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Wowereit als Präsident würde hohe Wellen schlagen. Nicht nur in Berlin

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Lars Windhorst und Hertha BSC: Klaus Wowereit als Präsident dürfte ganz im Sinne des Investors sein

Zwischen Lars Windhorst und der Führung kriselt es. Damit er nicht die Lust am Investment verliert, sollte der Verein die Hauptstadt verkörpern. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Stephan-Andreas Casdorff

Still ruht der See? Bei Weitem nicht. Das jüngste Interview von Hertha-Investor Lars Windhorst in der „Süddeutschen Zeitung“ hat etliche Wellen geschlagen. Aber weil alle dachten, er wolle sich nun ins Sportliche einmischen, in die Trainerfrage: Bleibt Pal Dardai oder nicht? Dabei gab seine Antwort hierzu nichts her außer einer Unterstützung für Sport-Vorstand Fredi Bobic und dessen Kurs, der Ambition verlangt.

Vielmehr geht es um andere, deren Namen Windhorst nicht nennen mochte, die den hochgesteckten Zielen des Tennor-Managers aus dessen Sicht entgegenstehen. Da fällt einem wer ein? Präsident Werner Gegenbauer und seine Gefolgsleute. Von denen fühlt sich Windhorst immer wieder in schlechtes Licht gerückt.

Seine Worte deuten an: Unter der Oberfläche sind die Strömungen stark. Hertha nähert sich einer größeren Auseinandersetzung: einer um Anspruch, Kurs, Leidenschaft, Teamspiel. Und die Erfüllung der gemeinsamen Absichten.

374 Millionen Euro hat die Gruppe um Windhorst bereits gegeben, sie ist bereit, noch mehr in den Verein zu investieren, wenn die Führung den Plan des „Big City Clubs“ nicht nur endlich akzeptiert, sondern lebt. In der Hinsicht war Windhorsts Verweis auf Liga- und Stadtkonkurrent 1. FC Union Berlin nahe an einer Warnung.

Union als positive Herausforderung

Der Investor hat nämlich in Union einen Kronzeugen, dass sich große Veränderungen binnen weniger Jahre verwirklichen lassen, wenn die Einstellung und die vereinsinterne Aufstellung stimmen. Union, gerade aufgestiegen, spielt um Titel in Europa, Hertha gegen den Abstieg. Und hat doch so viel mehr Geld zur Verfügung.

Union ist insofern eine positive Herausforderung, als dass Anspruch und Kurs übereinstimmen, Leidenschaft und Teamspiel zusammenpassen. Bei Hertha nicht. Schon veröffentlichte Details aus vertraulichen Verträgen oder, zurückliegend, aus einem kritischen, auch vertraulichen Dossier des Kurzzeit-Trainers Jürgen Klinsmann sprechen gegen Teamspiel. Und Leidenschaft für das gemeinsam erklärte Ziel, in der Tabelle oben mitzuspielen, gewissermaßen hauptstadtgemäß, vermisst nicht nur Windhorst.

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So kräuselt sich der See allmählich. Hertha ist für die Einhaltung der Vereinbarungen verantwortlich, Windhorst selbst gegenüber seinen Investoren. Wie er die Freude am Investment nicht verlieren will, soll bei diesen die Lust an Hertha erhalten werden. Auch das macht sein Interview deutlich.

Der Verein soll dafür seine Ziele ausstrahlen, mit guter Laune und Dynamik. Hertha soll positiv wirken, die Hauptstadt verkörpern. Falls Windhorst die Auseinandersetzung mit der gegenwärtigen Führung nicht nur sucht, sondern auch gewinnt, könnte ein Name ins Spiel kommen, an den (noch) keiner denkt: Klaus Wowereit. Der als Präsident - das würde hohe Wellen schlagen. Nicht nur in Berlin.

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