Strecke zu ziehen. Switzers Begleitung war ein Hammerwerfer, der wiederum den Renndirektor wegrammte. Das alles passierte 1967 direkt vor dem Pressebus, und die Fotos wurden zum Symbol für das selbstbestimmte Sporttreiben von Frauen.

Am Ostermontag, 50 Jahre danach, ist Switzer wieder in Boston beim Marathon gestartet - und kam nach 4:44:31 Stunden ins Ziel. „ich kann den Menschen, die hier in Boston am Straßenrand standen gar nicht genug danken. Ich bin überhaupt dankbar, dass ich überhaupt noch fit genug bin, mit 70 Jahren kann alles passieren“, sagt sie. „Über das Jubiläum bin ich total begeistert. 50 Jahre später machen Frauen fast die Hälfte des Feldes in Boston aus.“ Und sie ist die Vorläuferin.

Bei ihrer ersten Teilnahme wollte sie zeigen, was sie als Frau leisten kann. Damals hielten sich noch üble Mythen, wie der, dass langes Laufen Frauen unfruchtbar mache. Deshalb waren Frauen nicht zugelassen. Mit ihren Initialen K. V. Switzer meldete sie sich an, so fiel sie nicht auf. Die Initialen habe sie gewählt, weil sie Sportreporterin werden wollte und große Autoren damals eben Initialen statt eines Vornamens benutzten wie J. D. Salinger, E. E. Cummings oder T. S. Eliot.

Fast ins Straucheln gekommen. Nachdem Renndirektor Jocke Semple Kathrine Switzer schon aus dem Rennen zerren wollte, versuchte das auch noch sein Kollege Bill Cloney (im schwarzen Mantel). Doch Switzer lief durch.
Fast ins Straucheln gekommen. Nachdem Renndirektor Jocke Semple Kathrine Switzer schon aus dem Rennen zerren wollte, versuchte das auch noch sein Kollege Bill Cloney (im schwarzen Mantel). Doch Switzer lief durch.

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Nach der überstandenen Rangelei lief Switzer ihr Rennen zu Ende. Im Ziel wurde sie von manchen angefeindet, von vielen aber gefeiert. Doch es dauerte noch fünf Jahre, bis Frauen offiziell beim Boston-Marathon starten und 17 Jahre, bis sie auch bei Olympischen Spielen die längste Distanz laufen durften. Switzer lief ohnehin einfach weiter, für sich und für die Frauen insgesamt. Sie gewann 1974 den New-York-Marathon, kommentierte Rennen fürs Fernsehen und schrieb Bücher. Und sie rief Frauenläufe ins Leben.

Auch in Berlin findet jedes Jahr ein Frauenlauf im Tiergarten statt. Gegründet hat ihn Switzer zusammen mit Horst Milde, dem Erfinder des Berlin-Marathons. „Frauen haben oft nicht die Gelegenheit, sich körperlich stark zu fühlen. Wenn eine Frau zu laufen anfängt, erst einen, dann fünf, dann zehn Kilometer, dann sagt sie: Ich fühle mich stark“, sagt Switzer. „Und wenn eine Frau einen Marathon läuft, sagt sie: Jetzt kann ich alles schaffen.“

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